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0011 - Das Todesschloß

0011 - Das Todesschloß

Titel: 0011 - Das Todesschloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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die Gitterspitzen der mittelalterlichen Absperrung schwebten, führte in einen ebenso düsteren Innenhof ohne jeden Baum, ohne jeden Strauch, ohne die Farbtupfer von bunten Blumen. Der Staub des Hofes war grau bis anthrazit.
    Zamorra fiel auf, daß schon seit einigen hundert Yard, je mehr er sich der Burg genähert hatte, jedes pflanzliche Wachstum aufgehört hatte. Die steinige Erde bleckte kahl.
    »Guten Tag, Professor. Sie sind sehr pünktlich.«
    Zamorra wandte sich in die Richtung des Sprechers. Meredith Gloombstone war aus einer schmalen Tür unterhalb eines Bogenganges getreten. Er hinkte leicht, als er auf den Gast zuging und ihm die Hand entgegenstreckte.
    Gloombstone hatte wieder eine seiner Schirmmützen auf. Seine runden Wangen schienen eingefallen.
    »Guten Tag, Sir«, sagte auch Zamorra. »Ihre Burg ist sehr beeindruckend.«
    Meredith Gloombstone grinste einfältig. »Andere sagen, sie wäre beklemmend. Mir fällt das nicht so auf. Ich bin hier aufgewachsen. Aber ein Unterschied zu anderen Häusern scheint dennoch zu bestehen. Vielleicht liegt es an der Farbe. Die Steine dazu stammen von der Insel Colonsay, fast oben bei Schottland.«
    »Sehr viel Aufwand, den Ihre Ahnen hier getrieben haben.«
    »Meine Vorfahren, die im vierzehnten Jahrhundert die Burg errichtet haben, waren sehr kriegerisch veranlagt. Schwarzer Basalt, überhaupt alles vulkanische Gestein, hält Kanonenkugeln besser stand. Die Burg wurde sehr oft belagert. Man erzählt sich, daß im Umkreis der Burg deswegen nichts wächst, weil der Boden so sehr von Blut getränkt ist, daß sich dort keine Pflanzen halten. Das ist natürlich Unsinn. Aber kommen Sie doch herein.«
    Meredith Gloombstone ging wieder auf den Bogengang zu, unter dem er hervorgetreten war.
    »Der eigentliche Haupteingang liegt auf der anderen Seite des Gemäuers«, erklärte er. »Aber dieser Trakt wird nicht mehr bewohnt. Es hat immer Schwierigkeiten gegeben, Personal hierherzubekommen. Die Leute behaupten, die Atmosphäre, die hier herrscht, würde sie in einen permanenten Angstzustand versetzen. Die Leute haben eben keine Nerven mehr. Und weil ich auch nicht das ganze Jahr über hier bin, beschränke ich meinen Lebensraum hier auf die beiden vorderen Türme und einige Zimmer der Vorderfront. Die meiste Zeit wohne ich ohnehin in meinem Londoner Stadthaus.«
    Er war in eine mittelgroße Halle vorausgegangen. Die Basaltsteine waren nicht verputzt. Zamorra hatte das Gefühl, einen Schritt ins Mittelalter getan zu haben. Die Halle war fast ohne jedes zierende Beiwerk. Nackt und kahl drohten klobige Steinblöcke von den Wänden. Ein vom Alter fast bis zur Unkenntlichkeit verdunkelter Gobelin hing neben gekreuzten Hellebarden und anderen Mordinstrumenten an der Wand. Die furchtbaren Eisenzacken eines Morgensterns glänzten düster neben Schwertern mit rostroten Flecken.
    »Die Halle ist noch genauso, wie sie vor vierhundert Jahren eingerichtet wurde«, sagte Meredith Gloombstone. »Es war der Rittersaal. Nur der lange Tisch, der in der Mitte stand, ist verschwunden. Mein Vater hat ihn verbrannt, weil der Holzwurm darin gewesen ist. Aber kommen Sie doch weiter. So erfreulich ist der Anblick dieser alten Gemäuer nun auch wieder nicht. Oder interessieren Sie sich für Altertümer?«
    »Sehr.«
    »Dann werde ich Sie später noch durch die unbewohnten Teile der Burg führen. Ich fürchte nur, daß es dort sehr unansehnlich sein wird. Seit Jahren wurde nicht mehr saubergemacht.«
    Meredith Gloombstone und Zamorra hatten den Bibliotheksturm erreicht. Im Gegensatz zum düsteren, furchteinflößenden Rittersaal war das Bibliothekszimmer beinahe gemütlich. Ein Elektroofen strahlte behagliche Wärme aus.
    Der pausbäckige Burgherr setzte sich stöhnend. Er stützte sich dabei auf die Lehnen seines Sessels und hielt sein linkes Bein ausgestreckt.
    »Haben Sie sich verletzt?« fragte Zamorra interessiert. »Ich kann mich nicht erinnern, daß Sie auch schon gestern Schmerzen in Ihrem Bein gehabt hätten.«
    »Weiß auch nicht, woher das kommt«, meinte Meredith Gloombstone. »Der Schmerz war heute morgen einfach da. Es ist so, als hätte ich mir den Fuß vertreten. Dabei bin ich ganz bestimmt nicht gestolpert. Ich fühle mich heute überhaupt wie gerädert.«
    »Wenn ich wieder gehen soll, sagen Sie es bitte. Ich möchte Sie keinesfalls…«
    »Nein, nein«, wehrte Gloombstone ab. »Einem alten Golfer macht das gar nichts aus. Vermutlich liegt es am Wetter. Ich bin in der letzten Zeit

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