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0014 - Der schwarze Henker

0014 - Der schwarze Henker

Titel: 0014 - Der schwarze Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gefährlich. Niemand sah ihn, wie er geschickt über den Zaun kletterte.
    Dunkel breitete sich, das Fabrikgelände vor ihm aus. Nur das hinter dem Bürofenster brennende Licht wirkte wie eine helle Insel in der Finsternis.
    Das Opfer war da.
    Der Henker packte das mörderische Beil fester. Ein gefährliches Grollen drang unter der Kapuze hervor. Den Namen Cromwell hatte er die Jahrhunderte über behalten. Und den Namen O’Casey!
    Auch die Rileys waren nicht vergessen.
    Nur an den Namen des Pfarrers konnte er sich nicht erinnern. Alles, was mit Kirche zu tun hatte, schreckte ihn ab, flößte ihm Angst ein. Das Gute war Gift für ihn – auch noch heute. Geschickt überkletterte der Henker den Drahtzaun. Das Metall bog sich unter seinem Gewicht, hielt aber. Keine Masche riß, kein verdächtiges Geräusch verriet die Anwesenheit des Unheimlichen.
    Der typische Holzgeruch schwebte über dem Platz. Doch der Henker nahm ihn nicht wahr.
    Sein Sinn war nur auf eins fixiert.
    Auf Mord!
    Hugh Cromwell mußte sterben. So schrieb es das Gesetz der Hölle vor.
    Lautlos näherte sich der schwarze Henker seinem Opfer. Er verschmolz mit dem Schatten der Wand. Die Sohlen der Stiefel verursachten nicht das geringste Geräusch.
    Der Fabrikant war ahnungslos.
    Seufzend legte er die Papiere zusammen, verstaute sie in der Mappe und schloß diese in seinen kleinen Tresor. Er war zu keinem Ergebnis gekommen. Cromwell wollte erst eine Nacht über dieses Problem schlafen. Vielleicht fiel ihm am nächsten Morgen eine Lösung ein.
    Es war wieder einmal spät geworden. Clara würde schimpfen. Zu recht. Cromwell war ehrlich genug, dies einzugestehen.
    Seine Zigarre drückte er im Aschenbecher aus. Er löschte das Licht und ging zur Tür. In seiner rechten Hand klingelten die Schlüssel gegeneinander.
    Das war genau der Moment, in dem der schwarze Henker das Bürogebäude umrundet hatte und vor der Eingangstür stehenblieb. Er ging noch einen Schritt zur Seite und preßte sich mit dem Rücken gegen die Mauer. In der rechten Hand hielt er das schwere Mörderbeil. Hin und wieder lugte der Mond zwischen den Wolken hindurch und übergoß das Land mit einem fahlen, unheimlichen Schimmer.
    Hugh Cromwell hatte inzwischen seine Bürotür abgeschlossen und sich den Mantel übergezogen. Mit wuchtigen Schritten näherte er sich dem Ausgang.
    Die Tür bestand aus dickem Glas. Dahinter – direkt im Eingang – hatte der Nachtportier seine Loge.
    Er stand auf, als Cromwell an ihm vorbeiging.
    »Gute Nacht, Sir!« grüßte er.
    Hugh Cromwell nickte. Ein schnelles Lächeln umspielte seine Lippen. »Gute Nacht, Curd. Aber das darf man zu Ihnen ja eigentlich nicht sagen.«
    »Ich bleibe trotzdem wach, Sir!«
    Cromwell spendierte seinem Angestellten noch eine Zigarre und schloß die große Glastür auf.
    Wie eine kühle Dusche, so traf ihn die klare Nachtluft. Tief atmete Cromwell ein. Er blickte dabei nicht zur Seite, und so blieb der Henker unentdeckt.
    Er hatte schon den rechten Arm erhoben und hielt die Axt bereit…
    Da ging Cromwell los.
    Der Henker ließ seine Waffe sinken. Er hatte den Mann mit einem einzigen Schlag töten wollen, doch durch Cromwells schnelle Reaktion war dies mißlungen.
    Zudem trat noch der Nachtwächter bis dicht an die Tür, blickte seinem Boß noch nach und schloß erst dann ab.
    Hugh Cromwell ging zu seinem Wagen. Er fuhr einen fast zwanzig Jahre alten Rolls. Der Wagen hatte schon Liebhaberwert, war einfach nicht kaputtzukriegen. Außerdem pflegte ihn Cromwell so, als wäre er ein Stück von ihm.
    Der Fabrikant schloß die rechte Fahrertür auf und schlüpfte aus dem Mantel. Er ließ sich dabei Zeit, reckte und streckte sich.
    Der schwarze Henker wurde nervös.
    Er wollte Cromwell packen, bevor er abfuhr.
    Endlich verschwand der Nachtportier. Er löschte das Licht im Eingang. Cromwell kletterte in den Wagen.
    Da hetzte der Henker los.
    Hugh Cromwell warf die Tür zu. Er wollte den Zündschlüssel ins Schloß stecken, und hatte es schon zur Hälfte geschafft, als der Schatten vor dem Seitenfenster auftauchte.
    Cromwells Kopf ruckte herum.
    Im ersten Augenblick hatte er das Gefühl, sein Herz müsse stehenbleiben. Durch das Glas sah er den goldenen Totenschädel hinter der Kapuze schimmern, erkannte sogar das bleckende Gebiß und wie ein Blitzstrahl schoß ein Gedanke in ihm hoch. Der Henker war da!
    Er war gekommen, um ihn, Cromwell, zu töten.
    Schon fegte das mörderische Beil herum. Im nächsten Augenblick zerplatzte die Scheibe.

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