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0015 - Ich starb um elf Uhr zwanzig

0015 - Ich starb um elf Uhr zwanzig

Titel: 0015 - Ich starb um elf Uhr zwanzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Werner Höber
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glaube nun, der Prokurist ist der schwierigste Punkt. Ich meine für die Gangster. Aber das würden sie ja nicht einmal herausbekommen.«
    »Warum ist er der schwierigste Punkt?«
    »Er sitzt so hinter einer Säule, daß man ihn nur schwer sehen kann und beim Eintreten in die Schalterhalle überhaupt nicht sieht. Unter seinem Stuhl ist im Fußbodenbelag eine kleine Auslösung der Alarmanlage, die er nur mit dem Fuß zu berühren braucht. Dann sind innerhalb von zehn Sekunden alle Türen und alle Fenster von Stahlgittern verschlossen.«
    Ich nickte anerkennend:
    »Und die Burschen sitzen in der Bank, können aber nicht heraus?«
    »Ja, so ist es.«
    »Vielen Dank, Mister Coats. Auf Wiedersehen.«
    »Bye, Mister Cotton.«
    Ich ging. Und auf einmal hatte ich einen ganz waghalsigen Gedanken. Mir ging der Prokurist nicht mehr aus dem Kopfe.
    ***
    Als ich zurück ins Office kam, saß Phil auf dem Schreibtisch und rauchte. »Na?« fragte ich.
    Er zuckte die Achseln.
    »Nichts zu machen. Es gibt eine ganze Menge Cops von der Stadtpolizei, die McLean kennen, vom Ansehen oder wenigstens dem Namen nach, aber keiner konnte sagen, wo er sich aufhält oder auch nur häufig anzutreffen ist. Der Bursche scheint viel zu vorsichtig zu sein, als daß er sieh irgendwo ein Stammquartier zugelegt hätte.«
    »Na, dafür habe ich einiges in Erfahrung gebracht. Ich wette, daß in der Nacht vom Samstag zum Sonntag ein fabelhafter Überfall und ein bildschöner Einbruch auf die States-Union-Bank erfolgen.«
    »Woher weißt du…?«
    Ich weihte ihn ein. Er rieb sich die Hände.
    »Na, dann wissen wir ja, was wir zu tun haben. Übrigens, ich hätte es fast vergessen: ich habe vor lauter Langeweile mal bei der Mordkommission angerufen, die sich mit dem Fall des erschossenen Mädchens befaßt —«
    »Wissen sie etwas, was uns weiterhelfen konnte?« unterbrach ich gespannt.
    Phil schüttelte nur müde den Kopf.
    »Verdammt!« fluchte ich. »Im Grunde haben wir uns ziemlich festgefahren. Wir wissen fast gar nichts und können nur spekulieren. Und das tue ich höchst ungern. Ich bin ein G-man, kein Hellseher.«
    »Ich schlage vor, wir hören uns noch ein paar Schallplatten an, trinken ein paar echte Sachen dabei und verfrachten uns dann in unsere Betten. Ausschlafen kann uns auch nichts schaden.« Er hatte recht. Es war das einzige, was wir an diesem Abend tun konnten.
    ***
    Die nächsten beiden Tage vergingen mit einer Unmenge von Kleinarbeit Phil und ich suchten zwei Dutzend Leute auf, die uns wichtig erschienen, und fragten sie aus. Wir machten uns über alles gewissenhaft Notizen, werteten sie abends aus, und fragten am zweiten Tag wieder zwei Dutzend Leute aus.
    Dann kam der Morgen des dritten Tages.
    »Deine Gnadenfrist, die dir die Gangster gestellt haben, ist abgelaufen!« sagte Phil morgens im Office. »Bist du dir darüber im klaren, Jerry?«
    »Restlos!« erwiderte ich und steckte mir eine Zigarette ins Gesicht. »Es ist mir so klar wie das Wasser eines Bergsees im Januar.«
    »Mach keine faulen Witze!« Phil war nervös, man sah es ihm an.
    »Ich meine es ernst, mein Lieber.«
    »Also, was willst du tun?« fragte er ungeduldig.
    »Gar nichts.«
    »Gar nichts?« wiederholte er gedehnt. Und ich wiederholte noch einmal mit stoischer Ruhe:
    »Gar nichts.«
    Phil kam zu mir und baute sich direkt vor mir auf.
    »Jerry, das ist verrückt! Daß die Burschen nicht spaßen, das hättest du inzwischen merken müssen.«
    »Ich glaube, es ist mir aufgefallen.«
    »Na also! Willst du dich unbedingt umbringen lassen?«
    »Natürlich nicht.«
    »Dann solltest du New York wirklich für ein paar Tage verlassen! Kein Mensch erwartet von dir, daß du hierbleibst als Zielscheibe für eine skrupellose Gangsterbande.«
    »Doch. Einer erwartet das von mir!«
    »Wer ist denn dieser Hornochse?« fragte Phil aufgebracht.
    »Ich«, sagte ich ruhig. »Ich selbst. Ich erwarte von meinem werten Ich, daß es nicht ausreißt.«
    »Aber, Jerry. Vorsicht hat fluch nichts mit Feigheit —«
    Unsere Tür ging auf, und ein Kollege steckte den Kopf herein:
    »Jerry, Sie sollen zum Chef kommen!«
    »Okay, ich komme.«
    Phil versuchte es noch einmal.
    »Jerry, sei kein Dickschädel! Mister High hat selbst gesagt, er läßt dli lieber noch fünfzig Jahre lang jeden Monat dein Gefühl auszahlen, als übermorgen deine Beerdigungskosten übernehmen zu müssen.«
    »Schon gut«, sagte ich und schlug ihm auf die Schulter. »Es haben schließlich schon andere Leute versucht, mich

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