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0013 - Die Knochengrube

0013 - Die Knochengrube

Titel: 0013 - Die Knochengrube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Friedrichs
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erwiderte der Historiker verdrossen. »Nicole, was meinen Sie, soll ich einen Versuch mit der Taucherausrüstung machen, die fix und fertig auf dem Achterdeck liegt?«
    »Damit ich auch Ihnen nachweinen kann?«
    »Ach wo, machen wir es doch nicht so tragisch. Können Sie die Steuerungsanlage bedienen?«
    »Ich habe bereits Übung. Aber…«
    »Überlegen Sie doch mal. Zamorra hat die Kette verloren. Kein Zweifel, daß das Amulett ebenfalls abgeglitten ist. Da es sich nirgends an Bord befindet, muß es auf dem Boden der Biskaya ruhen. Das heißt noch längst nicht, daß auch Zamorra dort unten liegt. Verstehen Sie, ich schließe das einfach von dem Augenblick an aus, in dem wir festgestellt haben, daß er seinen Talisman verloren hat. Oder glauben Sie, er habe ihn absichtlich ins Wasser geworfen, um uns ein Zeichen zu geben?«
    »Ich bin viel zu verwirrt, um so etwas glauben zu können«, gab sie zurück. »Was haben Sie vor?«
    »Das Amulett suchen natürlich.« Damit marschierte Bill Fleming in Richtung Heck.
    Er steckte die Halskette ein. Danach zog er das Anzugjackett aus und vertauschte das Hemd mit einem dünnen Pullover, der zur Taucherausrüstung gehörte. Sehr kühl wurde es in der Montur aus solidem Material nicht, man brauchte sich also nicht winterfest zu vermummen, um Tiefenbereiche von achthundert bis tausend Fuß aufzusuchen.
    »Das ist wie die Geschichte mit der Stecknadel im Heuhaufen.«
    Nicole kam näher. Ihre Züge waren angespannt. »Ich möchte wissen, wie Sie es anstellen wollen, das Amulett innerhalb der nächsten Stunden zu finden. Sie selbst waren es doch, der darauf hinwies, ohne genaue Positionsangaben könne man auf See nichts anfangen.«
    »Sehr richtig. Aber wir wissen, daß sich Zamorra während der letzten Phase seiner mysteriösen Ausflugsreise mit der Jacht im Kreis gedreht hat. Also forste ich den Innenraum dieses Kreises ab.«
    »Ich drücke die Daumen, Bill.«
    »Danke.« Er hatte die Montur angelegt und hob jetzt den schweren Helm auf.
    »Sie haben einen Signalgeber«, informierte Nicole ihn. »Der Chef gab mir damit die jeweiligen Befehle: tiefer lassen, stoppen, Leine geben oder heraufziehen.«
    »Ausgezeichnet. Ich werde mich also nicht mutterseelenallein fühlen.« Er lächelte etwas, stülpte den Helm über und beobachtete, wie sie die Schrauben festzog. Bill Fleming war fertig für den Ausflug in die Tiefe.
    Als er die letzte Sprosse der Leiter an der Außenseite der Bordwand erreichte und sich in die Fluten gleiten ließ, verspürte er ein ziemlich unbehagliches Gefühl. Er hatte sich gelegentlich als Sporttaucher versucht, das galt heutzutage nicht mehr als besonderes Wagnis und war in der Tat relativ leicht zu erlernen. Die schwere Montur mit den Bleischuhen, Helm und Druckausgleich allerdings wollte anders verstanden sein. Es gehörte eine Portion Mut dazu, sich damit in den düsteren Abgrund der See zu begeben. Schließlich war man den Mächten der Natur hoffnungslos ausgeliefert, wenn der Luftschlauch einmal eingeklemmt wurde oder sogar riß.
    Bill Fleming verdrängte die Gedanken. Er schaltete den Scheinwerfer ein und verfolgte interessiert die Schwimmbewegungen der Fische und der anderen bizarren Wasserbewohner, die von dem Leuchtkegel erfaßt wurden. Etwas später konzentrierte er seinen Blick auf den Tiefenmesser. Fünfhundert Fuß lagen zwischen ihm und dem Kiel der »Quimper«. Und trotzdem hatte er den Grund noch nicht erreicht.
    Endlich setzte er auf.
    Bill ließ den Lichtstrahl des Scheinwerfers systematisch über den Schlickboden geistern. Es gab keinen Quadratfuß Umgebung, den er ausließ.
    Aber er mußte feststellen, daß er sich das Vorhaben wahrscheinlich doch etwas zu leicht vorgestellt hatte. Es fiel ihm schwer, ausdauernd und in zügigem Tempo über den Boden zu stapfen. Das war reine Knochenarbeit, die man bis zu einem bestimmten Punkt vorantreiben konnte, dann aber aufstecken mußte, weil es keinen anderen Weg gab, als vor dem ungeheuren Druck der Fluten zu kapitulieren. Bill war dazu verdammt, sich wie eine Schnecke voranzubewegen.
    Gewiß, über den Luftvorrat brauchte er sich keine Sorgen zu machen. Der war praktisch unbegrenzt. Mit jeder Minute gewöhnte er sich im übrigen mehr an den Taucheranzug – er konnte es bestimmt zwei oder drei Stunden lang hier unten aushalten. Doch was ihm innerlich zu schaffen machte, war die Ungewißheit über Zamorras Schicksal, die von Moment zu Moment wuchs.
    Bill Fleming verhielt plötzlich den Schritt.
    Was

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