0021 - Satans eigene Schrift
als mysteriös waren.
Vielleicht konnte ihm der Wirt Auskunft geben.
An der Rezeption unterhielt er sich kurz mit ihm, nachdem er sich ein Zimmer genommen und für Nicole Duval eins hatte reservieren lassen.
»Monsieur Professeur, ich weiß es nicht, wer diese Herrschaften sind. Ein Mann hatte vor einigen Tagen hier angerufen und für sie Zimmer bestellt. Dann hat er mir die Leute genau beschrieben. Insgesamt sieben. Drei müssen also noch kommen. Ich dachte zuerst, Sie gehörten auch dazu. Doch die kleine Auseinandersetzung, die Sie soeben vor dem Haus hatten, belehrte mich eines Besseren. Hoffentlich ist Ihnen nichts passiert. Die Leute machen nämlich überhaupt nicht den Eindruck, als wären sie übermäßig gewalttätig. Den ganzen Tag haben sie fast bewegungslos in der Halle gesessen und kein Wort miteinander gewechselt. Also, ich verstehe das nicht.«
Zamorra erkannte, daß aus dem Mann nicht viel herauszuholen war und er sich anscheinend nur freute und wichtig vorkam, daß er einem Fremden etwas zu erzählen hatte.
Zamorra schnitt seinen Redeschwall mit einer Geste ab und meinte: »Vielleicht handelt es sich nur um eine Verwechslung. Morgen wird sich die Sache sicher aufklären. Ich werde mich jetzt aufs Ohr legen, denn ich habe eine ziemlich lange Fahrt hinter mir. Gute Nacht.«
Der Hoteldirektor nickte ihm freundlich zu und war offensichtlich froh, daß sein neuer Gast der Sache nicht weiter auf den Grund ging.
Zamorra stieg hinauf in den ersten Stock, wo sein Zimmer lag. Bevor er sich ins Bett legte, verriegelte er sorgfältig die Tür. So ganz geheuer war es ihm in dieser Herberge nicht.
Ehe er einschlief, nahm er sich noch vor, am nächsten Tag einen genauen Blick ins Gästebuch des Hotels zu tun. Dann löschte er die Lampe auf seinem Nachttisch.
***
Die Frau und die drei Männer ließen die letzten Häuser von Fortreaux hinter sich. Ohne ein Wort miteinander zu wechseln, schritten sie über die Straße, die aus dem Ort hinausführte.
Scharf hoben sich die Konturen des alten Kirchturms gegen die bleiche Scheibe des Mondes ab. Diese Kirche war das Ziel der vier Personen. Irgend etwas zog sie dorthin.
Was es war, hätten sie in ihrem Zustand nicht sagen können. Sie verspürten nur den Drang in sich, dorthin zu gehen, koste es was es wolle. Andere Gedanken hatten in ihren umnebelten Gehirnen keinen Platz.
Mit traumwandlerischer Sicherheit fanden sie den Pfad, der zwischen den Trümmern des alten Gotteshauses zu seinem Eingang führte. Sie konnten den Schimmer im Innern der Kirche schon von weitem sehen, doch er erschreckte sie nicht.
Auch konnten sie den fremdartigen Singsang hören, der durch die leeren Fensterhöhlen seinen Weg nach draußen fand. Genau der gleiche Singsang ertönte auch in ihren Köpfen. Er war es, der sie in die Kapelle rief.
Als sie die Kirche betreten hatten, gingen sie sofort weiter bis zum Altar, wo der alte Mann schon auf sie wartete. Er ließ die Arme sinken und wandte sich um.
Ein bösartiges Grinsen huschte über seine runzligen Züge. Befriedigt konnte er erleben, daß der Satan sein Wort gehalten hatte. Er hatte ihm Kraft gegeben, die Diener herbeizurufen. Dafür wollte er ihm danken, indem er seine Befehle ausführte.
Die vier Menschen hatten den Altar erreicht und blieben vor den Stufen, die zum Stein hinaufführten, stehen.
»Auf die Knie!« zischte der Alte.
Augenblicklich folgten die vier dieser Aufforderung. Unbeholfen sanken sie nieder und beugten sich hinunter, bis ihre Stirnen fast die kalten Steinstufen berührten.
»Ihr wißt, wer euch gerufen hat?«
Das war mehr eine Feststellung als eine Frage.
Die vier nickten stumm.
»Ihr wißt, daß ihr den Befehlen des Meisters folgen müßt?«
Wieder nickten die Männer und die Frau.
»Nun gut. Erhebt euch wieder, und wir werden den Meister anrufen, daß er uns beisteht.«
Die vier standen auf, strafften sich und hoben die Arme, so wie es ihnen der alte Mann vormachte. Dann erklang seine Stimme.
»Meister, Satan, deine Sklaven sind bereit!«
Die Leute vor dem Altar wiederholten die Worte im Chor. Das flackernde Licht der schwarzen Kerzen zauberte gespenstische Reflexe auf ihre Gesichter.
»Satan erhöre uns!«
»Satan erhöre uns!« erklang es im Chor.
Die Augen der Fledermausstatue begannen zu glänzen. Es schien, als würde ein Grinsen ihre Gesichtszüge verzerren.
Doch das mußte wohl eine Täuschung sein.
»Deine Diener erwarten deine Befehle! Erhöre uns!«
Und tatsächlich. Die Statue
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