0014 - Der schwarze Henker
schwarzhaarige Girl bemerkte ihn zu spät, sonst wäre Glenda aufgestanden und weggelaufen. So aber mußte sie sich Cromwell stellen.
Das Pärchen ihr gegenüber hörte auf zu knutschen. Aus ängstlichen Augen blickte es Cromwell an.
Jack machte eine unwirsche Handbewegung. »Haut ab, ihr beiden, sonst setzt es was!«
Der junge Mann und das Mädchen standen sofort auf. Sie verschwanden mit eingezogenen Köpfen.
»Gehört Ihnen das Lokal, daß Sie hier einfach Gäste hinauswerfen können?« erkundigte sich Glenda mit scharfer Stimme.
Jack Cromwell lachte glucksend auf. »Wenn ich will, kann ich die ganze Bude hier in Brand stecken!« Schwer ließ er sich neben Glenda nieder und versuchte, sofort seinen Arm um ihre Schulter zu legen.
Glenda schlug ihm auf die Finger. »So haben wir nicht gewettet, mein Freund.«
»He, Süße. Was ist denn mit dir los?« Jack war überrascht. »Du bist heute Nacht sowieso reif. Jetzt stell dich nicht so an, sonst werde ich sauer.«
Glenda war schon sauer. Und sie gab dem Kerl das auch deutlich genug zu verstehen. Durch eine Ohrfeige!
Ihre rechte Hand klatschte gegen Jack Cromwells linke Wange. Es war ein Rundschlag, und dahinter lag ziemlich viel Kraft.
Cromwell wurde von dem Schlag überrascht. Seinen Kopf schleuderte es zur Seite, er selbst bekam große Augen, mußte zweimal schlucken, und dann stieg ihm die Schamröte ins Gesicht.
Wie aus weiter Ferne vormeinte er Glendas Stimme zu hören. »Ich hoffe, das reicht, Sie Angeber.«
Es reichte nicht. Jack Cromwell holte tief Luft. Dann packte er blitzschnell Glendas Handgelenk, zerrte das schwarzhaarige Mädchen von seinem Platz, sprang selbst auf, schleuderte Glenda an sich vorbei und warf sie auf die Tanzfläche.
Die Szene war nicht unbemerkt geblieben. Glenda konnte sich nicht mehr halten. Sie fiel zwischen die tanzenden Paare, die lachend auseinander wichen.
Cromwell grölte auf. Breitbeinig stellte er sich neben Glenda, die am Boden lag.
Zahlreiche Gäste waren zurückgewichen, hatten einen Kreis gebildet. Sie wollten zusehen, was Jack mit dem Girl machte. Nicht das erste Mal hatte er diese Schau in der Discothek abgezogen, aber er fand immer neue Varianten.
Charly drehte die Musik leiser.
Jack Cromwell vergewisserte sich erst einmal, ob auch alle zusahen. Dann bückte er sich und zerrte Glenda hoch.
»Die Süße will heute Nacht nicht mit mir schlafen!« brüllte er. »Wetten, daß sie in fünf Minuten dazu bereit ist?«
Niemand hielt dagegen.
Und niemand stellte sich auf Glendas Seite. Alle kuschten vor Jack Cromwell. Glenda hatte Angst. Schon lange bereute sie es, in diesen Schuppen hineingegangen zu sein. Jetzt mußte sie ausbaden, was sie sich eingebrockt hatte.
Mit einer Hand hielt Cromwell sie fest. Glenda spürte ihren Herzschlag oben im Hals.
Dann wurde der Kerl gemein. »Du hast ja prächtige Sachen unter deinem Pullover!« zischte er. »Mal sehen, ob das auch alles echt ist.«
Mit einer oft geübten Bewegung ließ er seine rechte Hand unter den Saum des Pullovers hochrutschen…
***
Die beiden Konstabler konnten mir auch nicht weiterhelfen. Sie wußten selbst kaum über diesen Fall Bescheid. Es waren biedere Leute, die die Männer der Mordkommission erst gar nicht groß in den Fall eingeweiht hatten.
Zum Schluß stellte ich die Frage: »War es Ihrer Meinung nach wirklich ein Irrer, der das junge Mädchen getötet hat, oder glauben Sie mehr den zuerst erschienenen Zeitungsberichten?«
Die Beamten zögerten mit der Antwort. Sie sahen aus wie Zwillinge. Beide hatten sie rotes Haar, zahlreiche Sommersprossen und waren gut genährt.
Schließlich meinte der Ältere von ihnen: »Wenn Sie unsere ehrliche Meinung hören wollen, Sir, dann muß ich Ihnen sagen, daß wir beide lieber an die erste Version glauben.«
»Also an den schwarzen Henker«, präzisierte ich.
»Ja, wir sind in dieser Gegend aufgewachsen. Wir kennen auch Moros blutige Vergangenheit…«
»Und Sie glauben, daß er wieder auferstanden ist. Oder besser gesagt, er ist zurückgekehrt. Die Kraft des Teufels hat ihn aus seinem Grab geholt.«
Da waren die beiden Männer einer Meinung. Der Ältere formulierte seine Antwort mit einem so ernsten Gesicht, daß ich ihm glaubte.
»Aber was, wollen Sie unternehmen?« wurde ich gefragt.
»Ich sehe mich mal auf dem Leichenacker um.«
»Es ist sehr gefährlich.«
Ich lächelte. »Das kann ich mir vorstellen. Denken Sie nur nicht, daß ich waffenlos hingehe. Ich weiß mich meiner Haut zu
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