Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0010 - Ich gegen alle

0010 - Ich gegen alle

Titel: 0010 - Ich gegen alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
Vom Netzwerk:
können wir es.«
    »Sie werden nicht noch einmal soviel Glück haben wie mit diesem Schuß. Ich passe jetzt besser auf.«
    Er zuckte mit den Schultern. Offenbar fühlte er sich sehr stark. Ich mimte ein wenig Angst.
    »Hören Sie, Vanbought! Ich mache Ihnen einen Vorschlag. Ich stelle mich an die Rückwand dieses Hauses, wenn Sie abmarschieren. Ich stecke den Colt in die Halfter, und Sie haben mich so wie auf einem Schießstand vor dem Lauf Ihrer Gewehre, bis Sie über den Wall sind. Einverstanden?«
    Er überlegte kurz. »Ich sage Ihnen noch Bescheid«, antwortete er dann knapp und ging ins Haus zurück.
    Auch ich verdrückte mich. Ich holte den 38er aus dem Schlafsack und verstaute ihn in meiner Lederjacke. Ich zog Phils Bett so, daß er von den hinteren Lichtöffnungen aus den Wall unter Feuer nehmen konnte.
    »Du hast gehört, was ich Vanbought vorgeschlagen habe. Wenn er annimmt, stelle ich ich mich eng neben den Lichtschlitz an die Wand. Sobald ich ›Jetzt!‹ rufe, schießt du, als hättest du eine Maschinenpistole. Ich renne ums Haus herum und stürme seine Hütte!«
    »Und wenn Leute von ihm in der Hütte Zurückbleiben?«
    »Ach, vielleicht habe ich Glück. Außerdem schießen sie alle miserabel!«
    Es dauerte fast eine volle Stunde, bis wir wieder angerufen wurden.
    »Ich nehme Ihren Vorschlag an, G-man. Sie bleiben vor dem Haus, während wir die Blockhütte verlassen, gehen dann langsam ums Haus herum und stellen sich an die Rückwand, sobald wir Ihre Hütte passiert haben. Einverstanden?«
    »In Ordnung«, sagte ich.
    »Versuchen Sie eine falsche Bewegung, so finden Sie sich in der Hölle wieder.«
    »Das gilt auch für Sie und für jeden von Ihrer Bande«, antwortete ich.
    »Wir gehen jetzt«, schnitt er das Gespräch ab. »Kommen Sie raus!«
    Ich ging nach draußen. Drüben tröpfelte einer nach dem anderen aus der Tür, Vanbought zuerst, Bauber als letzter. Sie waren reisefertig und trugen dicke Rucksäcke. Ich zählte. Es waren vierzehn Mann, und Glenford Hughs war unter ihnen. Er war der einzige, der mich angrinste, während alle anderen finstere und mißtrauische Blicke nach mir warfen.
    Vierzehn Mann! Wie groß Vanboughts wirkliche Gefolgschaft genau war, wußte ich nicht. Ich hatte sie bisher immer nur auf rund zwanzig geschätzt, aber sie nie gezählt. Einer von ihnen lag stumm im Schnee, aber zwei oder drei mochten auch noch in der Hütte stecken.
    Vanbought blieb noch einmal stehen, als wäre ihm etwas eingefallen.
    »Wo ist Ihr Freund? Er soll sich auch vor die Hütte stellen!«
    »Quatsch«, antwortete ich. »Er kann sich ja nicht rühren.«
    »Ja, das stimmt«, krähte Hughs vergnügt. »Hat böse Erfrierungen, der Junge.«
    Vanbought gab sich zufrieden.
    »Gehen Sie!« befahl er. Parallel zu seiner Gruppe bewegte ich mich an der Vorderseite der Hütte entlang, dann an der Seitenwand, und dann, während sie dem Wall der Blizzardnacht zustrebten, lehnte ich an den Balken der Rückfront und sah ihnen nach.
    Sie waren sehr vorsichtig. Die Hälfte von ihnen ging rückwärts. Sie hielten das Gewehr schußbereit, und ich war ganz sicher, daß, wenn ich schon etwas unternahm, sie noch im letzten Augenblick versuchen würden, mir eins zu verpassen.
    Die ersten von ihnen erreichten den Wall. Immer noch ragte er mehr als eine Mannshöhe auf, aber es waren an mehreren Stellen bequeme Stufen in ihn geschlagen worden. Ich sah, wie Vanbought seinen Fuß auf die unterste Treppe setzte.
    »Jetzt!« sagte ich laut, warf mich herum und rannte.
    Ich lief und mein Ohr registrierte einige Geräusche gleichzeitig. Das helle Bellen des Revolvers, das dumpfere Krachen der Gewehrschüsse, Fluchen und Schreien und auch das Pfeifen einiger Kugeln.
    Ich erreichte die Hausecke, Sicherheit freilich nur für Sekunden, denn schon hetzte ich in großen Sprüngen hinüber zu Vanboughts Hütte.
    Immer noch das Krachen der Schüsse. Ich bin sicher, ich brach den Einhundert-Yard-Rekord, zumindest den für vereiste Strecken und mit Pelzstiefeln an den Füßen. Ich hielt die Augen starr auf die Tür von Vanboughts Hütte gerichtet, die mir wie ein goldenes Tor zu irgendeinem Paradies erschien.
    Dann erreichte ich das goldene Tor, und ich prallte mit solcher Gewalt gegen die Bretter, aus denen es bestand, daß ich mit fast unvermindertem Tempo hineinschoß und auf dem Fußboden landete. Drei bärtige Herren, die offenbar noch nicht begriffen hatten, was vor sich ging, starrten mich an. Dann kapierte der mit dem schnellsten

Weitere Kostenlose Bücher