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0019 - Die Schreckenskammer

0019 - Die Schreckenskammer

Titel: 0019 - Die Schreckenskammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Wiemer
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spürte den Einfluß des hypnotischen Banns, der das Haus schützte, doch er ließ sich nicht aufhalten. Das Amulett befähigte ihn, die Hürde ohne die geringsten Schwierigkeiten zu nehmen. Ruhig ging er weiter, suchte sich seinen Weg durch den Schatten der Douglasien, und nach etwa zehn Minuten stand er im Schutz von dichtem Buschwerk und blickte über den weiten, mit Unkraut überwucherten Vorplatz zum Haus hinüber.
    Farlund Castle lag düster und verwahrlost im grauen Licht. Die Mauern schimmerten, schienen Kälte auszustrahlen. Die Fenster wirkten wie schwarze Löcher, auf der Rückseite des Gebäudes wuchsen dunkle Tannen empor, und vom ersten Moment an hatte Zamorra das Gefühl, daß von dem alten Herrensitz eine fast greifbare Drohung ausging.
    Noch vor einer knappen Stunde war er entschlossen gewesen, zunächst einmal mit Dr. Calgaro zu sprechen, doch jetzt wußte er, daß das sinnlos war. Sinnlos und gefährlich! Er durfte nicht zögern. Er mußte den Überraschungseffekt nutzen, die Tatsache, daß Calgaro seine Absichten noch nicht kannte – und das hieß, daß er sich nicht verhalten durfte wie irgendein beliebiger Besucher.
    Statt an der Tür zu klingeln, schlug er einen Bogen und umrundete das Haus. Er brauchte nur wenige Minuten, bis er eine Möglichkeit zum Einsteigen gefunden hatte. Eins der Lichtschachtgitter ließ sich aus seiner Verankerung lösen, das Kellerfenster gab schon auf leichten Druck nach, und Zamorra glitt lautlos und vorsichtig in den leeren, von schwachem Widerschein erhellten Raum dahinter.
    Einen Moment lang blieb er stehen, lauschte. Nichts war zu hören.
    Mechanisch öffnete er sein Jackett und den obersten Knopf des Sporthemdes. Auf diese Weise würde er im Notfall schneller an den Revolver kommen und auch die Möglichkeit haben, blitzartig das Amulett von seinem Hals zu lösen und als Waffe zu benutzen. Noch wußte er nicht, welche Gegner ihn erwarteten. Menschen, Dämonen oder beides. Mit drei Schritten erreichte er die Tür, bewegte den Drehknopf und stellte fest, daß nicht abgeschlossen war.
    Ein kahler Gang lag vor ihm, nur erhellt von den nackten Glühbirnen, die in Abständen unter der gewölbten Decke hingen. Links endete er nach wenigen Yards vor einer Treppe, rechts gabelte er sich und führte in zwei verschiedene Richtungen weiter.
    Zamorra zögerte einen Moment dann entschloß er sich, zunächst einmal zu ergründen, wohin die Treppe führte.
    Er wandte sich nach links.
    Vorsichtig schlich er weiter, legte vier, fünf Yards zurück und blieb dann stehen, als sei er gegen eine unsichtbare Mauer gelaufen.
    Ein Schrei gellte durch die Gänge.
    Ein so gräßlicher Schrei, daß Zamorra einen eisigen Schauer über seinen Rücken rinnen fühlte…
    ***
    Minuten vorher war Alban Marric aus der Narkose erwacht.
    Sein Geist kehrte von weit her zurück. Licht stürzte auf ihn ein, die Umgebung setzte sich wie ein Mosaik aus durcheinander gewürfelten Steinchen zusammen. Aber die Gedanken des Magiers waren von Anfang an klar, sein Erinnerungsvermögen funktionierte, und seine Augen bewegten sich forschend in die Runde.
    Er lag auf dem Operationstisch.
    Eine durchsichtige Scheibe befand sich vor seinem Gesicht. Graues Metall schimmerte an den Rändern. Marric konzentrierte sich, sein Hirn formte den Befehl, die Hand zu bewegen, und von irgendwoher hörte er ein leises Klirren.
    Alban Marric wußte jetzt, daß er wieder einen Körper hatte.
    Keinen menschlichen Körper, das nicht. Er war immer noch ein Monstrum, ein Zwitterwesen aus Gehirn und Maschine. Aber der künstliche Körper konnte sich bewegen, konnte gehen, stehen, kämpfen – und vernichten. Vor allem vernichten! Marric spürte den Haß wie ein tödliches Feuer in seinem Innern, er bestand nur noch aus Haß, und die Befriedigung dieses Hasses war das einzige Ziel, das er noch kannte.
    Nur deshalb hatte er den Kampf aufgenommen.
    Nur deshalb hatte er Calgaro in Hypnose versetzt, ihn unter seinen Willen gezwungen und ihm befohlen, seinen Kopf mit dem künstlichen Körper zu verbinden.
    Und wenn das Experiment geglückt war…
    Seine Sinne spannten sich, konzentrierten sich auf diesen fremden, gefühllosen Körper.
    Aufrichten, befahl sein Hirn – und erneut konnte er das leise, metallische Klirren wahrnehmen.
    Der Roboterkörper richtete sich auf.
    Mit einem rasselnden Geräusch streckten sich die stählernen Glieder.
    Der Körper gehorchte, die Impulse des isolierten Gehirns wurden aufgenommen, weitergeleitet,

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