0013 - Ich bezwang den »Lächler«
Automotors. Wenige Minuten später fraßen zwei Scheinwerfer einen hellen Streifen aus der Nacht. Ein Thunderbird fuhr zwischen dem Kran und meinem Versteck vorbei, drehte eine halbe Kurve und blieb mit dem Kühler zum Meer stehen. Sein Licht erlosch. Ich hörte eine Tür schlagen. Kurz darauf flammte ein Feuerzeug auf. Für drei Sekunden sah ich das Kinn und die Nase eines Mannes, der sich eine Zigarette anzündete, dann stand nur noch das schwache Glimmpünktchen in der Nacht.
Kein Zweifel, daß dort Joe Bender stand.
Punkt Mitternacht hörte ich ein neues Motorengeräusch, das von der See kam, schnell lauter wurde, dann mit dem charakteristischen Gluckern eines Bootsmotors erstarb. Zwei Minuten später erschien ein Mann im gelblichen Schein, den die Laterne am Kran warf.
»Hallo 1« rief er. Ich konnte ihn gut sehen. Suthbeer selbst war es nicht.
Im nächsten Augenblick betrat eine zweite Gestalt den Lichtkreis, Joe Bender.
Ich konnte jedes Wort verstehen, das er sprach.
»Ich dachte, Suth käme selbst«, sagte er.
»Ich bring dich zu ihm«, antwortete der Mann, der mit dem Boot gekommen war.
»Wo ist er?«
»Auf einem Schiff.«
Bender zuckte mit den Achseln. »Okay, gehen wir.« Ich konnte sehen, wie er den Kopf drehte. Vielleicht blickte er sich unwillkürlich nach mir um und dachte, daß nun mein Plan ins Wasser gefallen sei.
Der Abholer ging vor zum Rand des Piers. Sie verschwanden in der Dunkelheit. Der Motor tuckerte wieder auf, wurde laut und dann leiser.
Aber schon in das leiser werdende Geräusch des abschwimmenden Bootes mischte sich das Brummen eines einlaufenden Kahns.
Ich verließ hastig mein Versteck, rannte zum Pierrand. Deutlich waren in einiger Entfernung das Hecklicht und die Steuerbordlaterne des Bootes zu sehen, auf dem Joe Bender schwamm.
Aus der Dunkelheit unterhalb des Piers rief mich Phil an.
»Ich bin da, Jerry.«
Ich benutzte die kleine Eisenleiter, die senkrecht an der Piermauer zum Wasser hinabführte. Phil hatte den Kahn der Hafenpolizei richtig darunter dirigiert.
»Guter Riecher!« rief er, als ich mich hineinfallen ließ.
»Wenn du nicht auf den Gedanken gekommen wärst, stünden wir jetzt mit langen Gesichtern da.«
»Hau ab!« sagte ich. »Damit wir ihn nicht verlieren. Das Licht dahinten ist er.«
Phil bediente das Ruder. In elegantem Bogen schnitt unser Kahn in den Hafen hinaus.
Wir fuhren ohne Licht. Als wir sahen, daß wir näher an das verfolgte Boot herangekommen waren, drosselten wir die Fahrt. Wegen des Geräusches machten wir uns keine Gedanken. Solange ihr eigener Motor lief, konnten sie uns nicht hören.
Nach zehn Minuten Fahrt schwankten neue Lichter auf dem Wasser, und gegen den etwas helleren Himmel erkannten wir die Umrisse eines Frachtkahnes von vielleicht dreihundert Tonnen, eines dieser Schiffe, wie sie mit Vorliebe zum Schmuggeln benutzt wurden. Wir sahen die erleuchteten Bullaugen seiner Deckskajüte, die Top- und Steuerbordlichter.
Ich berührte Phils Schulter. Er stoppte den Motor. Vom Schwung getrieben, glitt unser Boot noch einige Dutzend Yards, bis es still auf den sanften Wellen schaukelte.
An den Lichtem konnten wir sehen, daß das verfolgte Motorboot auf den Frachter zuhielt. Sein Motor erstarb, wir hörten verwehte Zurufe und sahen, wie die Lichter an der Seite des Frachters zum Stillstand kamen.
»Mit dem Motor können wir nicht weiter ran!« sagte ich. »Sie hören das Geräusch. Ich schwimm hinüber. Sieh zu, wie weit du unseren Kahn mit den Riemen heranbringen kannst, aber geh kein Risiko ein.«
Ich warf die Jacke ab. »Verdammt«, knurrte ich, als mein Blick auf den .38er im Halfter fiel. »Die Kanone wird naß. Das verträgt sie nicht. Haben die Cops nicht ein Stück Segeltuch an Bord?«
Wir fanden eine Plane und schnitten mit dem Taschenmesser rasch ein Stück heraus, umwickelten den .38er, ich zog mir noch die Schuhe aus, riß auch noch das Hemd über den Kopf und ließ mich möglichst lautlos über Bord gleiten.
Das Wasser war nicht sehr kalt. Ich schwamm aus Leibeskräften, und ich bring' 'ne ganze Menge im Schwimmen.
Nach ein paar Minuten wuchs die Wand des Frachters vor mir hoch. Das Motorboot schaukelte noch an seiner Flanke. Ich faßte den Rand und zog mich hinein. Die Jakobsleiter hing vom Frachter bis in das Boot. Oben an Bord schien alles ruhig zu sein. Ich wickelte den ,38er aus, steckte ihn wieder in die Halfter, packte die erste Sprosse der Strickleiter und enterte hoch. Ich schob den Kopf vorsichtig
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