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001 - Vampire unter uns

001 - Vampire unter uns

Titel: 001 - Vampire unter uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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glaubte ich zu erkennen, dass er ernstlich besorgt war. »Sie sind … allein hier?«
    Ich nickte.
    »Wie geht es Ihrer Frau Martha?«
    »Ach, Sie kennen sie?« fragte ich rasch.
    »Haben Sie es vergessen?« meinte er ironisch. »Sie hatten bei unserem letzten Besuch die Güte, mir alles zu erzählen.«
    »Ja, ich entsinne mich.« Das schien ihn ein wenig aus der Fassung zu bringen. Er musterte mich forschend.
    »Wäre es dann nicht recht und billig, wenn Sie mir nun einige Fragen beantworteten?« fragte ich rundheraus.
    Er setzte sich ebenfalls und blickte mich unverwandt an. Mir war ein wenig unheimlich zumute. Wollte er mich wieder hypnotisieren? Aber da nichts geschah, gewann ich meine Zuversicht zurück.
    »Fragen Sie!« befahl er.
    Ich holte tief Luft. Jetzt war es soweit.
    »Ich weiß, dass Willie Martin Sie – ja, wie soll man sagen – konsultiert hat …«, begann ich.
    »Das stimmt«, erwiderte er.
    Ermutigt fuhr ich fort: »Er kam zu Ihnen, weil er sich für nicht zeugungsfähig hielt und von Ihnen Hilfe erwartete, die ihm sonst niemand zu geben vermochte.«
    »Richtig!«
    Ich sah ihn scharf an. »Konnten Sie ihm helfen?«
    »Ja«, sagte er selbstbewusst.
    Mit angehaltenem Atem fragte ich: »Wie?«
    Er lächelte. »Mein lieber Herr Mertens, erwarten Sie allen Ernstes, dass ich meine Berufstechniken preisgebe?«
    »Nein«, sagte ich rasch. »Sie missverstehen meine Frage.
    Mich interessiert nicht die Art der Heilung, mich interessiert die Wirkung.«
    Sein Lächeln vertiefte sich. »Um keine Zweifel offen zu lassen, Herr Mertens: nachdem ich ihn behandelt hatte, war er zeugungsfähig.«
    »Dann war Martha unfruchtbar?«
    »Nein, Herr Mertens, sie ist nicht unfruchtbar. Ich habe sie selbst untersucht. Ihre Organe sind nicht normal gelagert, das machte es einem normalen Mann unmöglich, sie zu schwängern. Aber Martin war kein normaler Mann mehr, als seine Behandlung abgeschlossen war. Er vermochte es!«
    »Sie müssen sich irren«, widersprach ich sarkastisch. »Er vermochte nichts. Er starb kurz darauf.«
    »Ah, wie klein der menschliche Geist ist unter den Gesetzen der logischen Realität! Warum vergessen Sie nicht, einen Augenblick die physikalischen Gesetze des Kosmos und akzeptieren höhere, die etwas über Funktionen und Verhältnisse ganz anderer Kräfte aussagen? Wir können sie nicht erfassen, Herr Mertens. Wir müssen an sie glauben. Ja, Willie Martin starb. Aber sein Tod machte mir seine Heilung erst möglich.«
    »Sein Tod machte …«, setzte ich an und brach hilflos ab. Am liebsten hätte ich laut gelacht, aber das Grauen lähmte meine Zunge.
    »Ich brauchte fünf Jahre, um ihm jene Kraft zu geben.«
    Triumph lag in seiner Stimme. »Wie sie kein Toter seit Jahrhunderten mehr besaß. Aber die alten Formeln waren richtig. Wie eindimensional ist die Mathematik in ihrer absurden Logik, wie ausweglos die Physik, die den Gesetzen dieser Mathematik gehorcht, wie kümmerlich selbst Einsteins und Heisenbergs kühne Erkenntnisse – denn sie missachten die Gesetze der Seele, in der alle Existenz und alle Kreativität liegt, die den Kosmos schafft, in den sie mit blinder Hand greifen. Aber ich will Ihnen den Mythos der Realität nicht zerstören. Es wird nur schwer sein, die Wahrheit in ihren Gesetzmäßigkeiten unterzubringen. Und die Wahrheit, mein lieber Herr Mertens, nach der Sie so dürsten, ist eine Erkenntnis der kreativen Sinne Ihrer Seele, der Phantasie … nicht des logischen Geistes. Wollen Sie sie noch immer hören?«
    Ich nickte stumm. Ich ahnte, was kommen würde.
    »Willie ist nicht Ihr Kind, aber das wissen Sie längst, Herr Mertens, nicht wahr? Und Sie ahnen auch die Wahrheit, nicht wahr?«
    Wieder nickte ich.
    »Das ist gut, weil dann noch Hoffnung besteht, dass es eines Tages gelingt, die Fesseln der Realität zu sprengen, die die Geister der ewig Untoten in Bann halten. Willie ist der Sohn von Willie Martin. Er ist ein erster Triumph der Magie über die Wissenschaft. Zum ersten Mal seit fast einem halben Jahrtausend ist es wieder gelungen, einen Untoten mit einem Lebenden zu vermählen. Ein Kind der Phantasie ist geboren«, sagte er fanatisch, »das so mächtig ist, dass die Realität es nicht zu verleugnen vermag.« Triumph leuchtete in seinen Augen, die sich plötzlich weit öffneten.
    Augenblicklich spürte ich die Kraft, die von ihm ausströmte.
    Ich fühlte mich gelähmt.
    Der Magier verschwamm vor meinen Augen, so sehr ich auch dagegen ankämpfte. Nur die Stimme war

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