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0014 - Der schwarze Henker

0014 - Der schwarze Henker

Titel: 0014 - Der schwarze Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wie eine Flunder lag der Kerl auf den Dielen. Aber er gab nicht auf. Er schnellte herum, griff unter seine Lederjacke und hielt ein Schnappmesser in der Hand. Mit einem klickenden Geräusch sprang die Klinge aus dem Schaft.
    »Mach dich nicht unglücklich, Junge«, warnte ich ihn.
    »Ich stech dich ab!« Er fuchtelte wild mit dem Messer herum.
    Jack war kein Profi, das sah ich sofort. Ich hatte schon mit gefährlicheren Messerkämpfern zu tun gehabt. Aber dieser Junge war unberechenbar in seiner Wut.
    Ehe er sich versah, gab ich ihm eine Maulschelle. Sein Kopf flog zurück. Da traf ihn der zweite Schlag, einen Lidschlag später der dritte.
    Ich trieb ihn mit Ohrfeigen vor mir her, bis er die Stange des Tresens im Rücken spürte. Längst hatte sich der Kreis geöffnet. Mit einem raschen Griff wand ich ihm das Messer aus der Hand, steckte dann die Klinge in eine Bodenritze und trat sie ab. Jack guckte dumm aus der Wäsche. Seine Wangen brannten, schwollen an. »Genug?« fragte ich leise.
    Er gab keine Antwort.
    Ich drehte mich zur Seite. Zahlreiche Augenpaare starrten mich an. »Wer Lust hat, kann es versuchen«, erklärte ich. »Aber denken Sie daran: Angriff auf einen Polizeibeamten wird mit Gefängnis bestraft.«
    Das Wort Polizeibeamter hatte gewirkt. Auf einmal hatten sie alle etwas zu tun. Auch die Musik wurde wieder eingeschaltet. Die Pärchen schlichen entweder zu ihren Plätzen zurück oder begaben sich auf die Tanzfläche.
    Glenda Perkins stand plötzlich neben mir und strahlte mich an. »Klasse, wie Sie das gemacht haben. Wie im Roman.«
    Ich winkte ab. »Sie sollten es nicht überschätzen.«
    »Gehen wir dann?«
    »Eigentlich hatte ich Durst.«
    »Und ich auch.«
    Wir begaben uns zu Glendas Platz. Dort entschuldigte sie sich noch einmal.
    »Das kann passieren«, erwiderte ich. »Schließlich sind Sie ein hübsches Mädchen.« Wieder einmal wurde Glenda rot. Sie bestellte ein Fruchtsaftgetränk, ich einen Whisky.
    Den hatte ich mir verdient.
    Das Glas kam, und ich nahm einen Schluck. Glenda hatte einen günstigen Platz ausgesucht. Hier wurden wir nicht von den farbigen, zuckenden Lichtlampen belästigt, die wie Speere durch das Lokal schossen.
    »Haben Sie auf der Polizeistation mehr erfahren?« wollte Glenda wissen.
    »Ja, ich kenne jetzt die Vorgeschichte. Und die liegt tatsächlich vierhundert Jahre zurück.«
    »Dann hat der Henker also doch existiert?«
    Ich nickte. »Er war in der gesamten Gegend gefürchtet. Der Kerl muß einen regelrechten Blutrausch gehabt haben. Er tötete nicht nur durch Gesetz verurteilte Menschen, sondern suchte sich auch auf eigene Faust Opfer unter der Bevölkerung aus. Er war wirklich ein Teufel.«
    »War er denn auch ein Mensch?«
    Ich blickte Glenda ernst an. »Das ist schwer zu beurteilen. Dem Äußeren nach – ja. Doch die lange Praxis hat mich gelehrt, daß Menschen immer wieder in den Dienst finsterer Mächte treten und oft noch schlimmer werden als die Dämonen selbst. Das ist leider oft genug bewiesen worden.«
    Glenda schüttelte sich. »Schrecklich«, flüsterte sie. »Und jetzt will er Rache nehmen?«
    »Exakt. Die Männer damals haben ihn nicht töten können. Die andere Kraft war zu stark. Er ist aus seinem Grab geklettert und mordet weiter.«
    »Auch wieder wahllos?«
    »Nein. Erst einmal nicht. Ich habe mir sagen lassen, daß man hier in Pitlochry auf Tradition hält. Das heißt in diesem Ort wohnen Familien, deren Stammbaum sie Hunderte von Jahren zurückverfolgen können. Die Männer damals hießen Cromwell, Riley und O’Casey. Zusammen mit dem Pfarrer wollten sie dem Henker den Garaus machen. Anführer war Neil Cromwell, dessen Nachkommen heute noch in Pitlochry leben. Cromwell ist der reichste Mann des Ortes. Er besitzt eine Holzfabrik mit Sägewerk.«
    »Dann ist er in Gefahr«, rief Glenda.
    »Wie die anderen.«
    »Und was können wir tun?« Glenda rutschte, aufgeregt auf dem Stuhl hin und her. »Ich werde mit den Männern sprechen und sie warnen. Aber sie wissen sicherlich, was auf sie zukommt. Die Polizisten haben Andeutungen in diese Richtung gemacht.«
    »Mr. Sinclair«, sagte Glenda leise. »Ich habe ein Frage.«
    »Bitte.«
    »Was machen Sie, wenn Sie dem Henker gegenüberstehen?«
    »Ich weiß es noch nicht«, erwiderte ich nach einigen Sekunden des Nachdenkens.
    »Aber wie wollen Sie ihn dann besiegen?«
    »Mir wird hoffentlich schon etwas einfallen. Sie müssen sich eins merken, Glenda. Improvisation bedeutet viel in meinem Job. Ich kann

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