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002 - Stadt der Verdammten

002 - Stadt der Verdammten

Titel: 002 - Stadt der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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gespenstische Ansammlung von Hallenruinen, Signalmasten und Zugwracks.
    Wie lang ist es her, dass ihr eure letzte Fahrt gemacht habt?
    Das allgegenwärtige Gestrüpp war Antwort genug. Eine Antwort, die ihm Schwindel verursachte.
    Nach dem Güterbahnhof mehrten sich die Ruinen. Rechts und links der Bahntrasse erstreckten sich lange Hallenkomplexe. Matt sah zerbrochene Scheiben und eingefallene Außenwände. Schlanke Türme erhoben sich, teilweise abgebrochen, skurrile Gebilde, die Matt an überdimensionale Trompeten erinnerten; Schornsteine, Lüftungsschächte, gewaltige kugelförmige Gasbehälter. Vermutlich ein Chemiewerk. Alles eingesponnen in Büsche, Gestrüpp und Moos. Matt hatte das Industriegebiet von Bologna erreicht.
    Er verließ die Bahntrasse und betrat etwas, das einmal eine Straße gewesen war. An vielen Stellen war der Asphalt aufgesprungen. Überall zerfallene Autowracks. Rostige Gebilde ohne Reifen und teilweise ohne Türen, Kotflügel und Motorhauben. Manchmal lagen nur Achsen und Getriebewelle in den Büschen, manchmal nur ein moosbedeckter Motorblock.
    Matts Lungen schienen sich in Stein zu verwanden, während er die Straße hinunter marschierte. Etwas Hartes, Schweres dehnte sich in seinem Brustkorb aus. Er dachte nichts, er fühlte nichts - er sah nur. Und versuchte zu verstehen.
    Das Industriegelände zog sich über vier, fünf Kilometer hin. Nach einer Stunde entdeckte Matt vor sich einen an die vierzig Meter hohen Zementsilo, auf dessen Spitze ein dunkles stacheliges Gebilde wie ein Storchennest thronte. Darauf hockte ein Tier, ,das nicht viel kleiner sein konnte als Matt selbst. Ein Vogel? Er behielt das Tier im Auge, während er weiter ging, doch es schien kein Interesse an ihm zu haben.
    Allmählich ging die in Wildnis versunkene Industrieanlage in ein Wohngebiet über. Ein ehemaliges Wohngebiet. Ruinen erhoben sich rechts und links von Matt, manche vier- und fünfstöckig, manche bis zu zwölf Stockwerke hoch. Alle von Efeu und Weinranken überzogen.
    Er kam an eine Kreuzung. Ein Rauschen über ihm ließ Matt aufsehen und sich umdrehen. Ein riesiger Schatten segelte heran - der Vogel! Matt riss den Speer hoch Des Vogel schoss zwischen dm Häuserfronten heran. Matt sah seine Greifkrallen, den gelben gekrümmten Schnabel, das dunkelgraue Gefieder. Das Tier griff an! Matt duckte sich weg und stieß ihm den Speer entgegen. Federn segelten ins Gras, der Vogel ließ einen kreischenden Laut hören und schwang sich von Matt weg über die Dacher und Baumkronen.
    Er sah aus wie ein Habicht, nur drei- oder viermal so groß. Seine Flügelspannweite schätzte Matt auf fünfeinhalb bis sechs Meter. Er flog eine weite Kurve über einer Hausruine und setzte zum nächsten Angriff an. Matt sah sich nach Deckung um. Nicht weit hinter sich entdeckte er ein Schaufenster hinter Efeuranken. Nur noch einzelne Glassplitter ragten aus dem Rahmen.
    Mit zwei, drei großen Schritten erreichte Matt die Hausfassade und warf sich durch das Fenster. Hart schlug er zwischen Steinen und moosbedecktem Gerümpel auf. Für den Bruchteil einer Sekunde verdunkelte der Schatten des Vogels das Schaufenster. Dann verschwand der Greif aus seinem Blickfeld.
    Regungslos lauschte Matt, verharrte minutenlang im Gestrüpp zwischen Steinen und undefinierbaren Kästen unterschiedlicher Größe, die hier gestapelt waren.
    Der Vogel kehrte nicht zurück. Schließlich rappelte Matt sich auf und sah sich um. Mit seinem Messer befreite er die Oberfläche eines der Kästen vom pflanzlichen Belag. Eine grünlichgraue Fläche kam zum Vorschein. Matt schabte auch die Vorderseite ab. Sie war glatt, schwarz und hart. Ein Monitor!
    Matt stieß ein bitteres Lachen aus. Unter dem Moos- und Schmutzteppich verbargen sich stapelweise Computer. Doch Matt bezweifelte stark, dass einer davon noch seinen Dienst tat. Zumal die Stromversorgung Probleme bereiten würde…
    Er stand auf und drang weiter in den Laden vor. Eine dicke feuchte Dreckschicht überzog den Ladentresen und auch die Kasse Matt benutzte das Messer als Hebel. Die Frontverkleidung der Kasse zerbrach; das Geldfach sprang heraus.
    Zwischen Staub und Moos fand Matt grünspanüberzogene Münzen. Er nahm eine heraus und scheuerte den Belag ab. Ein Zwei-Euro-Stück. Matt setzte sein Notpaket zu Boden und entnahm ihm die kleine Stablampe. In ihrem Lichtkegel konnte er das Prägejahr entziffern: 2007.
    Er verfiel in fieberhafte Hektik. Eine Münze nach der anderen holte er aus dem Kassenfach. Sie

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