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0015 - Ich starb um elf Uhr zwanzig

0015 - Ich starb um elf Uhr zwanzig

Titel: 0015 - Ich starb um elf Uhr zwanzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Werner Höber
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silbernen Tropfen auf der Stirn.
    Phil machte eine Dummheit:
    »Ihr kommt bestimmt an das Geld«, keuchte er.
    »Kommen wir auch!« lachte Joe sicher.
    »Ihr kommt auch an den Schmuck!«
    »Kannst dich drauf verlassen!«
    »Nur aus der Bank hinaus kommt ihr nicht mehr!« schrie Phil mit aller Kraft, die noch in seinem mißhandelten Körper saß. »Denn die Bank ist von sechzig G-men umstellt! Hahaha!«
    Sein Lachen erstarb in keuchender Atemnot.
    Ich kaute auf meiner Unterlippe. Verflixt, warum hatte sich Phil nur soweit hinreißen lassen! Jetzt mußte mich Joe durchschauen. Woher hätte das FBI sonst die Information haben können, wenn nicht von mir?
    »Du bist ja verrückt!« lachte Joe siegessicher. »Woher soll denn das FBI wissen, daß wir heute nacht in der Bank sind?«
    Mir fiel ein Stein vom Herzen. Joe war zu siegessicher, das macht immer unvorsichtig.
    Joe drehte sich zu mir um und sagte: »Hast du das gehört? Ist das nicht ein toller Witz? Wir sollen von G-men umstellt sein? Hahahaha —«
    Er brach mitten im Lachen ab. Seine Augen verengten sich zu schmalen Strichen. Er preßte die Lippen hart aufeinander und schwieg für ein paar Sekunden. Ich fühlte, daß er mich wieder mißtrauisch musterte. Mir wurden die Sekunden zu Ewigkeiten.
    Ich hatte mit allem gerechnet. Nur nicht mit dem, was er tat. Er nickte plötzlich und sagte:
    »Klar, warum er das sagt, nicht? Er will uns erschrecken, damit wir nicht wagen, ihn auszulöschen. Eigentlich ganz klar, nicht?«
    Ich spürte den lauernden Unterton in seiner Stimme. Er wollte auf etwas anderes hinaus als das, von dem er sprach, das war mir sofort klar. Aber was wollte er wirklich?
    Ich merkte es gleich. Nachdem ich ihm zugestimmt hatte, machte er ein paar langsame Schritte, als denke er nach. Aber plötzlich sprang er beiseite und stand in meinem Rücken. Und da fühlte ich auch schon den Druck seiner Pistolenmündung in meinem Rücken.
    »Mach ihn fertig!« zischte er hinter mir. »Los, knall ihn ab, diesen verdammten. G-man! Los! Knall ihn ab, oder ich knall dich ab!«
    Ich holte ganz langsam Luft. Vor meinen Augen tanzten plötzlich rote Schleier. Jetzt war alles vorbei.
    ***
    »Na los, knall ihn ab!« hörte ich Joes Stimme wie durch einen Schalltrichter in mein Gehör dringen.
    Ich krampfte meine linke Hand zusammen, bis ich fühlte, wie die Fingernägel in mein Fleisch bohrten. Langsam konnte ich wieder deutlich sehen.
    Ich schluckte. Plötzlich hatte ich stechende Kopfschmerzen. Meine Gehirnerschütterung machte sich wohl wieder bemerkbar. Mühsam sagte ich:
    »Wie du willst, Joe.«
    Natürlich war es nicht mein Ernst. Ich sagte es nur, um Zeit zu gewinnen. Und wenn es nur eine halbe Minute war. In einer halben Minute können hundert Gedanken durch den Kopf huschen.
    Langsam hob ich die Maschinenpistole. Jetzt zeigte sie genau auf Phil. Mir fiel nichts ein, außer, daß ich Joes Mündung in meinem Rücken hatte.
    Was mir nicht einfiel, brachte Phil unwissentlich heraus:
    »Ja, schieß!« hetzte er. »Dann hören meine Kollegen draußen, daß es hier rund geht. Dann haben sie keinen Grund, noch länger zu warten! Na los, schieß doch!«
    »Halt!« rief Joe.
    Er war unsicher geworden. Ich spürte, wie der Druck von seiner Pistolenmündung ein wenig nachließ.
    Joe schien nachzudenken. Eine Weile schwieg er. Ich wußte genau, was in ihm vorging. Hatte Phil recht, so konnte nur ich der Verräter sein. Hatte Phil unrecht, konnte ich auch nicht der Verräter sein. In diesem Falle hätte es mir aber auch nichts ausmachen dürfen, einen der von allen Gangstern sowieso verhaßten G-men umzulegen. Wenn er sicher gehen wollte, mußte er mich nur zwingen, Phil auf eine andere Art zu ermorden, auf eine geräuschlose Weise.
    Würde ich es tun, durfte Joe sicher seih, daß sie nicht verraten worden waren. Weigerte ich mich, wußte er, daß ich mit dem FBI in Verbindung stand.
    »Schlag ihm den Schädel ein!« sagte er plötzlich. »Mit dem Kolben von deiner Tommy Gun! Los! Tue es!«
    Ich nickte und sagte:
    »Soll mir ein Vergnügen sein.«
    Ich meinte es ernst. Nur meinte ich einen anderen Schädel als der Gangster hinter mir.
    Ich drehte die Maschinenpistole um und nahm den Lauf zwischen die Finger. Mit dem Daumennagel schob ich den Sicherungsflügel herum, damit die Knallspritze nicht plötzlich losratterte, wenn ich zuschlug.
    »Wird‘s bald?« fragte Joe hinter mir.
    Ich holte tief Luft. Wenn Joe noch Zeit hatte, abzudrücken, war ich wirklich ein toter Mann

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