0013 - Ich bezwang den »Lächler«
traf ihn, aber einem Mann, der in dem Hause wohnte, vor dem die Laterne stand, war die reglose Gestalt aufgefallen, als er aus dem Fenster sah. Er hatte lange gezweifelt, ob er die Polizei anrufen sollte, aber dann tat er es, noch bevor die Schüsse knallten. Der alarmierte Streifenwagen bog genau in dem Augenblick um die Ecke, als Fondor Armstrong umfiel. Der Fahrer trat das Gaspedal durch. Der Wagen flitzte dem flüchtenden Nat nach. Armstrongs Leute verdrückten sich, sobald sie das Rotlicht sahen.
Nat Thomas kam noch um die nächste Ecke. Er rannte die 63. hinunter, aber dann überholte ihn das Polizeiauto wie ein jagender Leopard. Der Fahrer bremste ab und riß den Wagen herum, den Bürgersteig hinauf, um Thomas den Weg abzuschneiden. Unglücklicherweise nahm er die Kurve zu knapp. Er erwischte den Flüchtling mit dem rechten Kotflügel und schleuderte ihn gegen die Hausmauer. Das ›Leichtgewicht‹ schlug mit dem Kopf an und war vorübergehend aus der Welt.
Das 34. Revier, in dessen Bereich die ganze Geschichte passiert war, unterstand Lieutenant Kelly. Kelly hatte mal eine Zeitlang im Präsidium Dienst getan. Er sah den ohnmächtigen Nat Thomas lange an, und er erinnerte sich an das Gesicht aus früheren Jahren. Später ging er in die Leichenkammer und starrte nachdenklich auf den toten Fondor Armstrong, dessen Laufbahn er genau kannte, einschließlich der Rolle, die er unter Astor Bud gespielt hatte. Dann machte er sich über Nats Tascheninhalt her, den seine Beamten ihm, sorgfältig numeriert, auf den Tisch legten. Anschließend verbrachte er zwei Stunden im Archiv des Präsidiums. Von dort aus fuhr er zum Krankenhaus und wartete geduldig, bis die Ärzte ihm erlaubten, mit Nat Thomas zu sprechen.
Das ›Leichtgewicht‹ hatte eine mittelschwere Gehirnerschütterung und einige sonstige Kratzer.
Alles, was Kelly auf seine Fragen zur Antwort erhielt, waren Sätze wie: »Joe, wird sich freuen. Ich hab's ihm gegeben, und Joe wird sich freuen. Jetzt geht es rund, und Joe wird es ihnen zeigen.«
Lieutenant Kelly brauchte nicht lange darüber nachzudenken, welchen Joe Thomas meinte. Er fand es an der Zeit, daß das FBI sich der Sache annahm. Er rief Mr. High an. Er erfuhr, daß unser Chef gerade zu einer Partie bei Joe Bender sei, und da er einen Sinn für grimmige Witze hatte, wählte er Benders Nummer und verlangte High.
Es dauerte einige Zeit, bis man John High unter der Gesellschaft gefunden hatte. Kelly wußte nicht, daß er zeitweise sogar mit Bender selbst sprach, aber schließlich hatte er High an der Strippe.
»Eine Meldung, die Sie sicher interessieren wird, Sir«, sagte Kelly. »Es handelt sich um Joe Bender, bei dem Sie gerade zu Gast sind.«
»Ja«, sagte Mr. High.
»Gestern gegen Mitternacht wurde Fondor Armstrong erschossen, der früher ein führendes Mitglied der Bud-Bande war. Der Täter war Nat Thomas, das ›Leichtgewicht‹, der einmal mit Bender von Boston nach New York gekommen ist. Wir haben lange nichts von ihm gehört, aber meine Leute stellten ihn auf frischer Tat. Er hielt die Kanone noch in der Hand, und der Kugelvergleich und so weiter stellt außer Zweifel, daß er es war. Nun wird sich niemand vorstellen können, daß Nat Thomas aus eigener Initiative einen Mann erschießt. Er schlägt nicht einmal 'ne Fliege ohne Befehl tot, aber für jemanden, dem er zu gehorchen gewohnt ist, tut er alles, zum Beispiel für seinen alten Freund Joe Bender. Ich fand auch einige Hinweise dafür, daß es ein Mord im Auftrag war. Er trug in der Brusttasche seines Anzuges einen Zettel mit dem Text: >Fondor Armstrong, t ist erlaubte Hinter dem Namen war ein Kreuz gezeichnet. Er erlitt bei der Verhaftung eine Gehirnerschütterung, aber er sprach ununterbrochen Sätze vor sich hin, aus denen hervorging, daß Joe Bender ihm den Befehl gegeben hat und daß es jetzt wieder rund gehen soll. Ich denke, Sir — wenn ich mir einen Rat erlauben darf —, Sie sehen sich den >Lächler< genauer an.«
»Danke«, antwortete Mr. High. Kelly hörte das Knacken in der Leitung, als er einhängte.
***
Ich wunderte mich über das Gesicht des Chefs, als er langsam von dem kleinen Tisch mit dem Telefon wieder auf uns zukam. Joe hatte sich über seine Frau gebeugt und flüsterte mit ihr. Sie lächelte zu ihm hoch.
»Nat Thomas erschoß Fondor Armstrong«, sagte Mr. High nicht laut und in niemandes Richtung.
Bender zuckte hoch, wie von einem Peitschenschlag getroffen. Für Sekundendauer war auch jener Rest seines
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