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001 - Vampire unter uns

001 - Vampire unter uns

Titel: 001 - Vampire unter uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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Meter flussaufwärts, in die Nähe der Ostbrücke, und legte sie mitten auf den Fußgängerweg am Damm. Ich schloss ihre Bluse dicht am Hals, so dass die Bisswunde nicht zu sehen war. Eine Gruppe von jungen Leuten kam in einiger Entfernung auf mich zu. Sie gingen langsam, lachten und unterhielten sich lautstark und ungezwungen.
    Es würde noch ein paar Minuten dauern, bis sie das Mädchen erreichten. Rasch lief ich in die Büsche zurück und wartete.
    Gleich darauf stieß einer der Jungen einen Ruf aus, und alle beugten sich über das ohnmächtige Mädchen.
    Ich hastete zurück zu Willie. Es war noch dunkler geworden, und ich fürchtete einen Augenblick, ihn nicht wiederzufinden.
    Aber gleich darauf fiel ich fast über ihn. Er hatte sich nicht von der Stelle gerührt und spielte vergnügt mit seinen schmutzigen Zehen. Er erschien mir fast menschlich in diesem Moment.
    Menschlich oder nicht, wir mussten verschwinden.
    »Na, komm«, sagte ich unwirsch und hob ihn hoch. Als wir kurz darauf durch die nächtlich beleuchteten Straßen gingen, sah ich erst, wie schmutzig der Kleine im Gebüsch geworden war. Ich ließ sofort die Absicht fallen, ein öffentliches Verkehrsmittel zu benützen. Eine Mutter mit einem derart verschmutzten Kind wäre sicherlich aufgefallen. Aber ein schmutziger Vater mit einem schmutzigen Kind hätte Aufsehen erregt. Und genau das musste ich vermeiden. Die Zeitungen hatten zwar kein Bild von Willie, gebracht, aber sein Gesicht mit den Zügen eines Erwachsenen hätte die Leute bestimmt stutzig gemacht.
    So schlich ich mich eine Dreiviertelstunde lang durch die Straßen, als hätte ich den Balg geklaut. Aber niemand hielt mich auf, wie verdächtig ich auch erscheinen musste mit meinem sorgsam gehüteten Bündel unter dem Arm.
    Gemeinsam bestandene Gefahren schaffen ein gewisses Gefühl der Zusammengehörigkeit. Als ich aufatmend die Wohnungstür hinter mir verschloss, empfand ich beinahe Sympathie für den kleinen Blutsauger.
    Aber sie hielt nicht lange an.
     

     
    Ich rief Felbermann an, der bereits wie auf Nadeln saß, und teilte ihm mit, dass Willie bei mir war. Die Sache mit dem Mädchen behielt ich für mich.
    Felbermann kam umgehend zu mir und untersuchte sowohl das Kind wie auch mich, während ich ihm von meinem Besuch bei Philip Malasse berichtete.
    Es erleichterte mich zwar, dass er über den Magier lächelte, aber meine Unsicherheit blieb. Er schlug vor, Willie gleich am nächsten Tag zurück nach Eibenburg zu bringen, damit man ihn weiter untersuchen könne.
    Außerdem wäre es dort kein Problem, ihn mit dem für ihn lebenswichtigen Stoff, Blut, zu versorgen.
    Ich stimmte nach einigem Zögern zu.
    Wie eine Gefahrenglocke schlug in mir Malasses Warnung an: ›Die Rache der lebenden Toten wird fürchterlich sein!‹ Ich versuchte sie zu vergessen, aber es blieb ein nagendes Gefühl im Hintergrund, bereit, jederzeit emporzutauchen. Diese Warnung war lächerlich, weil sie den Toten eine absurde Macht zuschrieb, an die der Magier fanatisch zu glauben schien.
    Aber ich nicht! Dennoch war meine Angst so stark, dass ich zitterte, sobald mir die Warnung in den Sinn kam. Das mochte mit der Hypnose zusammenhängen. Aber einerlei, womit diese Angst zusammenhing, ich würde sie nicht oft ertragen können.
    Malasse schien klüger, als ich dachte. Willie lag ihm offenbar am Herzen. Willie, den er als sein Geschöpf bezeichnete. Mir wurde klar, dass es ganz belanglos war, ob nun tatsächlich etwas Übernatürliches hinter der Sache steckte oder nicht, der Magier würde dafür sorgen, dass ich mich Willies annahm und dass er nicht in die falschen, in die wissenschaftlichem Hände geriet.
    Während der folgenden Nacht steigerte sich meine Angst trotz aller möglichen vernünftigen Argumente zur Panik. Um drei Uhr rief ich Felbermann an, um ihm mitzuteilen, dass ich vorerst Willie nicht aus der Hand geben würde. Je wacher er wurde, desto misstrauischer zeigte er sich.
    Er vermutete, dass etwas mit mir nicht in Ordnung wäre, aber schließlich konnte ich ihn beruhigen. Ich erklärte ihm, dass ich mir erst selber über einige Dinge klar werden müsse, ehe ich das einzige Beweisstück meiner Zweifel aus der Hand gab. Ich bat ihn, Martha jedoch nichts davon zu sagen und sie noch ein paar Tage in der Klinik festzuhalten. Ob ich etwas dagegen hätte, dass er sich selbst am Morgen von der Sachlage überzeuge?
    Nein, hatte ich nicht.
    Danach war ich etwas ruhiger und schlief endlich ein.
     

     
    Am Morgen fiel

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