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0013 - Ich bezwang den »Lächler«

0013 - Ich bezwang den »Lächler«

Titel: 0013 - Ich bezwang den »Lächler« Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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einmal und sagte: »Ihr werdet nicht weit kommen.«
    Er hatte recht. Vierzehn Tage später war Larry, der zum Nachfolger gewählt worden war, schon tot.
    Joe Bender ging nicht nach Boston zurück. Er liquidierte seinen Besitz und ließ sich in Mexico nieder. Die Zeitungen widmeten ihm bewegte Nachrufe. Sie nannten ihn den »charmantesten und intelligentesten Gangster Amerikas«. Dann wurde es still um Joe Bender, den ›Lächler‹. Man vergaß ihn.
    ***
    Fünfzehn Jahre nach Beendigung seiner Laufbahn fragte Joe Bender, nun ein Mann Mitte der Vierzig, bei der Regierung der Vereinigten Staaten an, ob Bedenken gegen seine Rückkehr in sein Heimatland bestünden. Er erhielt die Antwort, daß man ihm als Bürger die Einreise nicht verweigern könne, jedoch wären die polizeilichen Untersuchungen gegen ihn nie abgeschlossen worden. Er kehre also auf eigene Gefahr zurück.
    Er kam, aber er siedelte sich nicht wieder in Boston an, sondern er reiste direkt nach New York. Er brachte seine Frau mit, eine nicht mal besonders schöne Mexikanerin und eine achtjährige Tochter. Er mietete eine Villa in Eastend, er empfing die Reporter, und er lächelte und antwortete freimütig auf ihre Fragen. Am anderen Tage erschienen die Zeitungen mit dicken Überschriften: »Der ›Lächler‹ will friedlich in den Staaten leben — kein neuer Kampf um die Herrschaft in der Unterwelt.«
    Vielleicht waren die Journalisten dankbar für den Stoff, der ihnen durch die Rückkehr Joe Benders geboten wurde. Die Polizei jedenfalls blieb mißtrauisch. Joe gefiel das wenig, und eines Tages arrangierte er ein großes Fest und lud die Spitzen der Behörden ein. Weil Joe gerade Tagesgespräch war, hielten es die Politiker für gut, sich mit ihm Hand in Hand fotografieren zu lassen und gingen hin.
    Mr. High zeigte uns die Einladung, die er erhalten hatte. Eine schöne Karte auf Büttenpapier mit zierlichen schwarzen Buchstaben.
    Mrs. und Mr. Bender geben sich die Ehre, Mr. ]ohn High, Chef des FBI-Distriktes New York, zu der Abendgesellschaft am 19. einzuladen.
    »Kommt mit, Jungs«, sagte der Chef zu Phil und mir, und so gingen wir alle gemeinsam hin.
    Es war eine hübsche Villa, die Joe gemietet hatte. Das Schwimmbecken war abgedeckt worden, und eine Menge Paare tanzten auf der so geschaffenen Fläche. Ein Dutzend Lohnkellner eilten mit Tabletts von Gruppe zu Gruppe. Die Flügeltüren von der Terrasse zu dem großen Salon standen weit auf. Mit einem Wort, es war ein Trubel in allen Räumen. Immer wieder blitzten die Fotografen, um den Hausherrn und seine Frau in der Gesellschaft aller möglichen Prominenz im Bilde festzuhalten.
    Im Schlepptau von Mr. High drängten wir uns durch die Menschen. Joe Bender lehnte am Kamin in der Halle und plauderte mit einer Gruppe von Zeitungsreportern. Er berichtete, was er in Mexiko gemacht hatte. Dann sah er Mr. High, unterbrach seine Erzählungen, verabschiedete die Journalisten und trat auf uns zu.
    »Guten Abend, Mr. High«, sagte er und streckte die Hand aus. »Sie haben sich nicht sehr verändert. Nur Ihr Haar ist grauer geworden.«
    »Guten Abend, Joe«, antwortete der Chef. »Ich sehe, Ihr Gedächtnis ist noch so vorzüglich, wie es war. Wir haben uns nur einmal gesehen, wenn ich nicht irre, und ich war ein völlig unbedeutender Beamter damals. Sozusagen eine Mücke für Sie.«
    Ich sah mir den ›Lächler‹ aufmerksam an. Er war ein großer, breitschultriger Mann, ohne eine Spur Fett am Körper.
    Er hatte ein Gesicht von geradezu klassischer Schönheit, eine hohe Stirn, über die die silbergraue Mähne in einem lockeren Schopf nach hinten fiel. Seine Augen waren sehr grau, sein Mund groß und von gutem Schnitt. Sein Kinn sprang stark vor. Bis auf die grauen Haare sah er jünger aus, als er war. »Ich wußte damals schon, daß Sie es weit bringen würden, High«, sagte er.
    Der Chef stellte Phil und mich vor. Die Augen des ›Lächlers‹ flogen über unsere Gesichter. »Hallo«, grüßte er und winkte mit der Hand. »Scharfe Jungs, nicht wahr?« fragte er dann Mr. High, wartete aber keine Antwort ab, sondern fuhr fort: »Ich möchte Sie gern mit meiner Frau bekannt machen. Bitte, kommen Sie mit.«
    Er führte uns zu einer Gruppe von Herren und Damen, die sich um die Hausfrau geschart hatten. Mit ein paar Entschuldigungsworten holte er sie aus ihrer Mitte.
    »Das ist John High, Dolores«, stellte er vor. »Und das sind Mr. Cotton und Mr. Decker, zwei seiner Beamten.«
    Dolores war nicht schön. In ihr schwarzes

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