002 - Flucht von Phönix
Platz.
»Ich brauche deine Hilfe«, begann er ohne Umschweife. »Mechanics ist hinter mir her.«
Nachdenklich knetete Vallon sich das Kinn und musterte ihn mit stechendem Blick. Er war mittelgroß und ein maßgeschneiderter Anzug kaschierte seinen Bauchansatz. Buschige Brauen, die an der Nasenwurzel fast zusammenwuchsen, überschatteten seine Augen und verliehen seinem Gesicht zusammen mit den schmalen Lippen einen autoritären Ausdruck.
Bernstein war es nie gelungen, das Alter des Dealers auch nur annähernd zu schätzen. Er wusste nicht einmal, in was für Geschäfte Vallon verstrickt war. Fest stand nur, dass er mit illegalen Drogen handelte. Was er sonst noch trieb, blieb im Dunkeln.
»Ich habe schon so etwas gehört«, sagte Vallon nach kurzer Pause. »Nachrichten sprechen sich schnell herum, manchmal schneller, als Menschen sich bewegen können, weißt du? Wer ist hinter dir her? Mechanics?«
Bernstein nickte stumm.
»Das sieht schlecht aus. Mechanics ist mächtig. Keine Angst, ich werde nicht fragen, was du ausgefressen hast. Aber sage mir, wie brisant die Sache ist.«
»So brisant, dass ich untertauchen muss«, antwortete der Reporter. »Du bist wahrscheinlich der einzige, der mir helfen kann.« Er rutschte unruhig auf seinem Stuhl herum und ließ seinen Blick durch das Lokal schweifen.
Das Lucky Dreams war schlicht, fast schon primitiv eingerichtet. Tische und Stühle bestanden aus Plastik. Die Wände waren schlecht verputzt und schmutzig. Zahlreiche Aktposter hingen daran. Kämpf dich frei! hatte jemand in die Tischplatte eingebrannt. Bernstein registrierte es mit einem müden Lächeln.
»Für wie lange willst du von der Bildfläche verschwinden?«
»Vorerst nur für ein paar Tage. Ich muss nach Europa.«
»Das wird schwierig. Wenn Fisher dich sucht, lässt er längst alle Flughäfen überwachen. Es ist gefährlich, sich mit dir abzugeben, du verstehst?«
»Ich verstehe«, antwortete Jerry Bernstein gepresst. »Wie viel?«
»Zehntausend.«
»Zehntausend? So viel habe ich nicht. Unmöglich, das Geld jetzt aufzutreiben.«
Vallons Gesicht verzog sich zu einem viel sagenden Grinsen.
»Wenn du so plötzlich untertauchen und nach Europa fliegen willst, dann steckt da doch bestimmt finanziell etwas dahinter. Zu einem Politischen fehlt dir das Format. Ein wenig zu lange Haare machen noch keinen Rebellen und zu mehr bringst du es nicht. Reg dich nicht auf, ich kann das verstehen. Mir gefallen die Brüder auch nicht. Wer heutzutage noch Terrorist wird, muss total übergeschnappt sein. Aber weiter im Text. Du hast bislang für Mechanics gearbeitet und willst nun nach Europa. Unschwer zu erraten, dass dein Ziel Rheinstadt heißt. Schließlich ist Flibo euer schärfster Konkurrent.«
Eine barbusige Kellnerin trat an ihren Tisch und unterbrach seinen Redefluss, als sie nach Jerrys Wünschen fragte. Bernstein bestellte sich einen Whisky. Seine Kopfschmerzen hatten nachgelassen und er brauchte etwas Scharfes, um seine Nervosität herunterzuspülen. Worauf wollte der Dealer hinaus?
»Du willst also zu Flibo«, fuhr Vallon fort. »Bestimmt nicht mit leeren Händen. Der Konzern zahlt gut und dann dürften zehntausend eine Kleinigkeit für dich sein. Wie viel hast du jetzt flüssig?«
»Knapp zweitausend. Davon brauche ich mindestens fünfhundert für die Reise.«
»Also tausendfünfhundert jetzt und achttausendfünfhundert später.«
»Theoretisch. Aber ich komme an das Geld nicht heran. Sobald ich eine Umbuchung vornehme, hat die Polizei mich am Wickel.«
Vallons Lächeln wurde noch breiter. Er wartete, bis die Kellnerin den Whisky gebracht hatte.
»Du unterschätzt meine Möglichkeiten«, erklärte er. »Gib mir für ein paar Minuten deine Karte. Ich garantiere dir, keiner wird die Buchung nachvollziehen können.«
Widerspruchslos händigte Bernstein sie ihm aus. Vallon verschwand in der Menschenmenge.
Jerry Bernstein wurde nicht schlau aus dem Dealer. Er kannte ihn schon seit drei Jahren und Vallon war es auch gewesen, der ihn erstmals in das Lucky Dreams geführt hatte. Irgendwie hatte der Dealer einen Narren an ihm gefressen. Mehrmals hatte er dem Reporter schon brandheiße Tipps gegeben, wo er Material für eine Story bekommen könnte, ohne das geringste Honorar dafür zu verlangen.
Plötzlich gellte ein lauter Pfeifton durch das Lokal. Die gerade noch so ruhige Menge der Gäste verwandelte sich schlagartig in ein brodelndes Chaos.
Auch Bernstein sprang auf. Er wusste, was der Pfeifton zu
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