0013 - Ich bezwang den »Lächler«
Dollar die Woche !‹« Er unterbrach sich selbst. »Ist überhaupt nicht wahr. Ich verdiene keine hundert Dollar. Alles frißt Steuer, und von Steuer wird bezahlt eine Polizei, die nichts taugt!«
»Lesen Sie weiter!« sagte Mr. High mit einem Seufzer.
»Schreibt er: ›Ich brauche die Hälfte. Zehntausend jeden Montag. Die ersten Scheine sind am Anfang der nächsten Woche fällig. Ich sage dir noch, wo du sie abzuliefern hast. Unterschrift: Bender.‹«
»Werden Sie zahlen, Tantomos?«
Er heulte wie ein getretener Hund.
»Wovon?« schrie er. »Wovon? Kann ich mir Dollarscheine nicht aus den Rippen schneiden. Alles will Geld von mir. Staat, Steuer, meine Frau…«
Mr. High ließ ihn austoben.
»Tantomos«, sagte er, als der Grieche endlich einhielt, um Atem zu schöpfen, »ich schicke Ihnen die Leute, die den Fall bearbeiten. Unterhalten Sie sich mit ihnen darüber. Sind Sie zu Hause? In zehn Minuten sind die Männer bei Ihnen.«
Er hängte ein, ohne eine Zustimmung abzuwarten.
»Hoppla, Jerry, Phil, machen Sie sich auf die Strümpfe.«
»Kann ich mitgehen?« fragte Kelly.
»Von mir aus, selbstverständlich.«
***
Kaufleute griechischer Herkunft beherrschen einen guten Teil des Handels in den Einwanderervierteln von New York, und die griechischen Obst-, Gemüse- und sonstigen Händler wurden beherrscht von Archipos Tantomos. Es war die übliche Form des Schutzrackets, die er aufgezogen hatte, eine Art Sondersteuer, die in seine Tasche floß. Die Eintreibungsmethoden waren bedeutend radikaler als die eines jeden Finanzamtes. Die Tantomos-Bande war bekannt dafür, daß ihre Leute lieber mit dem lautlosen Messer als mit Schußwaffen arbeiteten, und im allgemeinen genügte eine Tracht Prügel, um einen dickköpfigen Händler zur Räson zu bringen. Aber zwei- oder dreimal hatte sich Tantomos mit Energie und vielen heimtückischen Messerstechereien dagegen gewehrt, daß man ihm sein Geschäft nehmen wollte. Er war keiner von den ganz großen Bossen. Männer wie Crainewood und Suthbeer duldeten ihn neben sich, solange er stillhielt und sich auf seinen Bezirk beschränkte.
Offiziell betrieb der Grieche einen Obstgroßhandel von erheblichem Ausmaß, da alle von ihm abhängigen Händler seine Ware kaufen mußten, wollten sie nicht Unannehmlichkeiten haben. Er besaß ein kleines Wohnhaus im Anschluß an die Obsthallen, das einen direkten Durchgang zu seinen Geschäftsräumen hatte.
Wir fanden ihn in seinem Büro, das zugleich sein Wohnzimmer war. Er hatte drei Burschen bei sich, dunkelhäutig, schmale Kerle mit flinken Augen und flinken Händen, ausgesprochene Messerstechertypen.
Tantomos war kaum mittelgroß, kahlköpfig und beachtlich dick. Seine kleinen, schwarzen Augen flippten wie die Zunge einer Schlange. Sein Fischmund war ständig feucht, und er spuckte, wenn er sprach.
Er überschüttete uns mit einem Sturzbach von Worten, meistens Beschimpfungen, gemischt mit Beteuerungen seiner Harmlosigkeit. Seine Nervosität hielt ihn nicht hinter seinem Schreibtisch. Immer wieder zappelte er hoch und leiß sich gleich wieder auf seinen Stuhl fallen.
»Zeigen Sie mir den Brief!« sagte ich, als er überhaupt nicht zur Sache kam.
Er schleuderte mir einen Schreibmaschinenbogen zu, der vom vielen Anfassen schon ganz fettig geworden war. Ich las. Es war genau der Text, den er am Telefon mitgeteilt hatte. »Sie werden natürlich nicht zahlen?« erkundigte ich mich.
»Sie sind verrückt, G-man?« brodelte es aus ihm heraus. »Selbst, wenn ich will, ich kann nicht. Leihen Sie mir das Geld, he? Wer also…«
»Sie bekommen eine ständige Wache vor das Haus!« entschied ich. Der Satz verschlug ihm die Sprache. Er ließ sich wieder in seinen Sessel fallen. Seine Stirn wurde feucht.
»Aber…«, sagte er langsam. »Der ›Lächler‹ schießt doch nie!«
»Das hat er sich abgewöhnt«, sagte Kelly sarkastisch, »wenn Sie nicht zahlen, wird er schießen.«
Des Griechen Hände fuhren über den Schreibtisch.
»Nein«, tobte er, »nein! Ich will keine Wache. Ich verbitte mir, daß Sie Cops schicken. Ich weiß Bescheid im Gesetz. Sie können nicht Cops schicken, wenn ich nicht will. Gut, ich erkläre hier vor Zeugen: Ich will nicht Cops. Verstehen Sie?«
Ich zuckte mit den Achseln.
»Stimmt, Tantomos«, gab ich zu. »Sie können unseren Schutz ablehnen, aber wir lehnen dann jede Verantwortung ab.«
***
Durch James Crainewoods Hände lief mehr oder weniger alles, was an unversteuerter oder unverzollter Ware in New York
Weitere Kostenlose Bücher