Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0015 - Der Morddämon

0015 - Der Morddämon

Titel: 0015 - Der Morddämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Traute Maahn
Vom Netzwerk:
beim Château Montagne, in dem sie, seit Zamorra es von seinem Onkel geerbt hatte, lebte, gab es keinen Goldschmied, der diese Arbeit ausführen konnte.
    Der Chinese blieb über ihr stehen, während sie die ersten Stufen der Wendeltreppe betrat. Um sich zu stützen, hielt sie sich am Rand der Öffnung fest und streifte den Ring vom Finger.
    »Schneller!« befahl der Chinese über ihr.
    Unauffällig schob Nicole den Ring über die grauweißen Fliesen, dann kletterte sie tiefer.
    Der Chinese hatte offenbar nichts bemerkt. Er folgte ihr. Als er einige Stufen hinuntergeklettert war, schob er scheinbar mühelos die riesenhafte Säule wieder zurück an ihren Platz. Staunend hatte Nicole zu ihm hinaufgesehen.
    Sie hatte vermutet, daß er die Säule auf ihren Platz zurückschaffen würde. Daß er es mit so spielerischer Leichtigkeit tun würde, hatte sie jedoch nicht gedacht.
    Nun würde sich Zamorra nicht erklären können, wo sie und Bill waren.
    Vielleicht findet er meinen Brillantring , dachte Nicole hoffnungsvoll.
    Sie fühlte sich höchst unbehaglich. Noch hatte der Chinese keine Gewalt angewendet, aber sie hatte sich ihm ja auch nicht ernsthaft widersetzt.
    Nachdem sie die Wendeltreppe hinuntergestiegen war, befand sie sich in einem hohen Gewölbe. Bill Fleming und die anderen beiden Chinesen waren verschwunden. Sie drehte sich um.
    »Bill?« rief sie mit erhobener, leicht vibrierender Stimme. Die Angst, mit dem unheimlichen Wesen ganz allein hier zu sein, überfiel sie jetzt panikartig. »Wo ist Mr. Fleming?« fragte sie den Chinesen.
    Der zuckte nur die Achseln und schien völlig verstummt zu sein.
    Er deutete den Gang hinunter.
    »Ich will sofort wissen, was hier gespielt wird. Ich tu keinen Schritt mehr«, fauchte Nicole.
    Sie hatte schon oft erfahren, daß man die Angst mit einem gehörigen Schuß Energie bekämpfen konnte.
    Diesmal aber schien es nicht zu wirken.
    Die grausigen Hände des Chinesen näherten sich ihr.
    »Rühren Sie mich nicht an«, rief Nicole und trat zurück. Sie sah nur diesen unheimlichen, grinsenden Chinesen vor sich. Sie stieß gegen jemanden und wirbelte herum.
    Vor ihr stand ein Mann im blutroten Kittel. Auch er war Chinese.
    Seine Hände waren normal, wie sie blitzschnell feststellte. Sein langes blauschwarzes Haar war straff zurückgekämmt und endete im Nacken in einem Zopf.
    Seine großen, dunklen, schräg gestellten Augen sahen sie begehrlich an. Nicole kannte solche Männerblicke. Und obwohl es ihr nicht gefiel, hier unten einem Mann zu begegnen, der seine Begierde so schwer zügeln konnte, beruhigte es sie doch in gleichem Maße auch.
    Er war ein Mensch und offenbar ein sehr normaler dazu.
    »Wer sind Sie?« fuhr Nicole ihn hochmütig an. »Ich möchte mich beschweren. Dieser Mann hier zwang mich, die Wendeltreppe herunterzusteigen. Ich will wieder hinauf in die Halle der Pagode. Ich will wissen, wo mein Begleiter Bill Fleming ist. Und ich will…«
    »Wie schön Sie sind!« sagte der Chinese leise. Seine Stimme zitterte. »Und was für eine zarte Haut Sie haben…«
    Er trat zu ihr und versuchte, ihr über die Wange zu streichen. Empörung zuckte in Nicoles braunen Augen auf. Die Goldpunkte darin sprühten.
    »Fassen Sie mich gefälligst nicht an«, erklärte sie scharf. »Wer sind Sie überhaupt?«
    »Habe ich mich noch nicht vorgestellt?« Der Chinese verneigte sich tief und ehrerbietig vor ihr. »Ich bin Kuangchow, Ihr ergebenster Diener.«
    »Also, gut, Mr. Kuangchow!« sagte Nicole. »Ich will zurück in die Halle.«
    Sie bemerkte seinen Blick, in dem sie grenzenlose Bewunderung las.
    »Sie sind die erste Frau, die ich liebe.«
    Nicole versuchte, ruhig zu bleiben.
    »Reden Sie nicht solchen Unsinn. Komplimente sind ja ganz hübsch für uns Frauen, aber Sie gehen zu weit. Wie können Sie behaupten, daß Sie mich lieben?«
    »Ich tue es.« Er griff nach ihrer Hand. Der Druck seiner Finger ging Nicole durch und durch. Seine Stimme machte sie unsicher.
    »Ihnen wird nichts geschehen, weil ich Sie begehre. Erst seit ein paar Stunden bin ich ein Mensch. Vorher wußte ich gar nicht, was es heißt, eine Frau zu begehren. Erst seit ein Herz in meiner Brust schlägt, weiß ich…«
    »Was soll das heißen: ›Ihnen wird nichts geschehen‹?« fragte Nicole bebend.
    »Alle anderen werden sterben, weil wir ihre Herzen brauchen«, sagte Kuangchow. »Aber Sie nicht. Sie heißen Nikoll… Nikoll …«
    Er sprach ihren Namen so seltsam aus, daß es sie schauderte.
    Dann packten seine Hände

Weitere Kostenlose Bücher