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002 - Stadt der Verdammten

002 - Stadt der Verdammten

Titel: 002 - Stadt der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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waren alle zwischen den Jahren 2002 und 2011 geprägt worden. Keine einzige später.
    Er lehnte sich gegen die Wand und betrachtete den Münzhaufen. »2011«, murmelte er. »Nach ›Christopher- Floyd‹ hat man kein Geld mehr gebraucht, wie es scheint…«
    Die Erschöpfung - mehr geistig denn körperlich - legte sich wie eine schwere Kette um seine Glieder. Am Holm eines Regals entlang ließ er sich auf den Boden gleiten.
    Matts Widerstand gegen die Wahrheit bröckelte im Grunde schon, seit er das verdammte Amulett an der Kette um Sorbans Hals untersucht hatte. Die Uhr mit dem Datum und der Uhrzeit des Kometeneinschlägs. Die Uhr, die angeblich seit Generationen von Häuptling zu Häuptling weiter gegeben worden war.
    Als er dann das riesige Waldgebiet unterhalb des Gebirges anhand der Karte als die Po-Ebene identifiziert hatte, waren ihm die Argumente endgültig ausgegangen.
    Vielleicht zum ersten Mal in seinem fünfunddreißigjährigen Leben musste sein Verstand kapitulieren und alle Logik sausen lassen.
    Seitdem klammerte er sich verzweifelt an die lächerliche Vorstellung von der sogenannten Wirklichkeit: die kleine Welt, die ihm zufällig vertraut war.
    Und stemmte sich gegen die Wahrheit wie ein trotzendes Kind gegen die Hand seiner Mutter. Jetzt war Matt einfach zu erschöpft, um seinen Widerstand noch länger aufrecht zu erhalten.
    Et fa comu fa, Commander…
    Er lehnte den Kopf gegen das Regal.
    Du weißt Bescheid, Matthew Drax - vor vier Wochen hast du deinen Jet auf das Schneefeld gesetzt. Oder ist es schon sechs Wochen her? Egal… auch in sechs Wochen skelettiert kein Autofahrer auf dem Weg zwischen Parma und Bologna. In sechs Wochen erobert kein Wald auch nur einen Kilometer Autobahn. In sechs Wochen mutieren keine Vögel zu fliegenden Bestien, und in sechs Wochen verwandeln sich Mitteleuropäer nicht in Bronzezeitmenschen.
    Hör also auf, dir etwas vorzumachen du bist nicht in der Hölle gelandet. Du träumst nicht. Du bist auch nicht in irgendeiner grauen Vorzeit. Der verdammte Komet hat dich in die Zukunft gestoßen.
    Die Hektik war längst von ihm abgefallen. Eine unglaubliche Gelassenheit machte sich in seiner Brust breit.
    Weiß der Teufel, wie er das angestellt hat… und weiß der Teufel, wie weit in die Zukunft. Du musst dich damit abfinden. Es ist, wie es ist…
    Die Insekten fielen Matt erst auf, als er sich wieder vom Boden hochrappelte. Dicht an dicht hockten sie auf den Mooskästen, in den verdreckten Regalen und an der gegenüberliegenden Wand. Fingerlang, so dick wie sein Daumen und schwarzbraun wie Kakerlaken. Er nahm sich keine Zeit sie zu zählen, aber es waren Dutzende.
    Als er sich den Container auf den Rücken band und seinen Proviantsack schulterte, setzten sie sich in Bewegung. Schlagartig und blitzschnell schossen sie auf ihn zu. Matt trat um sich und drängte sich durch das Gestrüpp vor dem Ruineneingang. Sie verfolgten ihn fast fünfzig Meter weit die Straße hinunter.
    Im Laufschritt bewegte Matt sich an Autowracks vorbei durch Sträucher und über Schutthalden. Immer wieder blickte er nach oben und hinter sich. Der monströse Habicht war nirgends mehr zu sehen. Auch die Käfer blieben zurück. Er verlangsamte sein Tempo.
    Seine Karte enthielt keinen Stadtplan. Er versuchte sich südöstlich zu halten. So verlief der Karte nach die Bahntrasse in die Stadt hinein. Irgendwann musste er ja die Ruinen des Hauptbahnhofs erreichen. Und Bahnhöfe lagen in der Regel im Stadtzentrum.
    Noch aber bewegte er sich im Randbezirk Bolognas. Der Stadtkern konnte noch gut vier oder fünf Kilometer entfernt sein. Wenn es hier Menschen gab, dann im Zentrum…
    Irgendwann erreichte Matt eine Ruine, von der nur noch die Fassade stand. Und auch sie lehnte sich schief und mit zahlreichen armdicken Rissen in den Mauern gegen die kahlen Kronen riesiger Platanen, deren gelbgrüne Rinde in breiten Fetzen vom Stamm hing.Neben der Ruine war ein verrosteter Stahlzaun, fast drei Meter hoch. Kletterpflanzen rankten sich um seine nach außen gekrümmten Spitzen. Sein Tor stand halb offen. Die großen Autowracks unter den Platanen, neben dem Zaun und auf dem weiten Platz hinter dem Zaun fielen Matt auf. Eines von ihnen untersuchte er genauer. Ein LKW. Er fand moosüberzogene Militärhelme neben länglichen Munitionskisten auf der zusammengebrochen Ladefläche.
    Matt wusste sofort, wohin er geraten war: in eine Kaserne. Es überraschte ihn nicht, als er unter einem der Gestrüpphaufen einen rostzerfressenen

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