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0017 - Ich gab ihm eine Chance

0017 - Ich gab ihm eine Chance

Titel: 0017 - Ich gab ihm eine Chance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Werner Höber
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sagte: »Prost!«
    »Prost, Schwester!«
    Sie hatte ihr Glas früher leer als ich. Da trat ich den Rückzug an. Sie sah mir lachend nach.
    Eine halbe Stunde später stand ich vor meiner Wohnungstür. Die Wunde schmerzte jetzt kaum noch, aber die Schulterhalfter mit dem 38er, den ich ja heute wieder trug, hing quer über die Naht, und das rieb scheußlich.
    Ich nahm den Dienstrevolver heraus und hielt ihn in der rechten Hand. Mit der linken schloß ich meine Wohnungstür auf. Weiß der Himmel, warum ich nicht den Revolver in die linke Hand und den Schlüssel in die rechte nahm, wie es fürs Aufschließen doch eigentlich bequemer gewesen wäre. Wahrscheinlich lag es daran, daß unsere Schulterhalfter unter dem Rock auf der linken Brustseite hängt, so daß man die Waffe nur mit der rechten Hand ziehen kann.
    Jedenfalls hielt ich die Waffe rechts, und das war mein Glück. Als, ich die Tür auf hatte und im Flur stand, die Tür mit dem Rücken zudrückend, hörte ich ein leises Geräusch von der Wohnzimmertür her. Im ' selben Augenblick aber knipste auch schon jemand das Licht im Korridor an und ’ ich starrte genau in die Mündung einer Null-acht. Das Gesicht des Hageren von der Tankstelle, stand hinter dem Visier mit einem satansichen Grinsen.
    Ich wette, daß es nicht länger als eine Zehntelsekunde dauerte, von dem Augenblick an, als ich ihn plötzlich im Licht sah, bis mein Schuß knallte. Ich hatte gar keine andere Wahl. Wenn Sie zwei Meter vor einer Pistolenmündung stehen, gibt’s nur noch eine Frage: Er oder ich.
    Ich will nicht hochtrabend sagen: Es war Schicksal. Nein, es war einfach die Tatsache, daß wir beim FBI ständig mit unseren Kanonen in der Übung gehalten werden. Und in was für einer Übung! Jede Woche zweimal wird geschossen. Wenn Sie in einem geschlossenen Raum innerhalb von zwölf Sekunden nicht acht bewegliche Ziele treffen, sind Sie kein G-man.
    Ich drückte ab und erwischte ihn so, daß er mir keinen Ärger mehr bereiten konnte. Seine Augen starrten mich einen Augenblick lang verwundert an, als verstünden sie gar nicht, was los sei. Dann kippte er nch vorn und schlug schwer auf den Teppich.
    Ich stieg über ihn hinweg und ging ins Wohnzimmer. Ich hob den Telefonhörer ab und wählte unsere Nummer.
    »Federal Bureau of Investigation«, meldete sich die Zentrale.
    »Jerry Cotton. Gebt mir mal den Bereitschaftsdienst.«
    »Einen Augenblick, ich verbinde.«
    Es dauerte ein Weilchen, dann meldete sich Bruce Pay.
    »FBI. Bereitschaftsdienst, Bruce Pay am Apparat.«
    »Hallo, Bruce! Hier ist Jerry. Hast du heute Bereitschaft?«
    »Ja, leider.«
    »Na, dann schwing mal deine müden Knochen in einen Transportwagen mit einer Tragbahre!«
    »Um Gottes willen, Jerry! Ist dir etwas passiert?«
    »Mir? Nein. Nur dem Kerl, der mich gierade umlegen wollte. Ich hatte keine Wahl, denn er war dabei abzudrücken. Es kam nur noch darauf an, wer schneller war.«
    »Da du mich anrufst, warst du also der schnellere. Okay, ich komme. Zu dir nach Hause?«
    »Yeah!«
    »Gemacht.«
    Ich legte den Hörer auf die Gabel und setzte mich in den nächsten Sessel. Mir wurde auf einmal flau in den Knien. Das ist in solchen Situationen häufig der Fall. Wenn alles vorüber ist, fängt man seelisch erst richtig an, es zu verdauen. Ich zog die Flasche aus meiner Rocktasche. Ein kräftiger Schluck brachte mich wieder zur Vernunft.
    Ich stellte die Flasche hin und durchsuchte die Taschen des Hageren. Plötzlich stieß ich einen Pfiff aus. Ich setzte mich im Flur auf den Teppich und starrte entgeistert auf das kleine Zettelchen, das ich in meiner Hand hielt. Ich kannte die Handschrift: Bruce Pay Er ist euch auf der Spur: Jerry Cotton…
    Hinter meinem Namen stand meine Anschrift. Ich war wie vor den Kopf geschlagen. In meinem Magen rebellierte alles. Ich stand auf und ging ins Badezimmer. Zuerst zog ich die Jacke aus, dann machte ich den Kragen auf und hielt den Kopf unter das kalte Wasser.
    Draußen klingelte es. Ich nahm mir ein Handtuch und ging öffnen. Unterwegs rieb ich mich trocken. Es war Bruce mit zwei von unseren Leuten.
    Er besah sich den Toten.
    »Tut mir leid«, sagte er ruhig. »War auf der Stelle tot.«
    Ich kniff die Lippen zusammen und holte mir aus dem Badezimmer meinen Rock. In diesem Augenblick schlug das Telefon bei mir an. Ich ging hin und hob ab.
    »Jerry Cotton«, sagte ich mürrisch. »Hallo, Jerry! Hast du ’ne Sekunde Zeit? Es handelt sich nämlich um meine Verlobung. Wir wollten uns doch morgen abend

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