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001 - Vampire unter uns

001 - Vampire unter uns

Titel: 001 - Vampire unter uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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bereute es jedoch sofort. Nun würde er nicht aufhören, in mich zu dringen, bis ich redete.
    Aber war es nicht gleichgültig? War nicht auch er bereits mit dem Unmöglichen konfrontiert worden?
    »Was fürchten Sie, Mertens? Um alles in der Welt, sagen Sie es, bevor ich meinen Medizinerberuf an den Nagel hänge und wieder Märchenbücher zu lesen anfange.«
    »Was ich Ihnen sagen kann, wird daran nicht viel ändern«, erwiderte ich. »Aber vielleicht können Sie sich einen Reim darauf machen.« Ich sah ihn unsicher an.
    Glaubte ich wirklich selbst daran? Nein, der nüchterne Teil in mir bezweifelte es. Aber war Zweifel nicht bereits halber Glaube? Es war in mir. Und jetzt musste es heraus.
    »Es ist nicht mein Sohn«, sagte ich.
    Er sah mich verblüfft an.
    »Willie«, wiederholte ich, »ist nicht mein Kind, sondern das von Willie Martin.«
    »Tut mir leid«, meinte er, »ich kann Ihnen nicht folgen. Wer ist Willie Martin?«
    »Der frühere Mann meiner Frau«, erklärte ich ihm.
    »Oh«, sagte er enttäuscht. »Das ist alles? Sie meinen, Ihre Frau hat Sie mit ihrem früheren Mann betrogen? Deshalb wollten Sie das Kind nicht?«
    »Das ist noch nicht alles, Doktor. Willie Martin starb vor fünf Jahren an Leukämie.«
    Dr. Felbermann starrte mich einen Augenblick fassungslos an. Dann begann er zu lachen. »Sie sollten zum Psychiater«, sagte er und startete den Wagen.
    »Und Sie zu Ihren Märchenbüchern«, erwiderte ich. »Hier sehen Sie sich das an.« Ich reichte ihm die beiden Fotos.
    Ich trug sie schon zwei Tage mit mir herum und hatte bisher nicht gewagt, sie Martha zu zeigen. Sie schienen mir wie eine Bestätigung all dessen, was der Verstand sich zu glauben weigerte. Ein Foto zeigte Willie Martin, kurz bevor er starb. Es war eine Ausschnittvergrößerung des Gesichts. Das zweite war ein Schnappschuss von unserem Baby, den ich an einem der ersten Tage zu Hause gemacht hatte. Auch davon war das Gesicht heraus vergrößert. Die beiden Gesichter glichen einander wie ein Ei dem anderen. Der einzige Unterschied bestand in der Größe.
    Auch Dr. Felbermann musste das erkennen. Ich gab ihm ebenfalls die Originalfotos, von denen die Vergrößerungen gemacht worden waren, um keinen Zweifel offen zu lassen.
    Er studierte sie eine ganze Weile. Schließlich gab er sie mir zurück und sah mich ratlos an. Er sagte kein Wort, obwohl er mehrmals ansetzte. Auch ich schwieg.
    Was sollte ich noch sagen? Er konnte mich für verrückt halten oder nicht. Ich war erleichtert, dass ich die Sache nicht mehr allein trug. Dass endlich jemand wusste, was ich dachte und fühlte – und litt.
    Als er nach dem Ganghebel griff, zitterten seine Hände. Er sagte kein Wort mehr während der Fahrt nach Eibenburg.
     

     
    Willie blieb am Leben.
    Die Ärzte hielten ihn für ein Wunderkind. Sofort nach seiner Einlieferung machten sich Spezialisten des angeschlossenen Forschungslabors an die Untersuchung der Blutproben. Das war das einzige, was vorerst getan werden konnte, denn es gab keine Möglichkeit, das gestockte Blut aus den Adern zu pumpen und eine Transfusion vorzunehmen.
    Während man sich noch über das Phänomen klar zu werden versuchte, dass Willie ohne Kreislauf und ohne Herzschlag lebte, stießen die Spezialisten auf eine interessante Entdeckung: das geronnene Blut, das man den Adern des Babys entnommen hatte, enthielt Fermente, wie sie normalerweise im Verdauungstrakt des Menschen vorkommen.
    Man wusste nun, was das Blut zum Gerinnen gebracht hatte, aber nicht, wie diese Fermente in das Kreislaufsystem gelangt waren und warum.
    Zwei Tage später war das geronnene Blut bis auf einige Rückstände aus den Adern verschwunden. Hatte Willie es verdaut? Alles wies darauf hin. Das Kind schien keine Beschwerden zu haben. Zwar war es ungewöhnlich bleich, aber die Gewebe nahmen durch die Blutlosigkeit keinen Schaden.
    Eine Transfusion wurde versucht – erfolgreich. Gesunde Gesichts- und Körperfarbe stellten sich augenblicklich ein. Das Herz begann wieder zu schlagen.
    Die ganze Zeit über nahm Willie Nahrung zu sich, aber der kleine Körper entzog dieser Nahrung nur Wasser. Der Rest wurde unverdaut ausgeschieden.
    Röntgenaufnahmen führten schließlich zur Entdeckung einer Verbindung zwischen Verdauungssystem und Kreislaufsystem.
    Daraus ergab sich ganz klar: Willie verdaute das Blut. Er verdaute sein eigenes Blut!
    Das bewiesen auch Kotprobeuntersuchungen eindeutig.
    Große Schlagzeilen erschienen in den Zeitungen und lösten eine wahre

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