0013 - Ich bezwang den »Lächler«
wie er sagte. Er wuchs aus dem Leichtgewicht hinaus, aber der Name blieb ihm unter seinen Kameraden, die ihn in ihren Kreis aufnahmen, weil er ebenso arm und betrogen vom Leben war wie alle anderen.
Nat ging mit Joe Bender in den Clifton-Distrikt, und er tat alles, was der ›Lächler‹ ihm befahl. Er erhielt seinen Anteil wie jeder andere, und er konnte öfter in die Sportschule gehen und am Sandsack und Punchingball arbeiten. Schließlich besaß er mehr Geld, als er für solche Zwecke ausgeben konnte, und Joe bot sich an, sein Konto zu verwalten. Das ›Leichtgewicht‹ bezog eine ordentliche Wohnung und trug gute Anzüge, aber er trank und rauchte nicht, weil das für seinen Sport schädlich war, und er hing an Joe mit der Anhänglichkeit eines Hundes, der die Befehle seines Herrn zwar auch nicht verstehen kann, aber ihnen blindlings folgt.
Klar, daß Nat an Benders Seite war, als der ›Lächler‹ nach New York fuhr, um es zu erobern. Wieder gehorchte er jedem Befehl. Er machte erstaunte Augen, als an seiner Seite Kameraden fielen, durchsiebt von Kugeln der Gangster, die ihre Herrschaft bedroht sahen. Es machte ihn traurig, aber er sah voll unerschütterlichen Vertrauens zu Joe auf. Doch immer neue seiner Freunde aus Boston verbluteten auf dem Pflaster New Yorks, und Joe schien kein Gegenmittel zu wissen — Nats Augen verdunkelten sich. Ein zweiflerischer Ausdruck legte sich auf sein zerschlagenes Gesicht mit der gebrochenen Nase, und er begann sich zu fragen, was er tun könne, um Joe aus den Schwierigkeiten, in denen er sich befand, herauszuhelfen.
Dann kam eines Tages Larry zu ihm, drückte ihm eine Pistole in die Hand und zeigte ihm, wie er damit umzugehen habe. So dumm war Nat nicht, daß er nicht wußte, was eine Kanone bedeutete, und er strahlte über das ganze Gesicht, denn er dachte, nun könnte er zurückzahlen, wie er es im Ring gelernt hatte. Er übte fleißig, und als er gut zielen konnte, machte er sich auf den Weg durch New York, um einen von Joes Feinden zu finden.
Es kam nicht mehr dazu. Nat war dabei, als sich die Szene zwischen dem ›Lächler‹ und den anderen unter Larrys Führung ereignete, und seine Pistole war die einzige, die sich nicht auf Bender richtete. Bevor Joe abreiste, übergab er dem ›Leichtgewicht‹ das Sparbuch und die Aktien, die er für Nat gekauft hatte, aber er schüttelte nur den Kopf, als Nat stammelte, er möchte ihn mitnehmen.
Der Rest der Bender-Bande zerfiel mit Larrys Tod. Ein paar Jungs gingen nach Boston zurück. Einige andere waren so weit auf der Laufbahn des Gangsters vorgeschritten, daß sie Anschluß bei anderen Banden suchten. Nat Thomas blieb in New York. Er lebte sparsam. Er gab nur Geld für die Sportschule aus, obwohl er jetzt langsam auf die Fünfzig ging. Als sein Geld trotz aller Sparsamkeit zu Ende ging, wurde er Zeitungsverkäufer. Hin und wieder holte er seine Pistole hervor und putzte sie. Er konnte sehr gut schießen, wenn er das linke Auge schloß, denn er sah auf diesem Auge, auf dem er die meisten Schläge kassiert hatte, schlecht. Das andere war in Ordnung.
Eines Tages las er in einer seiner Zeitungen, daß Joe aus Mexiko nach New York zurückgekehrt war. Er fühlte eine große Freude. Obwohl er kaum mit einem Telefon umgehen konnte, brachte er es fertig, Joes Nummer herauszufinden und rief ihn an. Joe führte ein freundliches Gespräch mit ihm, aber er sagte, er könne ihn im Augenblick nicht sehen und sprechen.
Nat war trotzdem glücklich. Am nächsten Abend schloß er seinen Zeitungsstand früh. Er holte die Pistole unter seinem Bett hervor und putzte sie gründlich. Dann steckte er sie in die Tasche und wanderte nach Harlem hinaus. Er ging in die 64. Straße, lehnte sich an eine Laterne gegenüber dem Haus Nr. 93 und wartete.
Er wartete vier Stunden lang, ohne sich zu rühren. In Nr. 93 war unten eine Kneipe mit einem Billardsaal. Hier traf sich Fondor Armstrongs Bande. Armstrong war einmal Mitglied von Astor Buds Gang gewesen, bis er seinen eigenen kleinen Laden aufmachte, einen kleinen Haufen von brutalen Burschen, die sich von den Erträgen der Straßenmädchen ernährten.
Um Mitternacht trat Fondor, begleitet von drei seiner Kumpane, aus der Kneipe. Nat Thomas löste sich von der Laterne, griff in die Tasche, holte die Pistole heraus, schloß das linke Auge und feuerte drei Schüsse auf Armstrong ab, von denen zwei seinen Kopf trafen.
Dann rannte Nat fort, und keine der Kugeln, die Armstrongs Leute ihm nachschickten,
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