0016 - Ich gewann die letzte Runde
Trikots, in denen sie auch zu schlafen schienen. Wie sie so zu fünfen, Face etwas vor den anderen, mir gegenüberstanden, machte das nicht gerade einen freundschaftlichen Eindruck.
»Ich bin einem Wagen gefolgt«, sagte ich. »Ich verlor ihn hier in eurer Gegend und fand das merkwürdig.«
»Warum?« fragte Face. »Die Straße geht nach Princetown und wird viel befahren.«
»Ich find’s komisch, und Sie können es mir nicht ausreden«, sagte ich scharf.
»Ich habe keinen Wagen gesehen«, antwortete er ruppig.
Ich überlegte. Die Straße hier herunter war steinig. Der Platz, auf dem wir standen, war mit kurzem Gras bewachsen, das keine irgendwie brauchbaren Reifenspuren liefern würde. Im Scheinwerferlicht danach zu suchen, war völlig sinnlos. Außerdem konnte der Zauberkünstler im Recht sein, obwohl er mir auf einmal verdächtig erschien. Schließlich konnte er nichts dafür, wenn ein von mir verfolgter Wagen ausgerechnet die Straße durch Laborfleth benutzte.
»Was für ein Wagen war es?« fragte er.
»Ein Thunderbird«, antwortete ich.
»Tut mir leid«, sagte er. »Wir haben keinen Wagen gesehen, Mr. Cotton. Außerdem, wohin sollte er von hier aus gefahren sein? Höchstens doch in den Fluß.«
Ich gab nach.
»Na schön«, sagte ich. »Tut mir leid, Ihre Nachtruhe gestört zu haben. Entschuldigen Sie.«
Und ich drehte mich um und ging zum Wagen.
Denken Sie nicht, daß ich sang- und klanglos abfahren wollte. Ich hatte beschlossen, den Wagen zur Straße zurückzusteuern, dann zu Fuß und heimlich zurückzukehren, um zu sehen, wie dieser Zauberkünstler sich nach meiner Abfahrt benehmen würde. Mir tat es leid, daß ich nicht sofort auf diesen Gedanken gekommen war, sondern einfach den Weg hinuntergebraust war.
»Gute Nacht, also«, sagte ich, legte die Hand auf die Klinke und war im Begriff, einzusteigen, als ich einen sehr schwachen, aber deutlichen Ruf hörte, einen ganz eindeutigen Ruf.
»Hilfe! Hil…«
Bei der Wiederholung erstickte die Stimme.
Sehr langsam drehte ich mich wieder um. Face und seine Leute standen wie erstarrt.
»Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, wenn ich mir Ihre Wohnwagen einmal von innen anschaue«, sagte ich leise.
Das Gesicht des Zauberkünstlers schien mir weiß bis in die Lippen zu sein, aber vielleicht kam das durch das kalkige Licht des Scheinwerfers.
»Warum?« fragte er tonlos.
»Aus Neugier.«
Er biß sich auf die Lippe.
»Ich bedauere«, sagte er, »ein Wohnwagen ist eine Wohnung im Sinne des Gesetzes. Sie können unsere Behausungen nur betreten, wenn Sie einen richterlichen Befehl vorweisen.«
Ich lächelte dünn. »Ich werde mir die Freiheit nehmen, auch ohne solches Papier Ihre Wagen zu inspizieren.«
»Wir werden Sie hindern«, entgegnete er.
Ich senkte eine Hand in den Ausschnitt meines Smokings. »Versuchen Sie es!« forderte ich ihn auf.
Die Traiters, die schon einen Schritt nach vorn gemacht hatten, blieben stehen.
Ich ging auf sie zu. Sie wichen nach rechts und links auseinander. Ich bewegte mich an ihnen vorbei, ohne sie aus dem Auge zu lassen. Seitlich ging ich auf den mittleren Wohnwagen zu, der gut im Scheinwerferlicht lag. Sie rührten sich nicht. Dann, auf ein Zeichen Faces, folgten sie mir langsam.
Der Eingang zu dem Wohnwagen befand sich an der Stirnwand. Eine kleine angelegte Holztreppe führte zu ihm hoch. Auf der obersten Stufe stand Brandow, der Riese. Seine Gestalt verdeckte völlig die niedrige Tür. Er hielt ein kurzes Stück Eisenrohr in der mächtigen Faust und starrte mich mit dem Gesicht eines Bullbeißers an.
»Komm runter, Kleiner«, sagte ich.
»Ich wollte dir schon immer den Schädel einschlagen«, knurrte er.
»Runter!« fauchte ich. »Oder ich probiere aus, wie viele Kugeln ein Kraftmensch verträgt …«
Ein Schimmer von Unsicherheit flog über sein Gesicht. Ich benutzte die Gelegenheit und wandte einen Trick an. Er fiel auf die kleine Treppe, die unter ihm zusammenkrachte.
Ich fuhr herum.
Brandow rollte sich ächzend aus den Treppentrümmern.
»Siehst du, Kleiner«, sagte ich befriedigt, »in dieser Lage gefällst du mir besser.«
Während er noch auf den Knien lag, stieß ich die Tür auf.
Im schwachen Schein des Lichtes, das von den Scheinwerfern her durch die Fenster fiel, sah ich auf dem Boden einen Mann liegen, dessen Hände auf dem Rücken gefesselt waren, außerdem war er geknebelt.
Ich bückte mich und löste den Knebel.
»Gracias! Mil Gracias!« sagte der Mann auf spanisch. Er war schwarzhaarig,
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