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0013 - Ich bezwang den »Lächler«

0013 - Ich bezwang den »Lächler«

Titel: 0013 - Ich bezwang den »Lächler« Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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verkauft wurde. Bei diesem Geschäft war er mehr auf den Hafen als auf den Umschlagplatz für unverzolltes Gut angewiesen. Den Hafen aber beherrschte Glen Suthbeer. Glen verdiente an allem, was im Hafen geschah. Wurde ein Schiff beladen, so verdiente ›Suth‹, wie ihn seine Leute nannten, daran ebensoviel, als wenn ein Schiff entladen wurde. Er verdiente an jedem Whisky, den die Matrosen in den Hafenkneipen tranken, und er erhob seinen unsichtbaren Zoll von jedem Mann, der im Hafen arbeitete. Zwischen Crainewood und Suth hatten lange Zeit erbitterte Kämpfe getobt, ohne daß der eine des anderen hätte Herr werden können. Zum Schluß hatten sie sich geeinigt, aber es war mehr ein Waffenstillstand als ein Frieden, und es gab immer wieder Reibereien zwischen ihren Leuten. Die Bosse waren zu klug, einen neuen allgemeinen Krieg zu entfesseln, aber beide verließ sie nie das Gefühl, der andere lauere nur auf die günstige Gelegenheit.
    Crainewood wohnte mitten in Manhattan. Er besaß dort eine große, elegant eingerichtete Etage in einem Hochhaus. Er war groß und hager und fast ein schöner Mann. Er trug mit Vorliebe dunkle Anzüge, weiße Hemden und silberne Krawatten und hatte es gern, wenn man von ihm sagte, er sähe wie ein Diplomat aus. Es war nicht ganz einfach, von ihm empfangen zu werden, aber schließlich geruhte er, unseren Besuch anzunehmen. Er empfing uns hinter einem Schreibtisch von edlem Nußbaum.
    »Bitte, fassen Sie sich kurz«, sagte er mit einem hochmütigen Gesicht und betrachtete seine Fingernägel.
    »Hat Archipos Tantomos schon mit Ihnen telefoniert, Crainewood?« fragte ich.
    »Wer ist Tantomos?« fragte er zurück. »Haben Sie übrigens die Güte, mich Mister Crainewood zu nennen. Ich kann mich nicht erinnern, mit Ihnen Brüderschaft getrunken zu haben.«
    »Ich werde Sie einen alten Gangster nennen, wenn es mir Spaß macht, ›Mister‹ Crainewood«, fauchte ich ihn an. Er ließ seine Hand sinken und blickte mich an, jetzt sah er gar nicht mehr liebenswürdig aus, sondern sehr wütend.
    »Was wollen Sie?«
    »Es kann sein, oder es ist schon gewesen, daß Tantomos Sie für eine gemeinsame Front gegen Joe Bender zu überreden versucht. Ich bin hier, um Ihnen zu sagen, daß wir, das FBI, kein Interesse an Gangsterkämpfen haben. Wir werden jeden auf den elektrischen Stuhl bringen, der glaubt, er könnte Henker und Richter in eigener Person spielen. Es ist uns ganz gleichgültig, was der Mann verbrochen hat, auf den geschossen worden ist. Wir werden seinen Mörder darum nicht besser behandeln.«
    »Das gilt doch in erster Linie für Joe Bender selbst, nicht wahr?« fragte Crainewood.
    »Jawohl, das gilt für Joe Bender so gut wie für James Crainewood.«
    »Dann sind wir einer Meinung. Haben Sie sonst noch Wünsche?«
    ***
    Glen Suthbeer war ein Bursche ganz anderer Sorte. Wenn Sie wollen, können Sie ihn einen altgedienten Gangster nennen, aber halten Sie das bitte nicht für eine Auszeichnung.
    Obwohl Suth so reich war, daß er sich ein halbes Dutzend Villen hätte bauen können, blieb er doch im Hafen in einem baufälligen Haus in der Nähe des 26. Piers wohnen. Er verabscheute Schlipse und feine Anzüge. Meistens sah man ihn im Hemd mit aufgekrempelten Ärmeln.
    Zu Suth vorzudringen bereitete keine Schwierigkeiten. Wir fanden ihn in einem Zimmer seines Hauses beim Poker. Die Luft war so voll von Rauch, daß man sie durchschneiden konnte.
    Der Bursche, der uns eingelassen hatte, eine verwilderte Hafentype, öffnete einfach die Tür zu dem Zimmer und brüllte: »Suth, hier sind zwei Schnüffler, die dich sprechen wollen.«
    »Schick sie rein«, antwortete er mit einer ungewöhnlich tiefen Stimme.
    Er blickte nicht von seinen Karten auf.
    »Setzt euch irgendwo hin, Jungs«, knurrte er. »Ich muß diesen Burschen eben noch eine Handvoll Geld abnehmen.«
    Wir warteten in aller Ruhe die Runde ab. Suthbeer bluffte seine Mitspieler aus dem Fenster und kassierte den Pott.
    Er lachte dröhnend, als er den Hänfen Scheine mit beiden Armen zu sich heranzog.
    »So, und nun raus mit euch. Ich habe 'ne Unterredung mit den beiden Herren.«
    Seine vier Mitspieler, jeder eine Prachtgestalt für sich, schoben sich langsam an uns vorbei aus dem Raum.
    »Na kommt her, Jungs!« rief Suth, der sein gewonnenes Geld zählte.
    Suthbeer war kaum mittelgroß, breitschultrig, untersetzt. Er hatte einen viereckigen Schädel, bepflanzt mit einer Bürste grauer Haare, die so dicht waren wie ein Teppich. Obwohl er sich

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