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002 - Der Hexenmeister

002 - Der Hexenmeister

Titel: 002 - Der Hexenmeister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B.R. Bruss
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meiner Miene den Zweifel erkannt, der in mir aufgestiegen war.
    »Bald werdet Ihr merken, dass ich nicht zuviel verspreche«, sagte Michel Dosseda. »Eure Einführung in unsere Gemeinschaft wird darin bestehen, dass Ihr einige dieser unsichtbaren Kräfte zu lenken bekommt. Für den Anfang sind es relativ harmlose Kräfte. Mein Ziel ist es, eine Gemeinschaft von klugen, gelehrten und furchtlosen Männern aufzubauen, die von untadeligem Charakter sind und mit den von mir entdeckten Kräften umzugehen wissen, um sie in den Dienst der Menschheit zu stellen. Von diesem Ziel bin ich jedoch noch ziemlich weit entfernt. Ich befinde mich am Anfang meines Unternehmens. Außerdem müssen wir mit größter Vorsicht zu Werke gehen. Aus Italien, dem Land, dem meine Familie entstammt, habe ich die geheimen Erkenntnisse einiger weiser Männer mitgebracht, die im Orient ungewöhnliche Fähigkeiten erworben haben. Doch auch das alles, was sie gewusst haben, ist noch nicht genug. Ich glaube, dass ich inzwischen schon einen Schritt weitergekommen bin, denn die unsichtbaren Kräfte, die ich jetzt schon beherrschen kann, waren ihnen noch unbekannt. Ich will darauf jetzt nicht länger eingehen. Wir werden später Gelegenheit haben, darauf zurückzukommen. Ich werde Euch jetzt lieber erklären, was Ihr bei der Einführung in unsere Gemeinschaft als erstes zu tun habt.«
    Seine Erklärungen waren sehr umfangreich. Immer wieder vergewisserte er sich, dass ich auch alles verstanden hatte. Vor allem wies er darauf hin, dass ich stets größte Ruhe bewahren müsste. Es wäre gefährlich, in Verwirrung zu geraten oder die Nerven zu verlieren.
    »Unsere Experimente verlaufen nicht immer wie geplant«, sagte er. »Man kann nicht alles im voraus berechnen. Ihr werdet manchmal gezwungen sein, rasch eine Entscheidung zu treffen. Ihr dürft dabei nicht lange überlegen. Wichtig ist, schnell zu reagieren. Die unsichtbaren Kräfte sind im Grund nicht böse, aber sie können gefährlich werden, wenn man einen Fehler macht. Wir hatten bisher noch keine schweren Unfälle zu beklagen, aber bei einem Experiment, das Pierre Tresmissec bei seinem Eintritt in unsere Gemeinschaft durchzuführen hatte, war mir doch um ihn etwas bange. Die Furcht übermannte ihn und verwirrte seinen Geist. Ich hatte stundenlang zu tun, bis er sich wieder erholt hatte. In Italien kam einer der Weisen, die mich in die Geheimnisse eingeweiht hatten, ums Leben, weil er zu rasch zu neuen Experimenten schritt, für die die Zeit noch nicht reif war. Ein anderer stellte seine Arbeit ein, weil zwei seiner Schüler den Verstand verloren. Sie hatten ihre Kräfte überschätzt. Wenn Ihr, lieber Georges, aber genau an alles denkt, was ich Euch gesagt habe, wird Euch nichts geschehen. Seid Ihr bereit zu beginnen?«
    Ich nahm allen Mut zusammen und bejahte.
    Michel Dosseda führte mich durch einen Gang des Kellergeschosses. Dabei erklärte er mir:»Wir sind hier – ich vergaß, es Euch zu sagen – viel näher an Paris, als Ihr glaubt. Das Haus liegt nur ein paar hundert Meter vor dem Stadttor Saint-Jacques. Mein Haus, das sich über uns befindet, kennt Ihr ja schon, denn dort ist auch das Atelier meines Sohnes, das Ihr bereits öfters aufgesucht habt. Als er Euch heute herbrachte, legte er zunächst einen großen Umweg zurück, um Euch zu verwirren. Das war eine Sicherheitsmaßnahme für den Fall, dass Ihr unserer Gemeinschaft dann doch nicht beitreten wolltet. Dieses weit verzweigte Kellergeschoß, dessen zahlreiche große Räume durch Gänge miteinander verbunden sind, ist schon uralt. Ich habe es wieder in Ordnung bringen lassen.«
    Der Meister führte mich in einen kahlen Raum, in dem sich nur ein Stuhl und ein Tisch befanden.
    Auf dem Tisch standen mehrere Figuren, ähnlich der, die ich aus der Seine mit heraufgebracht hatte, wo sie dem toten Mädchen aus der Hand gefallen war. Ich war so überrascht, dass ich einen Laut des Erstaunens nicht unterdrücken konnte. Ich wollte dem Meister von dieser Figur berichten, doch es war, als hülle plötzlich eine Nebelwolke meinen Geist ein. Mir wurde klar, dass ich hier, in der Vergangenheit, nicht von meinem Leben im 20. Jahrhundert sprechen konnte. Merkwürdigerweise schwand der Gedanke an die Figur auf meinem Tisch zu Hause auch rasch aus meinem Gedächtnis, und gleich darauf kam es mir so vor, als sähe ich zum ersten Mal Figuren wie diese.
    Michel Dosseda nahm eine in die Hand. Es war ein Männchen mit einem kurzen Spitzbart.
    »Findet Ihr

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