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0017 - Ich gab ihm eine Chance

0017 - Ich gab ihm eine Chance

Titel: 0017 - Ich gab ihm eine Chance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Werner Höber
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verloben, weißt du? Nun hatten wir am Freitag vormittag an Nancys Eltern telegrafiert deswegen. Die wohnen irgendwo in Kansas. Weil Nancy am Dienstag Geburtstag hat, wollten wir das zusammen feiern. Jetzt kam die Geschichte mit Allan dazwischen. Ich hab’ natürlich gleich am Sonntagmorgen ein Telegramm hinterhergejagt, daß wir die Verlobung verschieben müssen. Und eben erhalte ich die Rückantwort von einem Dienstmädchen meiner Schwiegereltern, daß sie schon am Samstag früh abgereist sind. Sie werden am Dienstag abend hier eintrudeln. Sag, würdest du es für sehr taktlos halten, wenn ich unter diesen Umständen mich doch schon morgen abend mit Nancy verlobe? Wir können ihren alten Herrschaften die lange Reise nicht in ein paar Wochen noch einmal zumuten. Und du weißt doch, wie die alten Leute sind, wenn man eine Verlobung oder so etwas verschiebt, dann wittern sie immer gleich Unheil.«
    Ich sagte, ohne zu zögern: »Nein, natürlich kannst du dich morgen abend verloben. Schließlich kann die Welt nicht stehenbleiben, weil Allan nun leider Gottes tot ist. Deshalb kann dir doch niemand einen Vorwurf machen.«
    »Fein, ich wußte, daß du mit mir darin übereinstimmst. Sag, würdest du mit Phil dann auch zu unserer kleinen Feier kommen?«
    »Natürlich. Ist doch nicht das erstemal, daß jemand von uns sein Leben lassen mußtfe. Wir ehren ihn, indem wir in seinem Geiste Weiterarbeiten. Nicht dadurch, daß wir mit geheuchelter Traurigkeit durch die Gegend rennen. Das geht in Ordnung, Robby.«
    »Wunderbar. Ich dank’ dir Jerry.«
    »Schon gut, Robby. Um wieviel Uhr denn morgen abend?«
    »Um acht.«
    »Okay. So long, Robby.«
    »So long, Jerry!«
    Ich legte den Hörer auf. Einen Augenblick lang zögerte ich, dann kannte ich meinen Plan. Ich ging in den Korridor und hinaus auf die Straße. Bruce saß mit unseren Leuten schon wartend im Wagen.
    »Los!« sagte ich. »Ich habe heute nacht noch eine Menge zu tun.«
    »Heute nacht?« staunte Bruce.
    »Ja«, sagte ich und sah ihn an. »Ich will heute nacht die Fußangeln legen, in denen sich morgen abend der Mörder von Allan fangen soll.«
    Bruce erwiderte nichts darauf. Aber er war merklich blaß geworden und nagte gereizt an seiner Unterlippe. Außerdem fuhr er sehr zerstreut. Ich machte mir meine Gedanken.
    ***
    Wir lieferten den Toten bei uns ab und nahmen das übliche Protokoll auf. Darauf fuhr ich zu Mr. High. Er war überrascht, mich zu sehen.
    »Was ist los, Jerry?« fragte er.
    Er führte mich ins Wohnzimmer. Als er mir den üblichen Drink anbieten wollte, lehnte ich dankend ab.
    »Keine Zeit, Mr. High. Ich habe einen enorm wichtigen Besuch in der Großtankstelle neben Robbys Haus zu machen. Anschließend nehmen wir die Bude aus.«
    »Okay, wie Sie wollen, Jerry.«
    »Geben Sie mir Vorsprung, Chef«, sagte ich und vermied, ihn anzusehen. Mr. High sah mich ernst an.
    »Ist es notwendig, Jerry?«
    »Wenn wir Allans Mörder überführen wollen, ja!«
    Er nickte. »Gut. Wann sollen unsere Leute dort sein?«
    »Sagen wir in einer Stunde. Können Sie das machen?«
    »Auf die Minute. Noch etwas?«
    »Ja, Robby verlobt sich morgen abend.«
    »Ja?«
    Mr. High zog die Augenbrauen hoch. Ich erklärte ihm den Grund.
    »Seine Schwiegereltern kommen extra aus Kansas rauf. Er konnte nicht mehr abtelegrafieren, weil sie schon seit Samstag früh unterwegs waren.«
    »Ah, das ist etwas anderes.«
    »Ja, dachte ich auch. Ich würde mich freuen, Chef, wenn Sie morgen abend bei der Verlobungsfeier auch dabeisein könnten?«
    »Warum? Haben Sie etwas vor?«
    »Ja, Chef. Aber ich möchte noch nicht darüber sprechen. Ich bin mir über einige Dinge noch nicht ganz klar.«
    »Wie Sie wollen, Jerry. Nur — ist eine Verlobungsfeier der richtige Anlaß, einen Mörder zu überführen?«
    Ich zuckte die Achseln.
    »Ist eine Party unter Freunden der richtige Anlaß, einen Kameraden zu ermorden?« fragte ich zurück.
    Mr. High sah mich an. Er war so ernst wie ich.
    »Richtig«, sagte er. »In diesem Fall wollen wir keine Rücksicht nehmen. Tun Sie, was Sie für angemessen halten, Jerry.«
    »Okay. Chef, können Sie Phil anrufen, daß er mit zu der Tankstelle kommt?«
    »Natürlich. Er würde mir ja böse sein, wenn ich es nicht täte.«
    Wir lachten, und ich verdrückte mich wieder.
    Der 38er saß in der Schulterhalfter. Ich lockerte ihn etwas, um ihn schnell bei der Hand zu haben. Dann ging ich wieder hinaus zu dem Dienstwagen, den ich mir genommen hatte, und brauste los. Nach einer

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