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002 - Stadt der Verdammten

002 - Stadt der Verdammten

Titel: 002 - Stadt der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Pelz war hier lichter und heller. Matt sah lederartige faltige Haut durchschimmern. Er rammte den Speer in den Lippenspalt der Bestie und hob den Oberkiefer an. Wie ein Fächer entfaltete sich die Haut der Kopfspitze. Der Rachen der Bestie ließ sich so weit öffnen, bis er fast den doppelten Durchmesser des Körpers erreichte. Matt dachte an Riesenschlangen, die Beutetiere vom zehnfachen Durchmesser ihres eigenen Körpers verschlingen konnten.
    »O Scheiße!« Er stand auf. »Wie nennt ihr das Biest?«
    »Gejagudoo«, sagte Aruula. Sie deutete auf den Kadaver. »Ein Junges.«
    »Ein Junges…?« Matt schluckte. »Wie groß sind die Ausgewachsenen?«
    Aruula sah ihn ernst an. Sie war blass. »Sehr groß«, flüsterte sie. »Sehr groß…«
    Später schlugen sie das Lager weit oberhalb der Flussböschung zwischen den Bäumen auf. Feuer wurden entzündet und Shmaldan und gekochte Wurzeln verteilt. Niemand lachte an diesem Abend. Kaum jemand sprach ein Wort.
    Matt fiel auf, dass die Männer und Frauen von ihm abrückten. Nur Aruula saß' neben ihm. Es war, als würde man plötzlich seine Nähe meiden. Nur Sorban, warf ihm hin und wieder einen verstohlenen Blick zu.
    Natürlich - es hatte zwei Tote gegeben. Er hatte als Gott versagt. Wie so oft in den vergangenen Wochen, fühlte Matt sich plötzlich unendlich einsam. Hinzu kam die Übelkeit, die ihn seit Zurpas Tod plagte. Ertrank nur Wasser und rührte keinen Bissen an. Seit den Ereignissen unten am Fluss kam er sich vor, als hätte er Watte statt eines Hirns unter der Schädeldecke.
    Nach und nach verkrochen sich Sorbans Leute in ihre Zelte. Nur Aruula blieb bei ihm am Feuer sitzen. Schweigend starrten sie in die Glut. Matt weigerte sich, den Wattebausch in seinem Kopf mit irgendwelchen Fragen zu quälen. Er weigerte sich, über diese Landschaft; über diese Menschen, über diese abscheulichen Gejagudoo weiter nachzudenken. Es gab keine Antwort auf all diese Rätsel. Jedenfalls vorläufig nicht.
    Die Dinge sind, wie sie sind. Wenn ich überleben will, muss ich sie akzeptieren…
    »Baloor«, flüsterte Aruula plötzlich. Matt blickte sie fragend an. In ihren großen dunkelblauen Augen spiegelte sich die Glut des Feuers. »Baloor hat Gejagudoo geschickt.«
    »Wie sollte er so etwas tun können?«
    »Gejagudoo kommen von Orguudoo. Und Baloor kann sprechen mit Orguudoo…«
    »Orguudoo?« Matt verstand kein Wort. Vielleicht wollte er auch nicht verstehen.
    »Finsterer Gott.« Aruula sprach sehr leise. Als würde ihr das Thema Angst machen. »Dämon, mächtiger Dämon…« Matt schwieg. Er konnte nichts mit Aruulas Worten anfangen. Und er wollte nicht noch mehr unbegreifliche Dinge hören. Sein Bedarf war restlos gedeckt.
    Er schlief so gut wie gar nicht in dieser Nacht. Und wenn er für kurze Zeit wegsackte, geisterten Scharen von gespenstischen Kreaturen durch seine Träume: Taratzen, riesige schwarze Schuppenvögel, gänsegroße Fliegen und Käfer, wie er sie in den Höhlen der Taratzen gesehen hatte, und diese angsteinflößenden Gejagudoo.
    Erschöpft und mit schmerzendem Schädel wachte er am nächsten Morgen auf. Die Eingänge der Zelte waren aufgeschlagen, Matt sah sich um und entdeckte Sorbans Leute unten am Fluss. Für kurze Zeit spielte er mit dem Gedanken, seine Sachen zu packen und allein loszuziehen. Doch dann sah er Aruula zwischen den Menschen dort unten…
    Die gesamte Horde hatte sich in der Flussaue versammelt. Um den Krater, in dem Radaan verschwunden war und in dem die sterblichen Überreste der alten Zurpa lagen. Matt beobachtete, wie Sorban und die anderen Männer Steine herbeischleppten und sie über der zerwühlten Erde aufschichteten.
    Bald drang vielstimmiges Gemurmel zu ihm hoch. Ein Bestattungsritual, schätzte Matt. Sie beteten.
    Als sie später die Böschung hochstiegen, spürte er die Blicke der dreiunddreißig Augenpaare.
    Ein paar Schritte von ihm entfernt blieben die Barbaren stehen und starrten ihn an. Matt wusste genau, was los war. Der Tod seines ältesten Sohnes und seiner Hauptfrau hatte Sorbans Glauben an Maddrax' Göttlichkeit erschüttert.
    Aruula löste sich aus der Grüppe. Sie machte ein bekümmertes Gesicht. »Alle fragen sich«, sagte sie, »warum Radaan und Zurpa tot. Fragen sich, ob Maddrax wirklich Gott…«
    »Sag ihnen, ich war nie ein Gott und will auch keiner sein«; sagte Matthew resigniert. »Und sag ihnen, dass es mir leid tut um Zurpa und Radaan…«
    Aruula ging vor ihm in die Hocke. Ihr Blick senkte sich in

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