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002 - Stadt der Verdammten

002 - Stadt der Verdammten

Titel: 002 - Stadt der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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gesehen hatte, war inzwischen mannshoch. Die halbnackte Zurpa stolperte kreischend über die Krone des Haufens, stürzte sich hinein und verschwand aus Matts Blickfeld.
    Vierzig, fünfzig Schritte, dann erreichte er selbst den Erdwall, kletterte auf allen vieren hinauf und blickte über den Kamm. Unter ihm wogende Erde, feucht und dunkel, und mittendrin Zurpa. Fast bis zu den Hüften steckte ihr Oberkörper in dem Krater. Ihre Beine zappelten.
    Matt handelte reflexartig. Er ließ sich in die Kuhle hineinrollen, packte Zurpas Oberschenkel, presste - sie gegen seine Hüften und zog mit aller Kraft. Es roch nach Moder, feuchter Erde und Blut.
    Unter seinen Fingern spürte Matt die harte Muskulatur der Frauenbeine arbeiten. Er zerrte und zog, doch Zurpas Körper verschwand tiefer und tiefer im feuchten Dreck.
    Und plötzlich wurde ihre Beinmuskulatur weich wie die Erde, auf der Matt stand. Der Gegenzug ließ schlagartig nach, und Matt stürzte rücklings gegen die Wand des Erdwalls, immer noch die Beine der Frau zwischen Arme und Hüften geklemmt.
    Er richtete sich auf - und hatte das Gefühl, ein Eiszapfen wüchse ihm aus den Lungen bis ins Hirn hinein.
    Da, wo eben noch Zurpas Oberkörper gewesen war, wälzte sich eine schleimige Masse aus Blut und Darmschlingen in ein Loch. Die Reste einer zerrissenen Wirbelsäule schimmerten weißlich durch Muskelfetzen und Blut.
    Das Bild verschwamm vor Matts Augen. Schlagartig ließ er die toten Beine los, warf sich herum und robbte den Erdwall hinauf. Sein Magen krampfte sich zusammen.
    Nein - du bist nicht in den Alpen gelandet, Matt. Auch nicht in der grauen Vorzeit irgendeiner gottverdammten Eiszeit. In der Hölle bist du gelandet… direkt in der Hölle…
    Eine eiserne Faust schien sich um seinen Magen zu klammern. Er warf sich auf die Seite und übergab sich .
    ***
    Drei Tage lang versucht Drulza vergeblich von ihrer Mutter empfangen zu werden. Urgaza spreche mit den Göttern, beschieden ihr die persönlichen Wächter der Hexe.Drei Tage lang spähte Drulza fast stündlich durch die Efeuwände vor den Bogenfenstern ihres Saales zum Turm hinüber. Rauch quoll zwischen den verkrüppelten Birken aus dem Glockenstuhl. Und manchmal sah sie den Schatten ihrer Mutter hinter den Bäumen und Rundbögen auf- und abgehen.
    Derweil tobte der Krieg. Hausruine um Hausruine eroberte der Schwarze Feind. Sein Ring schnürte sich enger und enger um das Hauptquartier der Wulfanen zusammen. Der Herzog sandte Boten in alle Teile Bollunas aus und zog seine Soldaten zusammen. Hundertachtzig Wulfanen postierten sich in den Ruinen rund um das Hauptquartier. Vierzig weitere schlugen ihre Lager auf dem quadratischen Platz zwei Stockwerke unter Drulzas Saal auf. Nur etwa sechzig Soldaten beließ Krallzek in den strategisch wichtigen Ruinen der Stadt, um wenigstens sie zu halten.
    Drängender noch als die militärische Situation schien Drulza die Versorgungslage. Die Vorratskammern der Wulfanen waren praktisch leer. Ein halbes Dutzend Gefangene noch, darunter die Frau und das Kind der von den Taratzen aufgeriebenen Nomadenhorde. Der Mann und die Taratzen waren längst den Weg aller Gefangenen gegangen, die ins Hauptquartier der Wulfanen verschleppt wurden.
    Drulza schickte drei zehnköpfige Jagdexpeditionen nach Norden in die Wälder. Vielleicht würde es wenigstens eine schaffen, mit Beute ins Hauptquartier zurückzukehren.
    Der Himmel über Bolluna nahm bereits einen bleierne Färbung an, als Drulza am Abend des dritten Tages Schritte im Treppengewölbe hörte. Ächzend erhob sie sich von ihren Grassäcken und Fellen, hinkte zu ihrem Sitz und ließ sich darauf sinken. Hastig zupfte sie ihre Ledertoga zurecht.
    Stiefel knallten auf die Steinstufen und hallten im Saal wider. Drei Gestalten schritten durch den Türbogen. Sie trugen Langschwerter und rotbraune Lederumhänge. Die Farbe von Urgazas Leibgarde. Im Gleichschritt marschierten sie am Steintisch vorbei zu Drulzas Sitz. Alle drei reckten die rechte Faust über den Kopf. »Lang lebe die Obermutter«, schnarrte der mittlere der drei Hexengardisten, ein hochgewachsener knochiger Wulfane. Drulza wusste, dass er Murrzek hieß und ein enger Vertrauter ihrer Mutter war.Die Soldaten rechts und links von ihm schwiegen. Sie waren keine Wulfanen. Kaum ein Haar bedeckte ihre fahlen Körper. Ihre langen Gesichter wirkten eckig und ausgetrocknet. Die Augen saßen tief in den Höhlen. Anders als bei den Wulfanen dominierte nicht der Schlund das Gesicht, sondern

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