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001 - Vampire unter uns

001 - Vampire unter uns

Titel: 001 - Vampire unter uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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gegenwärtig, diese spröde Stimme, die so mitleidlos auf mich einsprach. »Ich war es, der diesen Dämon zeugen half. Aber nicht damit die Wissenschaft, diese Dirne der Logik, ihn seziert und in seinen Eingeweiden nach der Wahrheit sucht, sondern damit er lebt – manifestierte Kraft der Seele, entsprungen einer Wollust jenseits des Grabes. Verstehen Sie, wovon ich rede?«
    Die Stimme war plötzlich wie ein Donnern. Ich schüttelte mühsam den Kopf.
    Nein, ich verstand nicht, wovon er sprach.
    Nicht im Detail. Aber ich hatte das Konzept längst erfasst: Willie war Willie Martins Sohn – und nach seinem Tode gezeugt worden. Durch Kräfte, die ich nicht verstand, deren der Magier aber mächtig war.
    Er lachte. »Es ist auch gleich, ob Sie es verstehen oder nicht.
    Wichtig ist, dass Sie sich Ihrer Vaterpflichten bewusst sind.
    Noch braucht das Kind Ihren Schutz. Ihren und den der Mutter.
    Sie werden ihm Nahrung und Schutz geben, Herr Mertens.
    Oder die Rache der lebenden Toten wird furchtbar sein …«
    Wie ein Echo drang es in mein Bewusstsein: Die Rache der lebenden Toten wird furchtbar sein …
    Immer wieder, bis ich bebte und zitterte vor Angst.
    Ich wollte aufwachen aus diesem Traum.
    Bevor ich ganz hinabsank in den Abgrund, der sich vor mir auftat, vernahm ich ein Kreischen, das ich nur zu gut kannte.
    Die wütende Bekundung eines unbezähmbaren Hungers.
     

     
    Rauschen von Wasser weckte mich. Es klang wie eine Flutwelle. Ich wollte hochfahren und merkte – dass ich stand.
    Es war früher Abend.
    Um mich herum war Dickicht. Wie kam ich hierher? Das Rauschen klang nun nah, aber nicht mehr bedrohlich. Der Fluss musste in der Nähe sein. Was, um alles in der Welt, war geschehen? Dann erinnerte ich mich an den Magier. Es war ihm also wieder gelungen, mich zu überlisten, wenn auch diesmal nicht so gründlich wie beim ersten Mal. Ich vermochte mich an den Besuch zu erinnern, an Details des Gesprächs.
    Und ich fühlte mich nicht schwach. Nur wie ich hierher kam, wusste ich nicht.
    Ein Schmatzen ließ mich herumfahren.
    Ich blickte in die weit offenen Augen Willies und unterdrückte nur mit Mühe einen Aufschrei.
    Dabei machte Willie ganz und gar keinen dämonischen Eindruck. Er strahlte mich dankbar an und gab leise Laute von sich, wie es satte, zufriedene Babys zumeist tun. Seine Lippen waren tiefrot, und seine kleine Hand spielte mit dem blonden Haar eines Mädchens, das reglos neben ihm lag.
    Mit klopfendem Herzen beugte ich mich über sie. Sie lebte noch. Ich atmete auf.
    Verzweifelt versuchte ich mir klarzumachen, was geschehen war. Ich sah mich um. Nicht weit entfernt vernahm ich Stimmen. Durch das verhältnismäßig dichte Geäst der hohen Büsche erblickte ich ein paar Leute. Spaziergänger. Der Uferdamm, dachte ich. Natürlich, es war der Uferdamm. Ich lauschte mit angehaltenem Atem. Die Geräusche der Stadt waren allgegenwärtig. Wir befanden uns im Stadtpark. Das bedeutete, dass wir jeden Augenblick entdeckt werden konnten.
    Willie hatte offenbar seinen Hunger gestillt. Hatte ich ihm dabei geholfen? Wer sonst! Ich war im Augenblick zu aufgeregt, um Entsetzen zu empfinden. Nur Zorn – auf den Magier, der mich in diese verdammte Situation gebracht hatte.
    Ich dachte an seine Worte von Vaterpflichten und Nahrung und Schutz, und fluchte. Die Rache der Toten mochte vielleicht furchtbar sein. Aber im Augenblick war die Rache der Lebenden näher.
    Ich betrachtete das Mädchen genauer.
    Ich kannte es nicht. Die Ohnmächtige war hübsch, nicht älter als sechzehn. Sie lag friedlich da, als hätte sie sich nicht gewehrt. Sie trug verwaschene Jeans und eine hellblaue Bluse, die am Hals geöffnet war. Obwohl es schon nicht mehr sehr hell war, entdeckte ich sie sofort – die beiden Einstiche der Zähne an der rechten Schulter.
    Was tun? Meine Gedanken jagten sich.
    Ich konnte sie nicht gut zur Polizei bringen. Sobald sie aufwachte, würde sie mich wieder erkennen. Sie hatte Willie gesehen, mit mir zusammen. Ich wusste zwar nicht, was wirklich geschehen war, und vielleicht konnte sich auch das Mädchen nicht erinnern. Aber darauf konnte ich mich nicht verlassen.
    Andererseits konnte ich sie nicht so hier liegen lassen. Sie war zweifellos geschwächt.
    Wenn nur Willie ruhig blieb.
    Vorsichtig hob ich die Bewusstlose hoch, das Hauptgewicht auf dem linken Arm, um die Rechte notfalls für einen Schlag frei zu machen, falls sie aufwachte. Aber ihre Ohnmacht war tief genug, sie erwachte nicht. Ich trug, sie etwa hundert

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