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0011 - Das Todesschloß

0011 - Das Todesschloß

Titel: 0011 - Das Todesschloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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brüllte der Admiral los, und der Professor wunderte sich, daß er eine sehr melodische und vollkommen unmilitärische Stimme hatte. Sie war auch nicht auf Exerzierplätzen verbraucht worden.
    »Hallo, Admiral«, antwortete der Earl und schlug dem Besucher auf die dürre Schulter, daß er ein wenig in die Knie ging. »Herzlich willkommen. Ich sehe, du bist für heute abend schon kostümiert.«
    Der Lord schaute den Earl leicht indigniert an. »Kostümiert?« fragte er. Dann verzog sich sein schmallippiger Mund zu einem dünnen Lächeln. »Wann werde ich mich an deine Art von Humor gewöhnen, Ernest? Du hast eben nicht gedient.«
    »Gott sei’s getrommelt und gepfiffen«, lachte der Earl. »Der Kelch ist an mir vorübergegangen. Wo hast du Margareth versteckt? Im Bug oder im Heck deines Wagens?«
    Der Wagen war ein uralter Rolls-Royce, der gut und gern schon die Schlacht von Trafalgar gesehen haben konnte, wenn historische Daten nicht dagegen gesprochen hätten.
    »Sie sitzt achtern«, erklärte der Lord, »ist unterwegs eingenickt. Trotz des starken Seegangs.«
    Damit meinte er wohl der Tatsache Erwägung getan zu haben, daß die Straße zum Schloß nicht frei von Schlaglöchern war.
    Doch Margareth war schon aufgewacht. Die Frau des Lords war der schlagende Beweis für die These, daß sich Gegensätze anziehen.
    Sie war fast so breit wie hoch und kletterte mühsam aus dem Fond, bis der Earl ihr galant die Hand reichte.
    »Grüß dich, Margareth. Schön, daß wir uns wieder einmal sehen. Du warst lange nicht mehr auf Exmoor Castle.«
    »Das Reisen bekommt mir nicht, Ernest. Vielleicht wäre es besser, wenn ich allein reisen würde, denn Francis kann einem ganz schön auf die Nerven gehen.«
    »Sage das nicht, Margareth. Du tust mir unrecht. Aber schließlich kann ich nichts dafür, wenn die Wege auf Land…«, entschuldigte sich der Admiral.
    »Davon spreche ich auch gar nicht«, ächzte Lady Bannet. Sie hatte das Auto endlich verlassen und reichte ihrem Mann nicht mal bis zu den Schultern. »Ich spreche davon, wie du deinen neuen Chauffeur traktiert hast.«
    Der Admiral schniefte geringschätzig. »Ein unmöglicher Mensch, dieser neue Kutscher. Wir haben uns doch glatt verfahren. Ich sage Backbord geht’s lang, und dieser Ausbund an Unverstand fährt doch tatsächlich rechts. Da muß einem der Kamm ja hochgehen!«
    »Wo ist er jetzt?« fragte der Earl.
    »Er ist davongerannt, als wir hier angekommen waren und ich ihm mit Prügel drohte«, antwortete der Lord. »Oh, wer ist denn da?« Er nahm Blickrichtung auf Zamorra. »Ich kenne ihn gar nicht.«
    Professor Zamorra löste sich von der Wand, gegen die er sich mit verschränkten Armen gelehnt hatte. Er schritt die paar Stufen hinunter auf die Gruppe neben dem Auto zu.
    »Das ist Professor…«, begann der Earl die Vorstellung.
    »Ah, ein Professor«, fiel ihm der Admiral ins Wort. »Ein Intellektueller! Aha! Bestimmt nicht gedient. Keinen Mumm in den Knochen, lasche Haltung und…«
    »Francis!«
    »Unterbrich mich nicht andauernd, Margareth. Lassen Sie mich schätzen, Professor. Sie müssen wissen, meine Menschenkenntnis ist untrüglich. Sie studieren das Leben der Schmetterlinge, stimmt’s? Ich habe mich noch nie getäuscht! Von den letzten drei Professoren, die mir vorgestellt waren, studierte einer Ameisen, der andere irgendwelche Altertümer außerhalb des Commonwealth, total unnö- tige Sache natürlich, und der dritte gab sich mit dieser nichtsnutzigen Raumfahrt ab. Jetzt müßte wieder ein Professor für Schmetterlinge an der Reihe sein. Sagen Sie nichts. Ich habe recht.«
    »Fast«, sagte Professor Zamorra. »Ich bin Historiker. Besonders interessieren mich die ruhmreichen Tage der englischen Flotte. Dem Leben von Sir Francis Drake habe ich viele Jahre gewidmet.«
    »Dachte ich mir es doch gleich«, entfuhr es dem Admiral, »Ihre Krawatte hat mich einen Augenblick irritiert. Der Professor mit den Schmetterlingen hatte fast dieselbe wie Sie. Doch jetzt sehe ich den Unterschied. Natürlich. Wie dumm von mir! Sie können ja nur Historiker sein. Historiker und nichts anderes. Sie beschäftigten sich mit Sir Francis Drake.«
    Der Admiral streckte dem Zivilisten tatsächlich die Hand entgegen. Eingeweihte wußten, daß es so ziemlich die größte Gnade war, die Seine Lordschaft einem Zivilisten gewährte.
    »Ich heiße mit Vornamen nämlich auch Francis«, warf er sich in die schmale Brust. »Freunde behaupten sogar, ich hätte eine frappante Ähnlichkeit mit

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