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0013 - Die Knochengrube

0013 - Die Knochengrube

Titel: 0013 - Die Knochengrube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Friedrichs
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scharfen Klingen gegen den blauen Morgenhimmel ab.
    Der Professor zog instinktiv den Kopf ein.
    »Nein«, schrie Raspani dann, »das gönne ich euch nicht! Ihr wollt diesem Spiel ein rasches Ende setzen, um nicht leiden zu müssen. Aber ich will euch quälen, bis ihr mich auf den Knien um Gnade anfleht.«
    »Niemals«, flüsterte Zamorra.
    Raspani streckte beide Krallenhände aus. »Bringt sie fort. Krümmt ihnen kein Haar, sondern werft sie wieder die Knochengrube!«
    ***
    »Meine Güte, Bill, es befindet sich niemand an Deck!« stieß Nicole Duval aus. Sie hatte wieder das Fernglas angesetzt und beobachtete nun unablässig die »Quimper«. Deutlich konnte sie den Namenszug an der Backbordseite der Motorjacht entziffern. Das schneeweiße Schiff wippte auf den Wellen. Seine Maschinen standen still, und ganz offensichtlich war es herrenlos.
    »Zamorra und die Schwestern könnten doch theoretisch auch in der Kajüte hocken«, redete Fleming beruhigend auf die hübsche Sekretärin ein. »Bevor wir die Pferde scheu machen, sollten wir längsseits gehen und den Kahn von oben bis unten absuchen.«
    »In Ordnung. Ich fühle mich gar nicht wohl, Bill.«
    »Ich bin auch nicht die Gelassenheit in Person.«
    Fleming steuerte die Jacht, die sie in Arcachon gemietet hatten, mit viel Fingerspitzengefühl an die »Quimper« heran. Er nutzte die Motorkraft geschickt zum Bremsen aus, vollführte einige Gegenlenkmanöver und stoppte, als die Bordwand ihres Schiffes sanft gegen die Steuerbordseite von Zamorras Jacht tickte. Bill Fleming warf zwei Taue aus. Gleich darauf sprang er auf die »Quimper« hinüber. Er verband die beiden Schiffe durch die Taue miteinander und half Nicole über die Reling.
    Bill zog die 45er Remington-Automatik, die er von Château Montagne mitgenommen hatte, aus dem Gürtelholster und entsicherte sie. Erst dann ging er vor Nicole Duval her über das Achterdeck, die Waffe schußbereit vorgestreckt.
    Sie schlichen über den Niedergang in die Kajüte.
    »Leer«, konstatierte Nicole. Enttäuscht kniff sie die Lippen zusammen.
    Sie nahmen sich den Bugraum, die Gerätekammer und den Maschinenraum vor. Nirgends stießen sie auf eine Spur der Gesuchten.
    Bedrückt kehrten sie an Deck zurück. Bill Fleming kletterte ins Cockpit.
    »He, Nicole, sehen Sie sich das an!« rief er aus.
    Sie stolperte die Leiter hinauf. Verdutzt blickte sie auf den Boden des Cockpits.
    Zwei weiße Häufchen Staub bedeckten einen Teil des Platzes zwischen Armaturenbrett und hinterer Sitzbank.
    »Um Himmels willen, was ist denn das?« sagte Nicole.
    »Ich weiß es nicht. Fest steht jedenfalls, daß der Professor und die Saldana-Schwestern verschwunden sind.«
    »Freiwillig bestimmt nicht.«
    »Sie meinen, sie wurden entführt?«
    »Ich hoffe es, Bill.« Nicole schlug die Augen nieder. »Der Chef hätte sich nicht hinauswagen dürfen. Ich hätte alles unternehmen müssen, um ihn zurückzuhalten. Ich habe Schuld, wenn…«
    Fleming zog die Augenbrauen zusammen. »Es ist falsch, sich mit Selbstvorwürfen zu quälen, Nicole. Sie wissen genausogut wie ich, daß Sie das nicht nötig haben. Überlegen Sie lieber mit mir, was wir tun können, um sie zu finden. Übrigens steht der Zeiger der Tankuhr auf Null. Die Jacht hat keinen Tropfen Diesel mehr an Bord, und ich nehme an, daß sie eine ganze Weile allein durch die Weltgeschichte gekurvt ist, bevor sie wegen Spritmangels den Geist aufgab. Sie ist im Kreis gefahren. Das Ruderblatt ist scharf eingeschlagen.«
    »Wissen Sie, was das bedeutet?«
    »Malen Sie nicht den Teufel an die Wand!«
    Nicole legte die Hände vor die Augen. Ein klagender Laut kam über ihre Lippen. »Ich kann es nicht glauben, Bill, ich will es nicht. Der Chef kann nicht tot sein. Er hatte doch das silberne Amulett bei sich.«
    Fleming schwieg.
    Plötzlich kam ihm der Gedanke, das Vorderdeck abzusuchen. Ungefähr zehn Minuten lang schritt er mit forschendem Blick den Bereich der Jacht unterhalb des Cockpits ab, um dann jäh stehenzubleiben.
    »Was sehen Sie, Bill?« Nicole blickte auf.
    »Eine Kette.«
    »Eine was?«
    Fleming hielt seinen Fund hoch. Das Kettchen hatte über der Reling gehangen. »Das Ding ist aus Silber. Ich will auf der Stelle im Boden versinken, wenn es sich nicht um Zamorras Halskette handelt.«
    »Nein!«
    »Fragt sich nur, wo das Amulett steckt.«
    »Auf dem Grund der See, Bill. Und der Chef? Sie haben ihn umgebracht! Ich habe es doch gewußt.«
    »Ich glaube erst daran, wenn ich ihn vor mir sehen«,

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