0016 - Ich gewann die letzte Runde
ich wieder zusammenbrechen, und während ich Gesicht und Brust erneut auf den Boden fallen ließ, schob ich den Gegenstand unter den Trainingspullover, den ich trug. Ich rollte sogar den Rand des Pullovers schnell noch ein, da packten mich schon kräftige Fäuste und stellten mich auf die Füße. -Face trat nahe vor mich hin. Ich ließ mich in Brandows und Traiters Armen hängen, als könnte ich nicht stehen.
***
»Solche Späßchen sind zwecklos, G-man«, sagte der Chef. »Du hast nichts erreicht, außer daß dir die Knochen ein paar Tage weh tun, aber beruhige dich, bald wird dir nichts mehr weh tun. Morgen früh hole ich mir in deiner Maske das Geld der State Bank. Dann schlagen wir uns zur Grenze durch, aber dich lassen wir auf amerikanischem Boden zurück.« Mit einer Kopfbewegung befahl er den beiden Männern, die mich hielten: »Schafft ihn in den Keller!«
Sie schleiften mich weg, und ich ließ mich schleifen, quer über den Hof in den Kellerraum neben der Heizung. Ich hatte nur eine einzige Sorge während dieser Minuten, daß ich den kleinen Gegenstand unter dem Trainingspullover nicht verlor.
Widerstandslos ließ ich mich in den Keller verpacken. Ich wurde wie gewöhnlich gebunden. Brandow schlang mir einen Strick um die Handgelenke und schnürte mit einem dritten Seil die Oberarme an die Brust. Die Unterarme konnte ich bewegen. Dann setzte sich Lex Traiter auf die Treppe zum Hof und übernahm die erste Wache.
Glauben Sie mir, es kostete mich große Überwindung, ruhig und reglos liegenzubleiben, ohne mich zu vergewissern, ob sich der metallene Gegenstand noch unter dem Pullover befand, aber ich bezwang mich, und ich wartete den ganzen Tag über bis zum Einbruch der Dunkelheit.
Die Wache wurde zwischendurch abgelöst. Ich hielt die Augen geschlossen und versuchte zu schlafen. Sie brachten mir nichts zu essen, und ich war froh darüber, denn wenn sie sich mit mir beschäftigten, bestand neue Gefahr, daß sie meine kleine Beute entdeckten.
Endlich wurde es draußen dunkel. Stenless, der zuletzt die Wache gehabt hatte, wurde von Snake abgelöst. Der Schlangenmensch trat zu mir, stieß mich leicht mit dem Fuß an und erkundigte sich höhnisch, wie sehr mich mein Körper schmerzte.
Ich reagierte nicht. Er gab nach einer Weile das Spiel auf, ging hinüber in den Heizungskeller, aber auch der mürrische Zwerg schien kein geeigneter Gesprächspartner zu sein. Er kehrte bald zurück, setzte sich auf die oberste Stufe der Treppe ins Freie. Ich konnte seine Silhouette gegen den helleren Nachthimmel sehen. Erst pfiff er ein wenig, aber dann hörte er auch damit auf. Ich glaubte zu erkennen, daß er den Kopf nach vorn hängen ließ. Sicherlich war er eingeschlafen oder döste zumindest vor sich hin.
Vorsichtig, unter Vermeidung von jedem Geräusch, bog ich die Unterarme so weit ab, wie es ging, schob meine gefesselten Hände unter den Pullover und tastete nach jenem kleinen Gegenstand. Im Anfang hatte ich ihn kühl durch das Unterhemd hindurch auf meiner Haut gefühlt, aber als er Körperwärme annahm, hatte ich das Gefühl für ihn verloren. Jetzt erspürten ihn meine Finger wieder, und ich atmete auf. Es war nicht mehr als eine kleine, aber kräftige Nagelschere. Einem der Bandenmitglieder mochte sie bei der Schlägerei aus der Tasche gefallen sein.
Ich zog die Hände zurück und lag ganz still und überlegte. Ich konnte versuchen, mich jetzt zu befreien. Snake war sicherlich nicht schwer zu überrumpeln, und der Zwerg nebenan war kein ernsthafter Gegner, aber wenn ich eine echte Chance haben wollte, wirklich zu entkommen, mußte ich einen der Wagen benutzen können. Ich wußte, daß das Tor mit einem großen Vorhängeschloß verriegelt war, und der Schlüssel zu diesem Schloß befand sich in den Händen oder in den Taschen von Face, Brandow oder Fire. An diesen Schlüssel heranzukommen, selbst, wenn es mir gelang, Snake lautlos auszuschalten, war unmöglich.
Ich überlegte weiter. Face würde morgen früh seinen Raubzug bei der Bank starten. Wenn er seinen Plan so durchführte, wie er gesagt hatte, würde er nicht allein hinfahren, sondern einen oder zwei seiner Leute mitnehmen. Sehr wahrscheinlich kamen dafür Fire, der Kunstschütze, und Lex Traiter in Frage, die die unauffälligsten Gesichter hatten und bei denen die Chance, nicht erkannt zu werden, am größten war. Wenn ich also meinen Ausbruchsversuch startete, sobald Face abgefahren war, durfte ich mit drei Gegnern weniger rechnen. Freilich, wenn es
Weitere Kostenlose Bücher