0021 - Satans eigene Schrift
aber nachdrücklich zurück.
»Cesar, so benimmt sich aber kein Gentleman. Auf offener Straße einer respektablen Dame Gewalt antun wollen. Ich muß schon sagen…« Und unter fröhlichem Gelächter wand sie sich aus seinen Armen und rannte davon.
»Fang mich doch, wenn du kannst!« rief sie über ihre Schulter und eilte weiter.
»Na warte«, murmelte Cesar und setzte ihr nach.
Wie ein Reh erschien ihm seine Freundin, die spielerisch vor ihm Reißaus nahm.
»So warte doch!« schrie er hinter ihr her.
Ein silberhelles Gelächter war die Antwort.
Die beiden Verliebten waren so in ihr Spiel vertieft, daß sie die Schatten nicht bemerkten, die hoch über ihnen in der Luft kreisten.
Raubvögeln gleich, die auf der Lauer waren.
Nur waren es nicht die Silhouetten von Raubvögeln, wie man sie aus den Tierlexika kannte. Diese Flugwesen hier sahen ganz anders aus. Nämlich wie Riesenfledermäuse. Und zwar Fledermäuse, die auf der Jagd waren.
Mit lautlosen Schlägen ihrer ledrigen Flughäute folgten sie den Verliebten unter ihnen.
Deren Weg führte in Richtung Marktplatz. Nach und nach verringerte sich der Abstand zwischen ihnen. Der junge Mann holte auf.
Da nahm Denise noch mal alle Kräfte zusammen und beschleunigte ihren Lauf. Etwa fünfzig Meter vor Cesar gelangte sie auf den Dorfplatz.
Als auch er auf den Platz einbog, konnte er beobachten, wie Denise urplötzlich stehenblieb. Hatte sie es sich also doch überlegt und wartete auf ihn?
Dann sah Cesar zu seinem Erstaunen, wie Denise ruckartig herumfuhr, als hätte sie etwas erschreckt. Deutlich konnte er die Angst in ihrem Gesicht lesen.
»Denise, was ist? Ich bin gleich bei dir!«
Cesar rannte los. Doch dann ließ ihn das grauenhafte Geschehen vor seinen Augen erstarren.
Aus dem nachtschwarzen Himmel zuckte ein riesiger Schatten herunter. Er raste genau auf Denise zu. Diese machte einen unwillkürlichen Schritt nach vorn und riß die Arme zum Schutz hoch.
Mit einem widerlichen Geräusch prallte der Schatten auf das Mädchen. Ein schrilles und wütendes Kreischen erscholl. Auch Denise schrie in höchster Not auf. Sie wankte und stürzte zu Boden.
Der Schatten, der aus dieser Entfernung aussah wie ein riesiger Vogel, erhob sich wieder. Cesar konnte das Klatschen der Flügel genau hören.
Dann kam wieder ein Schatten heruntergeschossen, diesmal ein anderer, doch von der gleichen Art. Eine Cesar völlig unbekannte Kreatur, die fliegen konnte.
Cesar kam wieder zur Besinnung. Wild schreiend rannte er auf die Untiere zu, die seine Freundin wohl als Opfer auserkoren hatten. Er fuchtelte mit den Armen und hoffte, die rätselhaften Wesen damit in die Flucht zu schlagen.
Doch die ließen sich nicht stören. Wie Adler, die eine Beute gerissen haben, so hockten sie über dem Mädchen, das am Boden lag und nur noch leise wimmerte.
Eine der Kreaturen wandte den Schädel und blickte dem Heranrennenden entgegen. Cesar starrte in eine Dämonenfratze, die ihm fast das Blut in den Adern gerinnen ließ. Wieder schrie er auf.
»Hilfe! Zu Hilfe, Leute! So helft doch!«
Nichts rührte sich in den Häusern in der Nähe.
Nun war Cesar heran. Stinkender Atem schlug ihm von diesen fledermausähnlichen Flugtieren entgegen. Er würgte und bekam kaum noch Luft.
Das eine der Wesen, welches als erstes angegriffen hatte, kauerte auf seiner Freundin und drückte ihr mit einer Flügelhand die Kehle zu. Ihr Gesicht war schon blau angelaufen, und ihre Beine zuckten nur noch ganz schwach.
Cesar wollte sich voller Wut und Angst zugleich auf diese Bestie stürzen.
Da spürte er einen Lufthauch und fühlte sich unter grauenhaften Schmerzen im Nacken gepackt. Etwas drückte seinen Kopf unwiderstehlich nach unten. Seine Wirbelsäule bog sich und gab nach.
Aus vollem Lauf stürzte er voll aufs Gesicht und rutschte noch ein, zwei Meter über den staubigen Boden.
Nun wurde er losgelassen. Cesar begriff nicht, was geschah. Sollte es noch mehr von diesen Bestien geben? Woher kamen sie, was wollten sie von ihm? Er hatte keine Ahnung.
Er rollte sich herum und versuchte seine Umgebung zu erkennen.
Doch das Blut, das von seiner Stirn in seine Augen rann, ließ ihn blind werden. Er konnte nichts erkennen.
Er rappelte sich hoch, tat einen Schritt. Da spürte er wieder diesen Lufthauch, wollte sich reflexartig fallenlassen. Aber zu spät!
Er fühlte sich hochgerissen, verlor den Boden unter den Füßen und hatte plötzlich den Eindruck, als würde er fliegen. Singend fuhr der Wind an seinen
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