Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0017 - Ich gab ihm eine Chance

0017 - Ich gab ihm eine Chance

Titel: 0017 - Ich gab ihm eine Chance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Werner Höber
Vom Netzwerk:
knappen Dreiviertelstunde war ich am Ziel. Ich fuhr die Anfahrt zu der Tankstelle hinauf und stieg aus.
    Mit einem Blick sah ich mir die ganze Bude an. Die Neonröhren strahlten schon wieder und verbreiteten ihren farbigen Lichterglanz. Es gab grüne, rote, blaue, gelbe Röhren und eine Menge Zwischentönungen. Wirklich sehr dekorativ. Na, in einer Stunde würden hier die Neonröhren erlöschen — für immer und ewig.
    Der Tankwart kam heran. Es war derselbe vom Samstagabend.
    »Hallo, Sir!« sagte er. In seinen Augen stand ein verstecktes hämisches Grinsen. »Haben Sie sich einen zweiten Wagen zugelegt?« fragte der Kerl scheinheilig. »Oder fahren Sie den Jaguar nur zu besonderen Anlässen?«
    Ich gab ihm keine Antwort. Langsam ging ich um den Tankbehälter herum zu der großen Glastür, die in sein Office führte. Er stellte sich mir in den Weg.
    »Wo wollen Sie hin, Sir?«
    »Hier hinein!« sagte ich kurz und bestimmt.
    »Ich schlag’ Sie um, wenn Sie mich nicht sofort loslassen!« bellte das Würstchen.
    Und er trat mir äußerst heftig gegen das Schienbein. Ich hatte eine Mordswut im Bauch, weil ich wußte, wer Allan ermordet hatte.
    Ich langte ihm eine Ohrfeige, daß er die Balance verlor. Mit einem Ruck warf ich ihn vor mir in das Office. Ich machte die Tür hinter mir zu. Er kam gerade wieder auf die Beine.
    Ich setzte mich in den Stahlrohrsessel, der für wartende Kunden bestimmt war.
    »Schön der Reihe nach: Am Samstag war in euren Garten natürlich noch Platz für meinen Jaguar, nicht?«
    Er warf einen Tintenlöscher nach mir. Seine Augen schillerten im Widerschein der Neonröhren von draußen gründlich.
    Ich bückte mich unter dem Löscher weg. Er griff nach einer schweren Porzellanvase. Holla, jetzt hörte aber der Spaß auf. Ich war mit einem Satz bei ihm.
    Ein Jiu-Jitsu-Griff brachte seine beiden Arme auf den Rücken. Ich schleifte ihn rückwärts mit zu seinem Sessel. Während ich mich bequem darin neiderließ, hielt ich mit der rechten seine beiden Handgelenke auf dem Rücken fest.
    »Nicht«, sagte der Bursche erschreckt. »Lassen Sie mich los! Ich will ja alles sagen! Bestimmt, Sir!«
    Ich drückte nicht mehr, aber ich ließ ihn auch nicht los. Er hätte jede Gelegenheit dazu benutzt, mich wieder anzufallen und den Spieß umzudrehen.
    »War am Samstag noch Platz in den Garagen?«
    »Ja, sicher.«
    »Gefiel euch mein Jaguar?«
    »Wem gefällt so ein Schlitten nicht?«
    »Als du sagtest, du wolltest nachsehen, ob noch Platz wäre, bist du da nach hinten gegangen und hast dem Boß erzählt, daß ich meinen Jaguar nebenan parken würde, wenn hier kein Platz mehr wäre?«
    Er schwieg trotzig.
    »Komm«, sagte ich.
    »Ja, ja, ja!« meinte er.
    »Wer hat den Wagen von nebenan weggeholt?«
    »Ich«, kam es sehr kleinlaut über seine Lippen.
    »Das war’s, was ich wissen wollte«, sagte ich und stand auf. Ich ließ ihn hochkommen. Der heimtückische Kerl hatte plötzlich ein Messer in der Hand.
    Drohend blitzte die Klinge vor meinen Augen! Mit einem harten Griff packte ich seinen rechten Arm oberhalb des Handgelenkes, warf meinen linken in seine Achselhöhle und drehte mich um, wobei ich mich gleichzeitg bückte. Er rollte über meinen Rücken ab und ließ das Messer fallen.
    Ich hob ihn auf und trug ihn raus zu meinem Dienstwagen. Vorsorglich hatte ich mir aus unserer Waffenkammer ein halbes Dutzend Handschellen mitgenommen. Ich packte ihm je ein Paar um die Hand- und um die Fußgelenke und legte ihn auf die Rücksitze. Ich schloß die Fenster des Wagens, zog den Zündschlüssel ab und sperrte von außen die Türen mit dem Schlüssel zu. Selbst wenn er jetzt munter wurde, mußte er auf meine Rückkehr warten.
    Dann ging ich quer durch das Office zu der Hintertür, die ich von meinem letzten Besuch schon kannte. Ich öffnete sie und ließ sie hinter mir ins Schloß fallen. Alles in mir war gespannte Aufmerksamkeit. Ich wußte, daß ich mich allein in die Höhle des Löwen begab.
    ***
    Das Arbeitszimmer vom Boß war leer. Ich machte die ledergepolsterte Doppeltür wieder zu und ging den Korridor nach hinten. Ich kam in den Hof und überquerte ihn, wobei ich mich durch die abgestellten Fahrzeuge schlängelte.
    Mit dem Lichtschalter wußte ich ja inzwischen Bescheid. Ich ließ mich hinab in die Halle fahren.
    Unten herrschte ein Mordslärm. Sechs Männer arbeiteten an den Werkbänken. Ich brauchte sie nur kurz anzusehen, um zu wissen, daß sie panikartig versuchten, alle gestohlenen Wagen so schnell wie

Weitere Kostenlose Bücher