001 - Wenn sie aus den Gräbern steigen...
wertvollen alten Möbeln eingerichtet. Martin Weaver entkleidete sich. Er war guter Laune.
»Wir haben die Stellung, Maud. Vorbei ist die Hetzjagd nach dem Geld, das sich von uns doch nie erwischen ließ. Wir haben hier eine gesicherte Existenz, können unsere Arbeit in Ruhe und Beschaulichkeit tun. Niemand wird uns dreinreden, denn Mr. Rufus wird weit weg sein. Von so einem Job habe ich mein ganzes Leben lang geträumt. Selbständigkeit, ohne sich Sorgen machen zu müssen, ob auch genügend Geld hereinkommt. Dafür sorgt jetzt Mr. Rufus, und ich bin sicher, er wird es für uns sehr zufriedenstellend tun.«
»Mir gefällt der Mann nicht«, sagte Maud.
Weaver grinste. »Du brauchst ihn nicht zu heiraten.«
»Er kommt mir falsch und verschlagen vor.«
»Ich habe den besten Eindruck von ihm.«
»Er führt irgend etwas im Schilde. Wenn ich nur wüßte, was.«
Martin Weaver lachte. »Rede dir doch nicht solch einen Unsinn ein, Maud. Mr. Rufus ist ein durch und durch seriöser Geschäftsmann, bei dem wir bestens aufgehoben sind. Er braucht jemanden, dem er vertrauen kann, und er hat in uns die richtigen Leute gefunden. Wir werden während seiner Abwesenheit keine kostbaren Antiquitäten verscherbeln. Wir werden gut auf sein Schloß aufpassen und es in seinem Sinne verwalten. Sei froh, daß Mr. Rufus mit uns einverstanden ist. Wenn er das Schloß erst mal verlassen hat, sind wir hier die Herren und können tun, was uns Spaß macht.«
Maud sagte nichts mehr. Es hatte keinen Zweck. Die Würfel waren ohnedies schon gefallen. Maud konnte nur noch hoffen, daß ihre bösen Ahnungen sich nicht bewahrheiteten.
***
Der mir angeborene Reflex ließ mich zurückspringen. Eigentlich wäre es nicht nötig gewesen, denn seit meinem unfreiwilligen Bad im Drachenblut war ich unverwundbar, jedenfalls dann, wenn es sich um herkömmliche Waffen handelte. Die Unverwundbarkeit hob sich aber auf, wenn Magie im Spiel war.
Stellas Gallaghers Angriff überraschte mich. Das Böse mußte sie umgepolt haben. Sie griff mich an, weil ich einen Zombie vernichtet hatte. Diese Attacke war postwendend die Revanche der Gegenseite.
Die Messerklinge wischte knapp an meinem Gesicht vorbei. Ich versuchte, den rechten Arm des Mädchens abzufangen, stellte mich dabei aber – das muß ich zugeben – nicht besonders geschickt an, und berührte die Messerspitze.
Erschrocken riß ich meine Hand zurück.
Eigentlich hätte ich nichts spüren dürfen, aber mich durchzuckte ein stechender Schmerz.
Was war mit mir los? War es mit meiner Unverwundbarkeit vorbei?
Stella lachte wie eine Hexe. »Jetzt bist du perplex, Ballard, was?«
»Allerdings.«
»Ich werde dich in Stücke schneiden!«
Sie warf sich mir mit einer erschreckenden Wildheit entgegen.
Ich stellte meine Kampftechnik blitzschnell um. Ich konnte mich nicht mehr darauf verlassen, daß mir das tollwütige Mädchen mit dem Messer nichts anhaben konnte. Sie war sehr wohl in der Lage, mich zu verletzen. Das erforderte in erster Linie erhöhte Konzentration.
Und Schnelligkeit.
Ich sah das Messer, tauchte darunter weg, griff mit beiden Händen zu und stieß Stella gegen die Wand.
Sie zischte wie eine Schlange. Ich bekam sie nicht fest genug in den Griff. Sie riß sich von mir los und wollte mir das Messer in den Bauch rammen. Um ein Haar hätte sie es geschafft.
Bis zu diesem Zeitpunkt kämpfte ich nicht mit vollem Dampf gegen sie, weil sie ein Mädchen war.
Doch nun hatte ich ihre Gefährlichkeit erkannt. Ich mußte meine Hemmungen fallenlassen, wenn ich am Leben bleiben wollte. Von diesem Moment an bekämpfte ich sie wie ein Mann.
Meine linke Faust traf sie hart. Sie fluchte. Wieder wollte sie mir das Messer in den Leib stoßen, doch ich sprang zur Seite und schickte meine Rechte auf die Reise.
Als die Faust mit dem magischen Ring das Mädchen traf, passierte etwas Verblüffendes!
Stella Gallagher zerplatzte wie eine Seifenblase!
Sie war plötzlich nicht mehr vorhanden. Da ging mir ein Licht auf. Das Böse hatte ein Double von dem Mädchen geschaffen und gegen mich eingesetzt. Deshalb war ich verletzbar gewesen. Ich war von Schwarzer Magie attackiert worden, und es hätte nicht viel gefehlt, dann wäre die Rechnung der Gegenseite aufgegangen.
Ich vernahm ein Geräusch und drehte mich nervös um. Eine weitere Attacke?
Ich sah Stella Gallagher wieder. Sie stand im Rahmen der Kellertür und schaute mich mit großen Augen an.
***
Martin Weaver beugte sich über seine Frau. Er gab ihr, wie
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