0013 - Ich bezwang den »Lächler«
Lächelns aus seinem Gesicht gewischt, der schon nicht mehr der Ausdruck einer Gemütsverfassung war, sondern einfach durch die Stellung seiner Lippen entstand.
»Um Himmels willen, High!« schrie er laut. »Sie denken doch nicht, daß er es auf meine Veranlassung tat?«
High wandte ihm ein Gesicht zu, das jetzt völlig ausdruckslos war.
»Sie verstehen schnell«, antwortete er. »Ich denke es nicht, aber es sieht so aus.«
Bender sprach ganz schnell: »Sie glauben doch nicht, daß ich hier sitze und um Ihre Hilfe flehe, während ich gleichzeitig einen Mann losschicke, um meine alten Freunde zu erledigen. Bedenken Sie, was wir gesagt haben. Ich habe Ihnen doch versichert, daß ich Schluß mit der Vergangenheit machen will.«
»Finden Sie nicht, daß es zu den Methoden des ›Lächlers‹ paßt, vorne jemanden einzulullen, um hinten ungestörter arbeiten zu können?«
»Ich habe nie jemanden getötet!« schrie Bender voller Verzweiflung.
»Sie sind in New York vor fünfzehn Jahren daran gescheitert, daß Sie es nicht taten, und Sie werden den gleichen Fehler nicht noch einmal begehen.«
Der ›Lächler‹ ließ sich auf den nächsten Stuhl fallen. Er stöhnte und vergrub das Gesicht in den Händen.
»Haben Sie Nat Thomas seit Ihrer Rückkehr nach New York gesehen?« fragte High.
Bender schüttelte den Kopf, aber dann ließ er die Hände sinken, sprang auf und stieß gepreßt hervor:
»Ich sage Ihnen die Wahrheit, Mr. High. Ich habe mit ihm telefoniert. Er rief mich an und wollte mich sehen, aber ich wimmelte ihn ab. Sie verstehen, ich wollte keinem von den alten Freunden begegnen.« Er sah starr geradeaus und flüsterte: »Ich hätte es nicht tun sollen. Der gute alte Nat! Das ist die Strafe.«
»Wenn Sie nichts damit zu tun haben, Joe«, sagte Mr. High, »dann wird es sich heraussteilen, aber klären müssen wir die Angelegenheit, je früher, desto besser für Sie. Wollen Sie gleich mit ins Hauptquartier kommen, oder sollen wir warten, bis die Gesellschaft beendet ist?«
Der › Lächler‹ fand seine Haltung wieder.
»Okay, Mr. High«, antwortete er mit einem ganz kleinen Schuß Ironie in der Stimme. »Gehen wir gleich. Dann haben die Reporter noch eine Schlagzeile für die Morgenausgabe.« Er beugte sich zu seiner Frau, die dem ganzen Vorgang mit weiten, entsetzten Augen gefolgt war.
»Es ist nichts, Liebling«, sagte er leise. »Ich habe nichts damit zu tun. Du weißt es. Es wird sich aufklären.«
Sie preßte für einen Augenblick seine Hand gegen die Wange.
»Jerry«, sagte Mr. High, »versuchen Sie, Lieutenant Kelly vom 34. Revier zu erreichen. Ich lasse ihn bitten, sofort ins Hauptquartier zu kommen.«
Als wir uns durch die Halle und die Menge der Gäste zwängten, sprach uns ein Bursche an, der schon reichlich getrunken zu haben schien.
»Hallo, Bender«, lallte er. »So flankiert von Polizisten habe ich Sie selbst auf dem Höhepunkt Ihrer Laufbahn nicht gesehen.«
»Wissen Sie genau, daß es damals der Höhepunkt war?« fragte der › Lächler‹ zurück.
***
Vier von den fünf Männern in Mr. Highs Hauptquartier waren im Smoking! Mr. High selbst, Bender, Phil und ich. Nur Lieutenant Kelly saß im Straßenanzug auf der Schreibtischkante, hatte den Hut ins Gesicht geschoben und kaute auf seinem Schnauzbart.
»Gut«, sagte Bender zum vierten oder fünften Male. »Nat hat Fondor erschossen. Sie, Lieutenant, haben einen Zettel bei ihm gefunden, auf dem steht: ›Fondor Armstrong — ein Kreuz — ist erlaubt‹. Deswegen kann mich doch kein Richter der Anstiftung des Mordes schuldig sprechen. Schön, Sie haben Nat Sätze stammeln hören, die mich belasten. Sie wissen so gut wie ich, daß Nat nie eine Leuchte im Geiste war. Sie können mich nicht dafür verantwortlich machen, was er — noch dazu praktisch ohne Besinnung — von sich gibt. Ich habe Ihnen erklärt, was ich mit Nat am Telefon besprochen habe. Es waren nichts als belanglose Sätze. Ich habe ihn auf einen späteren Zeitpunkt vertröstet, an dem wir uns sehen würden, weil ich ihm nicht weh tun wollte. Vor allen Dingen, Mr. High, warum sollte ich gerade Fondor Armstrong als ersten umbringen lassen? Armstrong gehörte damals zu Bud, er war einer von seinen Revolverschützen, der Mann, der von meinen Leuten Jesse Smith tötete, aber ich habe nie einen Mann mit einer Kugel umbringen lassen, der einen von meinen Leuten umgelegt hatte. Warum sollte ich jetzt, nach fünfzehn Jahren, damit anfangen?«
»Das kann ich Ihnen sagen«,
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