0013 - Ich bezwang den »Lächler«
waren der Staatsanwaltschaft überstellt worden. Der Prozeß würde in Kürze stattfinden.
Joe Bender, Sam Knight und alle anderen wurden offiziell wegen Mordes, Bandenverbrechens, Raubüberfalls und eines Dutzends anderer Delikte gesucht. Die Haftbefehle lagen vor. Jeder Cop, der ihnen begegnete, konnte ohne weiteres versuchen, sie festzunehmen. Der ›Lächler‹ war so vogelfrei, wie er es noch nie in seiner Laufbahn gewesen war.
Aber er war auch unsichtbar geworden. Die Erde schien ihn und seine Leute verschluckt zu haben. Es wurde still um ihn, und die Zeitungen wandten sich anderen Sensationen zu. Vielleicht tat Glen Suthbeer in seiner freien Zeit nichts anderes als Pokern. Jedenfalls fanden wir ihn auch bei unserem zweiten Besuch im Kreise seiner Leute und mit den Karten in den Händen. Wieder war die Luft zum Schneiden dick.
Glen schob seine Zigarre in den anderen Mundwinkel.
»Ach, die G-men von neulich«, brummte er. »Ihr stört mich dauernd im besten Gewinnen. Was gibt's denn diesmal, Jungs?«
»Eine Unterhaltung von fünf Minuten«, antwortete ich.
»Na schön«, sagte er und schob die Karten zusammen. »Ich denke, ihr habt nichts dagegen, wenn meine Leute bleiben.«
Ich nahm mir den nächsten Stuhl.
»Es ist still geworden um den ›Lächler‹«, begann ich. »Der Tantomos-Laden ist aufgeflogen und fällt als Geldquelle für ihn aus. Bei Crainewoods Unternehmen haben wir keinen genauen Überblick. Ich denke, Sie können das besser beurteilen, Suth.«
Der vierschrötige Hafenboß rieb sich das Stoppelkinn.
»Der alte Crainewood«, sagte er nachdenklich. »Wissen Sie, G-man, ich mochte James nicht. Er war mir zu gelackt und geschniegelt, aber Bender mag ich noch weniger.«
»Crainewoods Zollschmuggelei ist wenig wert, wenn er sich nicht mit dem Manne geeinigt hätte, der den Hafen beherrscht. Zwischen Ihnen und Crainewood hat es manchen Streit gegeben, bis Sie sich geeinigt haben. Sie, Suth, müßten beurteilen können, ob Bender Crainewoods Geschäft übernommen hat oder nicht.«
»Zwischen dem ›Lächler‹ und mir gibt es keine Einigung«, antwortete er scharf. »Das weiß er genau, und darum versucht er es gar nicht erst.«
»Es hat in den letzten vierzehn Tagen auch keine Schießereien im Hafen gegeben. Andererseits wäre aber zu erwarten, daß Joe es mit Gewalt versucht, wenn Sie ihm nicht gestatten, in ihrem Gebiet Geschäfte zu machen.«
»Ich habe es ihm nicht gestattet, und er hat es nicht mit Gewalt versucht.«
»Ist Ihnen diese Ruhe nicht unheimlich, Suth? Sie kennen Bender doch. Wenn er sich still hält, kann das nur bedeuten, daß er einen entscheidenden Schlag gegen Sie vorbereitet.«
Der harte Mund des Gangsterführers verzog sich zu einem dünnen Grinsen. »Ich kann es mir denken, G-man, und ich bin im Begriffe vorzubauen.«
Ich biß mir auf die Unterlippe. Glen Suthbeer war kein Angeber, und gewöhnlich hatte das, was er sagte, Hand und Fuß.
»Ich glaube, ich habe Sie schon einmal gewarnt, Suth. Wir wollen keinen Gangsterkrieg.«
»Soll ich mich abschießen lassen?« fragte er. »Ich bin leidlich informiert. G-man. Sie waren dabei, als es Tantomos an den Kragen ging, und sie mußten zusehen, als Crainewood auf die Hörner genommen wurde, und Sie haben es in beiden Fällen nicht verhindern können. No, G-man, gegen den ›Lächler‹ helfen eure Polizeimethoden nicht, und selbst die üblichen Gangstermaschen versagen. Hätten Sie erwartet, daß er sich an jenem Abend in der Honolulu-Bar nur so weit zurückzog, daß er die Vorgänge doch noch beobachten konnte, und somit zur Stelle war, als James seinen Fluchtversuch unternahm? Sehen Sie, Sie haben es nicht erwartet. Bender wird immer das tun, was Sie und auch ich nicht erwarten. Dagegen gibt es nur ein Mittel. Man muß Vorbeugen und so handeln, wie er es nicht erwartet.«
»Drücken Sie sich deutlicher aus«, sagte ich.
Er lachte dröhnend. »Das könnte Ihnen so passen, G-man. Sie würden mich hindern, meine Pläne auszuführen, und im Endeffekt läge ich so stumm da wie der Grieche und Crainewood. No, no, G-man, machen Sie sich keine Sorgen um mich. Ich sichere mich selbst.«
»Wissen Sie, wo Bender sich aufhält?«
»Nein«, erklärte er offen, »aber in dem Augenblick, in dem ich es wissen muß, werde ich es innerhalb von vierundzwanzig Stunden herausfinden.« Er lachte wieder. »Das ist der Vorteil, wenn man selbst zu den einschlägigen Kreisen gehört.«
Ich stand auf.
»Schade, Suth. Ich hoffte, Sie
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