0013 - Ich bezwang den »Lächler«
informiert und wußte genau, wie die Drähte liefen. Hier eine harmlos aussehende Verbindung zu schaffen war eine Kleinigkeit, aber zunächst einmal mußte ich an Tantomos' Arbeitszimmer heran.
Die Tür, die von der Halle zu seiner Wohnung im Anbau führte, hatte ich im Blickfeld. Immer noch schimmerte Licht unter ihr her. Ich hatte im Laufe des Nachmittags gesehen, daß sich eine ganze Menge junger Burschen nach und nach auf dem Grundstück des Griechen versammelte, und ich nahm an, daß Tantomos seine Leute noch bei sich hielt und wahrscheinlich eine Art großen Kriegsrat veranstaltete. Nun, einmal mußten sie auch das leid werden und dann konnte ich in Aktion treten.
Ich habe schon oft im meinem Leben warten müssen, und ich bin nachgerade daran gewöhnt. Man versinkt in eine Art Dämmerzustand, denkt an nichts, aber die Sinne bleiben hellwach.
Eine Viertelstunde nach Mitternacht fuhr ich aus dem Dämmerzustand hoch. Ich hatte deutlich das Bremsen von Autorädern gehört, und dieses Geräusch hatte mich aufgeschreckt.
Ich lauschte mit vorgebeugtem Kopf.
Das waren Schritte von Männern, die auf dem kleinen, gepflasterten Weg zur Wohnung des Griechen gingen. Ich konnte sogar die Klingel vernehmen, einmal, zweimal, dreimal.
Hinter der Tür zum Anbau klangen Schritte auf. Mehrere Stimmen sprachen miteinander, hastig und offensichtlich in einer fremden Sprache.
Das nächste Geräusch war das Krachen von Axtschlägen, mit denen die Besucher die Haustür einschlugen, aber dieses Geräusch ging bereits im Lärm einer allgemeinen Panik unter.
Die Tür zum Hausanbau flog auf. Die vier Flutlampen flammten auf, und die kleine Verbindungstreppe hinab stürzte Archipos Tantomos ohne Krawatte und ohne Jacke.
Er schrie etwas auf griechisch, und ich verstand ihn nicht, aber der Revolver in seiner bebenden Hand redete eine deutliche Sprache. Unmittelbar hinter ihm tauchten fünf oder sechs seiner Burschen auf, und ich dachte, sie wären auf irgendeine Weise auf mich aufmerksam geworden und stürzten nun herein, um mich ins Jenseits zu befördern.
Aber es handelte sich offensichtlich nicht um mich. Der Grieche sprang schreiend hinter einen Kistenstapel mit Apfelsinen. Er duckte sich und starrte auf die Tür. Für mich, der ich hinter dem Sackstapel auf der anderen Seite hockte, wo er mich eigentlich so gut sehen mußte, wie ich ihn sehen konnte, hatte er keinen Blick.
Bevor sich die andere Gruppe in der Halle verteilt hatte, stürzten andere Männer in die Lagerhalle.
Für einen Augenblick erkannte ich ein oder zwei Gesichter der Armstrong-Bande, dann tobten die Kerle schon durch den Hallengang, und die ersten Apfelsinenkisten begannen zu purzeln. Sekunden später bellte der erste Schuß. Er fiel aus Tantomos' Revolver, und soweit ich in der Eile erkennen konnte, kippte niemand davon um.
Für mich wurde es Zeit. Ich ließ meine Aktentasche sausen und angelte mir dafür den .38er.
»Runter mit der Waffe, Tantomos!« schrie ich aus Leibeskräften. Ich glaube nicht, daß es irgendwer außer ihm noch hörte, denn das Geschrei der Kämpfenden erfüllte den großen Raum, daß er vor Lärm schier zu platzen schien.
Der Grieche aber hörte mich. Er wandte mir sein schweißnasses Gesicht zu und schoß nach mir. Ich tauchte hinter den Säcken unter, aber es war überflüssige Vorsicht, denn Tantomos war viel zu aufgeregt, um zielen zu können.
Als ich den Kopf hob, hatte er seine Waffe schon wieder auf die Kämpfenden gerichtet, und dieses Mal traf er. Einer der Männer, offenbar einer seiner Leute, zuckte hoch und stürzte dann. Vor dem nächsten Schuß war ich bei dem Griechen. Ich trat ihm die Waffe aus der Hand. Er hob wie flehend seine Arme, aber ich hatte keine Zeit, seine Wünsche zur Kenntnis zu nehmen. Ich bückte mich ein wenig, schlug ihn mittelhart auf sein Kinn. Es langte für ihn. Er kippte um wie ein Sack und rollte zur Seite.
Die fünf oder sechs Leute, die ihrem Boß in die Halle gefolgt waren, schienen sich ins Gefecht gestürzt zu haben.
Es ging ganz schön rund, aber außer den Schüssen aus der Waffe des Griechen hatte es bisher noch nicht geknallt.
»Aufhören!« brüllte ich. »Aufhören! Oder ich schieße!«
Offenbar hörten sich nicht. Auf diese Weise konnte ich den Kampf nicht beenden. Dann eben anders. Und ich stürzte mich auf den erstbesten, der mir am nächsten stand.
Ich schlug ihm von hinten den Lauf über den Schädel. Er fiel lautlos um. Sein Gegner, die Arme noch erhoben, starrte mich
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