Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0011 - Der Irre mit der Teufelsgeige

0011 - Der Irre mit der Teufelsgeige

Titel: 0011 - Der Irre mit der Teufelsgeige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
standen zwei Monster. Grünhäutige, gallertartige Geschöpfe mit langgezogenen Gesichtern, deren Aussehen sich von Sekunde zu Sekunde änderte.
    Die Masse war nicht fest, sie waberte, war ständig in Bewegung, floss, stieg, veränderte ihre Farbe, wurde mal heller, dann wieder dunkler, und doch blieben die Umrisse dieser beiden menschengroßen Monster.
    Jane sprang wieder auf den Boden. Sie fühlte, wie ein Angstschauer nach dem anderen über ihren Rücken rann. Keinen Blick konnte sie von den Gesichtern der Monster wenden.
    Sie waren ebenso schleimig wie der übrige Körper. Eingedrückte Stellen kennzeichneten die Augen. Nase und Mund verliefen ständig, bildeten immer neue Formen. Von den herabhängenden Armen tropfte es zu Boden. Die Tropfen blieben jedoch nicht liegen, sondern vereinigten sich sofort wieder mit der Masse des Körpers.
    Und die Monster konnten sprechen.
    »Wir haben sie erschreckt, die Kleine, nicht wahr?«
    »Ja, sehr.«
    Jane Collins hielt den Atem an. Diese Stimmen. Es waren die gleichen, die sie auch draußen vor der Tür vernommen hatte.
    »Sollen wir ihr mal beweisen, was wir alles können?«
    Das von Jane aus gesehen rechte Monster ging vor. Es streckte den Arm aus und griff nach einer Blumenvase. In Sekundenschnelle umfasste der Schleim die Vase, integrierte das Stück in seinen Körper, löste es auf wie Säure.
    Die Vase blieb verschwunden.
    Der Detektivin wurde klar, mit welch schrecklichen Horrorwesen sie es hier zu tun hatte. Wer sie berührte, der war rettungslos verloren, den saugten sie kurzerhand auf, ließen ihn eins werden mit ihren gallertartigen Körpern.
    Die Monster sahen das Entsetzen auf Jane Collins’ Gesicht. Sie hatten ihren Spaß. »Möchtest du auch mal von uns umfasst werden?« höhnten sie und schoben sich näher.
    »Nein!« schrie Jane. »Bleibt weg! Los, verschwindet…!«
    Die Monster lachten. Sie nahmen Jane Collins in die Zange. Schon streckten sie ihre gierigen Arme aus. Sie erinnerten Jane an lange Tentakel, nur die Saugnäpfe fehlten an den Enden.
    Verzweifelt versuchte die Detektivin, diesen gefräßigen Bestien zu entgehen. Sie fasste einen Stuhl und schleuderte ihn auf das ihr am nächsten stehende Monster zu. Es klatschte, als der Stuhl auf die wabernde Masse traf.
    Das Monster änderte seine Gestalt, wurde rund und umspannte den Stuhl wie ein Kokon die Raupe. Danach lösten sich die Teile des Möbelstücks auf. Für einen Augenblick noch sah es Jane im Körper des Monsters braun schimmern, dann war auch dies vorbei.
    Die Detektivin hatte schon viel in ihrem abwechslungsreichen Leben erlebt. Aber das hier ging einfach über ihren Verstand. Die Monster wirkten wie aus Hollywoods Gruselküche geschaffen. Sie gehörten ins Reich der Fabel, der Märchen und Sagen, aber nicht in die reale Welt, wo sie Angst und Schrecken verbreiteten.
    Aber hatte nicht dieser Geigenspieler von einem Horror-Garten gesprochen? War der Mann, der Vögel seinen eigenen Willen aufzwingen konnte, nicht auch in der Lage, die Natur zu verändern? Konnte er die Urängste der Menschen wecken und Alpträume schaffen? War er sogar der Teufel selbst?
    Allein bei diesem Gedanken stöhnte die Detektivin auf. Die Angst flutete in ihr hoch wie eine Welle. Sie wusste, wenn die beiden schleimigen Monster sie erreichten und sie umfassten, dann war es aus. Dann würde sie ebenso aufgelöst werden wie die toten Gegenstände.
    Fieberhaft sah sie sich um. Ihre Blicke hetzten förmlich durch den Raum. Ein Ausweg! Himmel noch mal, wo gab es einen Ausweg?
    Es gab ihn nicht. Jane Collins war diesen grünen Schreckenswesen hoffnungslos ausgeliefert.
    Sie presste sich mit dem Rücken gegen die Wand. Rechts von ihr befand sich das Fenster mit dem Panzerglas. Sie sah durch die Scheibe. Noch immer hockte die Eule mit den blutroten Augen auf dem Ast des Baumes und starrte in das Zimmer.
    Die Luft im Raum war noch schlechter geworden. Die Monster verbreiteten einen perfiden Geruch. Nach verwelktem Laub, nach Erde, nach Verwesung und Tod…
    »Sie ist schön«, wurde Jane angesprochen.
    »Ich freue mich schon auf sie«, sagte das andere.
    »Wir werden sie uns teilen.« Kichern folgte.
    Janes Herzschlag hatte sich vervielfacht. Ungeheuer stark war die Angst geworden.
    Der Tod in Form einer schleimigen, tropfenden, unförmigen Hand griff nach ihr. Der Arm des Monsters pendelte dicht vor ihrem Gesicht. Jetzt, jetzt musste er zugreifen!
    Jane Collins schrie auf…
    ***
    Nennen Sie es Instinkt, nennen Sie es

Weitere Kostenlose Bücher