002 - Die Nacht der Mumie
hinderte. Nun ist dieser schwarze Steinkäfer aber fort. Die schwarze Kraft in Rat Nem-Marun kann sich wieder voll entfalten, und dazu wird es auch kommen. Die Mumie wird sich erheben und viele Menschen umbringen. Unsere einzige Chance, dies zu verhindern, ist Dan Jackson. Zugegeben, es ist eine winzige Chance, aber wir müssen versuchen, sie zu nützen. Mit Jacksons Beschreibung der Täter rasen wir sofort zum Yard, und wenn wir Glück haben, spuckt der Polizeicomputer einen oder zwei Namen aus. Dann hätten wir eine Spur. Verstehen Sie, wie wichtig dieses kurze Gespräch mit Jackson für uns ist?«
Der Doktor erkannte den Ernst der Lage.
Er befand sich in einer Zwickmühle. Einerseits wollte er Dan Jacksons Leben nicht gefährden. Andererseits konnte er nicht auf sich nehmen, daß Rat Nem-Marun loszog und viele Menschen umbrachte.
»Sie können selbstverständlich dabei sein, wenn wir mit Jackson reden«, sagte ich.
Das gab den Ausschlag.
Dr. Ralph Geer willigte ein, uns zu Dan Jackson zu bringen, und er wich während der nächsten Minuten nicht von unserer Seite. Der Nachtwächter lag auf der Intensivstation. Kabel. Schläuche. Drähte.
Er war an mehrere Apparaturen und Geräte angeschlossen, die seine Überlebenschancen erhöhen sollten.
Dr. Geer übernahm es, uns vorzustellen.
Jackson stand noch unter der Nachwirkung der Narkose. Er war bleich. In seiner Nase steckten Schläuche. Er lallte wie ein Betrunkener. Es fiel ihm schwer, zu sprechen, aber er bemühte sich.
Ich stellte meine präzisen Fragen. Jackson antwortete. Er beschrieb die Täter, und eine heiße Welle rollte durch meine Adern, denn es war mir, als würde Dan Jackson zwei gute Bekannte von mir beschreiben. Eine solche Beschreibung hatte ich schon mal bekommen. Das lag noch gar nicht so lange zurück. In Barry’s Pub.
Vom feisten Wirt.
Gütiger Himmel, manchmal gibt es Zufälle, die dürfte es eigentlich nicht geben.
Der Anruf von Johnnie Waite, der darauffolgende Mord an dem Spitzel – das war kein anderer Fall. Er hing mit dem Mumienraub zusammen.
Ich hatte auf einmal viele Puzzlesteinchen, die ich geschwind zusammensetzte. Johnnie Waite wollte mir eine Information verkaufen, die großen Wert für mich, den Dämonenjäger, hatte.
Er mußte erfahren haben, was Gordie Bedford und Teddy Todd planten, und Bedford war zu ihm gegangen, um ihn rechtzeitig zum Schweigen zu bringen. Glasklar lagen die Zusammenhänge nun vor mir.
Der Zufall, wie er im Leben immer wieder mal vorkommt – man sieht es oft in Kriminalberichten –, war mir zu Hilfe gekommen.
Und Dan Jackson lieferte mir einen letzten Beweis: »Der Mann… mit dem Messer … heißt mit … Vornamen … Gordie.«
Natürlich. Gordie Bedford war ein eiskalter Killer. Er hatte Johnnie Waite umgelegt und dasselbe mit Dan Jackson versucht, aber der Nachtwächter würde durchkommen.
Er brauchte jetzt nur viel Ruhe, und die ließen wir ihm. Mit den besten Genesungswünschen verabschiedeten wir uns von ihm und verließen mit Dr. Ralph Geer die Intensivstation.
»Nun, Mr. Ballard«, sagte der Arzt draußen auf dem Korridor.
»Hat die Befragung Sie zufriedengestellt?«
»Sehr«, gab ich aufgeregt zurück. »Mein Freund und ich können uns den Weg zum Yard sparen. Ich weiß jetzt, wer Rat Nem-Marun geklaut hat.«
***
Patrick Palmer schwamm in Geld, und das war für seine Psyche gefährlich. Er wurde schließlich damit nicht fertig, reich zu sein. Er konnte sich alles kaufen. Es gab nichts, worauf er verzichten mußte.
Jeden Wunsch erfüllte er sich. Und das ödete ihn an.
Gab es überhaupt noch etwas, womit er sich eine Freude bereiten konnte?
Er war ein stattlicher Mann, und das dichte Haar auf seinem Kopf war nicht echt. Seine Augen tränten leicht, und unter dem Kinn war die Haut etwas schlaff geworden, obwohl Palmer dreimal wöchentlich den teuersten Schönheitssalon Londons für Herren aufsuchte.
Er rauchte Marihuana, schnupfte hin und wieder Kokain, fand aber auch dabei nicht die ersehnte Erfüllung.
Seit einiger Zeit kreisten seine Gedanken immer um dasselbe Thema: Du mußt etwas haben, was nicht jeder haben kann.
Darin sah er den Schlüssel zu seinem persönlichen Glück, und er fing an, Kontakte zur Londoner Unterwelt herzustellen. Gleichzeitig ließ er den Keller seines großen Hauses in Westminster zu einem riesigen Safe umbauen. Die dicke Panzertür wurde mit allen erdenklichen elektronischen Raffinessen gesichert, und nun konnte Patrick Palmer darangehen, sich
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