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0013 - Die Knochengrube

0013 - Die Knochengrube

Titel: 0013 - Die Knochengrube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Friedrichs
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ungefähr die Ausmaße der Bibliothek auf Château Montagne hatte. Mit dem Unterschied, daß die Decke niedriger und die Einrichtung zeitgemäß war. Ansonsten hielt es den Vergleich aus. Die Regale bogen sich unter der Last von Hunderten von Büchern.
    Bechet bot ihnen Platz in bequemen Ledersesseln an. Nachdem er Cognac in dickbäuchigen Schwenkern serviert hatte, schritt er die Regale ab, hob den Kopf und suchte intensiv.
    Er kehrte mit einem Stapel von Wälzern an den Schreibtisch zurück. »Das ist alles, was ich über die spanische Geschichte der Jahrhundertwende habe. Es ist ein Werk in Originalsprache dabei, das sich ausschließlich mit dem Aufbau der Marine und den Protokollen über die damaligen Ereignisse beschäftigt. Außerdem habe ich einen Auszug aus dem Archiv des Marinemuseums Bilbao mitgebracht. Du hättest ihn nicht bei mir gefunden, wenn du vier Wochen eher gekommen wärest, Zamorra – ich erhielt die Übersetzung von einem Kollegen, der eine Doktorarbeit über die Ära der Passagierdampfer schreiben will.«
    »Du machst es spannend, Jules.«
    »Warte, du kannst Spanisch?«
    »Leidlich.«
    »Dann liest du am besten selbst.« Bechet reichte ihm den Folianten über die Marine.
    Der Professor begann zu blättern.
    »Gehe ich richtig in der Annahme, daß Sie Angaben über einen gewissen Kutter suchen, der vor rund siebzig Jahren in der Biskaya gesunken ist, Chef?« erkundigte sich Nicole.
    »Richtig. Ich habe bereits die Erklärung der Gravierungen entdeckt, die in die Verstrebungen eingekerbt waren. Ich glaube, die letzten vier Ziffern der Zahl unter dem Hoheitszeichen geben Auskunft über den Namen…«
    »Das Verzeichnis dafür ist vor den Inhaltsangaben am Ende des Buches zu finden«, griff Bechet helfend ein.
    »Danke. Wartet mal – also, demnach müßte es sich bei dem Wrack um die Reste des 50-Meter-Kutters Aragon gehandelt haben. Donnerwetter, hier sind die Seiten verzeichnet, auf denen Näheres über die Geschichte des Schiffes zu lesen ist. Jules, du hast wirklich eine umfassende Bibliothek.« Er klappte das entsprechende Kapitel auf, konzentrierte sich und blickte nach etwa fünf Minuten wieder auf.
    »Hört euch das an! 1910 brach eine Meuterei an Bord der Aragon aus, und zwar wegen der Verpflegung, die von den Mannschaftsdienstgraden als unzureichend bezeichnet wurde. Ein Kreuzer der Marine stoppte den Kutter in der Biskaya – er hatte einen Notruf des Korvettenkapitäns aufgefangen. Unter den dröhnenden Geschützen des Kreuzers kapitulierte der Großteil der Besatzung und ließ sich gefangennehmen.«
    »Aber sie hatten doch den Korvettenkapitän als Geisel«, wunderte sich Nicole. »Wie hätte der Kreuzer jemals auf den Kutter feuern können?«
    Zamorra lächelte. »Damit wären wir wieder bei den Ehrbegriffen, Nicole. Der Korvettenkapitän warf sein Leben in die Waagschale, wenn nur die Meuterei unterbrochen wurde. So kam es zum dramatischen Abschluß. Fünfzehn Mann blieben auf dem Kutter und widersetzten sich. Sie drohten, dem Korvettenkapitän mit einem Säbel das Haupt abzuschlagen, falls man sich ihren Forderungen weiter verschloß. Der Kreuzer antwortete mit Beschuß. Die Aragon sank, und soweit aus den Eintragungen hervorgeht, wurde nie danach getaucht.«
    Bechet runzelte die Stirn. »Wenn ich richtig gefolgt bin, hast du also bei deinem Tauchversuch das Skelett des Korvettenkapitäns entdeckt?«
    »Sehr wahrscheinlich. Aber wo waren die Überreste der fünfzehn Meuterer?«
    »Richtig, ihre Leichen konnten keinem größeren Verwesungsgrad als die des Korvettenkapitäns anheimfallen.«
    »Das wird ja immer komplizierter.«
    Nicole setzte sich auf. »Chef, ich würde gern wissen, warum die Aragon ausgerechnet an der gleichen Stelle wie die ›Estrella Negra‹ untergegangen ist?«
    »Purer Zufall.«
    »Das Meer ist riesengroß.«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Daß ich es reichlich unwahrscheinlich finde…«
    »Sie glauben doch nicht an Übersinnliches«, meinte Zamorra, während sie stockte. Er hatte die hübsche Sekretärin wieder einmal aus der Fassung gebracht. »Bleibt immer noch die Theorie, daß die Positionsangabe im Seefahreralbum nicht richtig war.«
    »Kaum«, wandte Dr. Jules Bechet ein, der inzwischen in einem anderen Buch nachgeschlagen hatte. »Hier wird die Markierung genauso differenziert genannt, und die Eintragung stammt aus den Original-Tagebüchern der Hafenkommandantur in Santander. Ein Zweifel ist ausgeschlossen. Also ist das Wrack der ›Estrella

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