001 - Wenn sie aus den Gräbern steigen...
jemand im Schloß befunden haben.
Lag dieser Jemand nun in einem dieser Särge?
Zaghaft hob Martin Weaver den Deckel.
Sein Herz übersprang einen Schlag, als er sah, daß der Sarg nicht leer war. Ein Mann lag darin. Die Augen weit aufgerissen. Den Mund immer noch zum Schrei geöffnet.
Würgemale an der Kehle.
Der Mann war Clifton Capra, aber das konnte Martin Weaver nicht wissen. Weaver fiel nur auf, daß dieser Mann noch nicht lange tot war. Er zwang sich, dessen Hände zu berühren.
Der Leichnam war noch warm!
Martin Weavers Hand zuckte zurück. Er ließ den Deckel auf den Sarg poltern und faßte sich an die pochenden Schläfen. Während er geschlafen hatte, war dieser Mann ermordet worden.
Von wem? Von Mr. Rufus? Aus welchem Grund hatte er das getan? Wo war Rufus? Weavers gehetzter Blick streifte die anderen Särge. Lagen in ihnen etwa ebenfalls Tote?
Martin Weaver wollte das Verlies nicht verlassen, ohne sich Gewißheit verschafft zu haben. Er wandte sich dem nächsten Sarg zu.
Nervös legte er seine Hände auf den glatten Deckel. Er dachte an Maud, die er allein im Zimmer zurückgelassen hatte. Er hätte das nicht tun sollen. Vielleicht drohte ihr nun Gefahr.
Weaver hielt den Atem an.
Er öffnete den zweiten Sarg.
Noch ein Toter.
Dritter Sarg. Eine tote Frau! Noch jung.
Martin Weaver rannte von Sarg zu Sarg. Er fand acht Leichen. Es handelte sich um jene Menschen, denen das Knochengesicht erschienen war und die danach spurlos verschwunden waren. Acht Tote. Davon waren drei Frauen. Steif und starr lagen sie in den Totenkisten, und Weaver fragte sich, warum sie nicht beerdigt wurden. Die restlichen Särge waren leer.
Aber Weaver hatte den Verdacht, daß sie das nicht allzu lange bleiben würden.
War Mr. Rufus ein Massenmörder?
Waren er, Martin Weaver, und seine Frau Maud die nächsten Opfer des Wahnsinnigen? Weaver kreiselte wie von der Natter gebissen herum. Er mußte zurück zu Maud. Aber er kam nicht dazu, aus dem Verlies zu stürmen, denn in der Tür stand Rufus und grinste ihn diabolisch an.
***
Sie eilten von Baum zu Baum, Gestalten mit teigigen Gesichtern und eckigen Bewegungen. Manche von ihnen sahen ekelerregend aus, die andern nur unheimlich. Sie alle zusammen aber waren ungemein gefährlich. Unbeirrbar gingen sie auf ihr Ziel los. Ihr Anblick jagte einem Eisschauer über den Rücken. Sie erreichten das Ende des Waldes.
Rufus hatte sie noch einmal losgeschickt.
Sie sollten ihm Tucker Peckinpah, Tony Ballards Partner, bringen.
Dieser Mann war Rufus, dem Dämon mit den vielen Gesichtern, seit langem ein Dorn im Auge, denn er unterstützte Tony Ballard bei seinem Kampf gegen die Hölle nach besten Kräften.
Rufus hatte ein Double von Stella geschaffen und dieses auf Tony Ballard angesetzt.
Unabhängig davon, wie das Geistermädchen seinen Auftrag erledigen würde, wollte Rufus den Industriellen in seine Gewalt bringen. Er konnte mit Peckinpah den Dämonenhasser nötigenfalls unter Druck setzen; wenn die falsche Stella ihr Ziel aber erreichte, brauchte Rufus den Industriellen nicht mehr als Faustpfand, und Tucker Peckinpah würde sterben wie Clifton Capra und all die andern, die sich der Dämon schon geholt hatte.
Der erste Zombie trat vorsichtig aus dem Wald.
Er schlich auf das Rasthaus zu.
Sobald er es erreicht hatte, folgte ihm der nächste. Vier lebenden Leichen glitten an der Fassade des Gebäudes entlang. Sie blieben unter Peckinpahs Balkon stehen.
Einer von ihnen machte den Anfang. Fast mühelos kletterte er an der Fassade hoch. Seine untoten Komplizen folgten ihm, und sie waren so lautlos wie körperlose Schatten.
***
Natürlich fühlte sich Tucker Peckinpah nicht mehr wohl in seiner Haut, seit ihm das Knochengesicht erschienen war.
Aber er räumte das Feld nicht. Er blieb und harrte aus.
Tucker Peckinpah – der Köder für die Zombies!
Er versuchte, seiner Rolle gerecht zu werden, lag in seinem Bett und rührte sich nicht. Selbstverständlich schlief er nicht, und seine Sinne waren geschärft. Er hätte sogar einen Floh husten gehört.
Angezogen und mit angespannten Nerven lag er unter der Decke. Das Warten zermürbte ihn allmählich. Es war eigentlich leichtsinnig von ihm, daß er immer noch keine Pistole besaß, die mit geweihten Silberkugeln geladen war. Er hatte bisher gedacht, daß er eine solche Waffe nicht brauchen würde. Das Tony Ballard darauf nicht verzichten konnte, war klar. Doch nun stellte sich heraus, daß eine solche Kanone Peckinpahs
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