0015 - Ich starb um elf Uhr zwanzig
behelfsmäßig eingerichtetes Office. Aus meinem eigentlichen Büro hörte man schon das Hämmern der Handwerker, die sich alle erdenkliche Mühe gaben, die Spuren der Explosion zu beseitigen.
Auf dem Schreibtisch in unserem Ersatzbüro lagen die Überreste meiner Akten. Einige waren von der Explosion arg in Mitleidenschaft gezogen worden, wieder andere hatten so gut wie nichts abgekriegt. Ganz obenauf lag ein Fernschreiben. Ich griff es mir und las:
»FBI-Headquarters Washington, D. C. Fingerabdruck-Zentralkartei. Betrifft Anfrage wegen der Fingerabdrücke. Die angeführten Prints sind in der Zentralkartei registriert. Sie wurden 1944 vom 4. Marinekorps laut Regierungsverordnung allen Angehörigen des 4. Marinekorps abgenommen und nach Kriegsende der Zentralkartei des FBI übergeben. Auswertung: Die angeführten Abdrücke stammen von Joe McLean. Personalbeschreibung der Identitätsperson: J. ML.: amerikanischer Staatsbürger, geboren am 21. 5. 1923, Geburtsort: Prescott/Arizona. Größe: 178 cm. Gestalt: breitschultrig, schlank. Gesicht: oval. Stirn: gerade, breit. Nase: schmal, gerade. Augen: blaugrau. Haar: dunkelblond bis braun. Mund: klein, schmal. Besondere Kennzeichen: vier Zentimeter lange Narbe auf dem rechten Oberschenkel von einer Kriegsverletzung. Rasse: weiß. Aufenthaltsort: März 1944 — August 1944: Fort Celmoe, Texas. (Marine-Infanterie.) August 1944 — Mai 1945: an der europäischen Invasionsfront. Mai 1945 — September 1946: Frankfurt am Main/'Western Germany. Oktober 1946 — Januar 1947: New York. Februar 1947 — Dezember 1949: Leavenworth-Penitentiary (siehe Vorstrafenliste). Januar 1950 — März 1950: New York. April 1950 — Mai 1955: Leavenworth-Penitentiary (siehe Vorstrafenliste)! Juni 1955 — New York. Verzeichnis der Vorstrafen: Februar 1947 — Dezember 1949: Leavenworth-Zuchthaus. Wegen Beteiligung an Bandenverbrechen, schwerem Raubüberfall und tätlicher Bedrohung in Tateinheit mit Gefährdung der öffentlchen Sicherheit. (McLean beteiligte ich am Überfall auf die States Union Bank Inc. New York am 11. Junuar 1947. Die Tat wurde von einer Bande ausgeführt, die aus mindestens sechs Mann bestand. Zwei wurden bei einem Feuergefecht zwischen den Bandenmitgliedern und Beamten der New York City Police am 27. Januar 1947 tödlich verwundet, drei gefangen. Einer entkam. Bei dem Flüchtigen handelte es sich vermutlich um den Chef der Bande. Aussagen über seine Identität konnten trotz aller Bemühungen nicht erhalten werden. McLean wurde zu vier Jahren Zuchthaus verurteilt. Nach Mitteilung der Zuchthausleitung in Leavenworth wurde er am 23. Dezember 1949 im Paroleverfahren wegen guter Führung vorzeitig mit Bewährungsfrist entlassen. April 1950 — Mai 1955: Leavenworth-Zuchthaus. Wegen Beteiligung an Bandenverbrechen und schwerem Raubüberfall. (McLean beteiligte sich am Überfall auf die States Union Bank Inc. New York am 22. März 1950. Die Tat wurde von einer Bande ausgeführt, die aus mindestens acht Mann bestand. Die Bande konnte noch am Tatort gestellt werden. Vier entkamen. Einer wurde im Feuergefecht von Beamten der New Yorker City Police getötet. Drei wurden verhaftet. Unter den Flüchtigen dürfte sich der Chef der Bande befunden haben. Aussagen über seine Identität waren nicht zu erhalten.) McLean war in diesem Überfall nur als Hilfsmann beteiligt. Es konnte ihm nicht nachgewiesen werden — wie im ersten Falle —, daß er von seiner Waffe Gebrauch gemacht hatte. Durch seine Aussagen belastete er die anderen Mitverhafteten so stark, daß ihre Verurteilung möglich war. Deshalb fiel das Urteil gegen ihn milde aus, obgleich es sich bei ihm um einen Rückfall handelte. Er wurde zu drei Jahren Zuchthaus und zur Verbüßung seiner Reststrafe verurteilt. Die Untersuchungshaft wurde nicht angerechnet. McLean wurde nach Verbüßung seiner Strafe am 30. Mai 1955 entlassen- Sein genauer Aufenthaltsort ist seither unbekannt, doch- gilt als sicher, daß er sich in New York aufhält.«
Tja, das war's.
Phil und ich setzten uns nieder und steckten uns erst einmal eine Zigarette an.
»Ganz schöner Brocken«, sagte Phil.
»Ja«, nickte ich. »Und ich wette, daß es jedesmal derselbe Boß ist, der hinter der Sache steckt, daß sie diesmal aus mindestens zehn bis zwölf Mann bestehen, daß sie sich wieder die States Union Bank vornehmen werden, und daß sie diesmal ihren tollsten Coup landen. Die Burschen sind hartnäckig, und ich verdrücke einen Besen ohne Kompott, wenn es
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