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0016 - Ich gewann die letzte Runde

0016 - Ich gewann die letzte Runde

Titel: 0016 - Ich gewann die letzte Runde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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geschnitten.
    Er begrüßte den Wartenden mit einer lässigen Handbewegung, ließ sich in den Sessel fallen, gab dem herbeieilenden Ober seine Bestellung, ohne den Kopf zu heben, und zündete sich dann eine Zigarette an.
    Er sagte etwas zu dem Geheimdienstler. Dessen Gesicht verfinsterte sich für eine Sekunde, nahm aber sofort wieder den gleichmütigen Ausdruck an.
    »Kennen Sie ihn?« fragte ich.
    »Nein«, antwortete Fathgown. »Wirkt wie einer von den Diplomaten. Ist aber keiner, sonst würde ich ihn kennen. Am besten gehen Sie bereits, Cotton. Warten Sie auf der Straße auf ihn. Nehmen Sie meinen Wagen, aber bestellen Sie mir im Hauptquartier einen neuen. Kann sein, daß Mr. Handelssekretär noch mehr Besucher empfängt. Scheint heute seinen großen Empfangstag zu haben.«
    Ich stand auf, schüttelte Fathgown die Hand, spielte ein wenig Abschiedstheater, schlenderte durch die Halle zum Foyer und ließ mir meine Garderobe geben. Der Portier zeigte mir die Telefonzelle. Ich bestellte beim Hauptquartier einen Wagen für Fathgown, ging auf die Straße und setzte mich hinter das Steuer des Lincoln, mit dem wir gekommen waren. Der Wagen stand gut, so daß ich den Eingang der Lanno-Bar im Auge behalten konnte.
    Ich wartete eine volle Stunde. Dann endlich erschien der elegante Herr. Der Portier riß diensteifrig den Schlag eines schweren Thunderbird auf, der ein Stück weiter vorn parkte. Wenig später scherte der Wagen aus der Reihe heraus und schoß davon. Ich ließ ihn ruhig fahren, bis ich gerade noch die Schlußlichter sah. Dann erst gondelte ich hinterher.
    Es war relativ einfach, die Verbindung zu halten, denn die Straßen waren um diese Stunde schon recht leer. Allerdings vergrößerte sich auf diese Weise auch die Gefahr, daß mein Mann merkte, daß er verfolgt wurde, und das war unerwünscht.
    Ich kannte Washington nicht gut genug, um zu wissen, wohin der Wagen vor mir steuerte. Jedenfalls wurde die Gegend immer einsamer, und schließlich befanden wir uns eindeutig auf einer Landstraße. Der Mann vor mir drückte auf die Tube. Ich sah seine Rücklichter kleiner werden, und ich trat meinerseits den Gashebel herunter.
    Zum Henker, der Lincoln Fathgowns schien eine müde Krähe zu sein, wenigstens im Vergleich mit dem Thunderbird vor mir. FBI-Beamte verdienen nun einmal nicht so viel, daß sie sich jedes Jahr ein neues Modell leisten können. Ich fluchte, aber es nutzte mir nichts. Der Abstand vergrößerte sich. Schon die nächste leichte Kurve brachte die Rücklichter aus meiner Sicht. Ich sah sie zwar noch einmal, aber da waren sie schon stecknadelklein, und etwas später waren sie endgültig verschwunden.
    Ich fuhr weiter, bis ein paar Häuser rechts und links auftauchten. Ich stoppte und stieg aus. Ich wollte wenigstens wissen, wo ich war.
    Der Mond stand zu einem Viertel am Himmel und gab nur wenig Licht.
    Ich rieb mir den Schädel. Die Gegend kam mir wahrhaftig bekannt vor. Dann ging mir ein Licht auf. Es war Laborfleth, das Dorf, in dessen Nähe die Zirkusleute hausten.
    Ich sprang hinter das Steuer: Ein Zufall vielleicht, aber immerhin hielt ich es der Mühe wert, trotz der späten Stunde den Wohnwagen noch einen Besuch abzustatten.
    Ich suchte die Einfahrt zu jenem Feldweg. Es war nicht leicht, aber ich fand sie. Ich ließ den Lincoln die miserable Straße hinunterholpern. Seine Scheinwerfer rissen den Schluchtpfad ins Licht. Es kam das dünne Wäldchen. Dann standen die Wohnwagen im Licht meiner Lampen.
    Nichts regte sich auf dem Platz. Fathgowns Wagen hatte einen Seitenscheinwerfer. Ich schaltete ihn ein, stieg aus, drehte ihn langsam und ließ sein Licht über die Wagen und den Platz streichen. Von einem Thunderbird war nichts zu sehen. Nur der uralte Ford stand friedlich neben dem mittleren Wohnwagen.
    »Was ist los?« rief mich eine Stimme an. »Wer sind Sie?«
    Ich schwenkte den Scheinwerfer. An einem Fenster des letzten Wohnwagens stand Mr. Face, der Zauberkünstler, anscheinend im Nachthemd und mit verwuscheltem Haar.
    »Ich bin's — Cotton!« rief ich zurück. »Kommen Sie mal heraus, Face.«
    »So spät?« fragte er zurück. »Was Besonderes? Augenblick, ich komme.«
    Es dauerte ein paar Minuten. Auch an den anderen Fenstern erschienen Gesichter. Ich erkannte die Traiters, den Schlangenmenschen und Stenless, den Entfesselungsmann.
    Face kam heraus, das Hemd in seine Hose gestopft. Die Traiters näherten sich mir in bunten Schlafanzügen, der Schlangenmensch und der Entfesselungskünstler in

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