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0022 - Thoras Flucht

0022 - Thoras Flucht

Titel: 0022 - Thoras Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Darlton
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öffnete dann entschlossen die Notausstiegtür. Sie klemmte ein wenig, aber als R-17 seinen mächtigen Körper dagegen stemmte, sprang sie mit einem schrillen Quietschen auf. Die immer noch schwüle Venusatmosphäre drang in die Kabine, und mit ihr der Geruch der Natur - Erde, Pflanzen, Leben.
    R-17 stieg als erster die schmale Leiter hinab und stand dann wartend auf dem harten, trockenen Boden. Mit seinen künstlichen Augen durchdrang er die Finsternis und sah alles, als stünde die Sonne am dunklen Himmel und beleuchtete die Landschaft taghell. Das konnten Rabow und seine Leute natürlich nicht wissen.
    Die Ostblockleute nahmen die Dunkelheit als Deckung und pirschten sich an das abgestürzte Raumschiff heran, von dem sie nicht genau wußten, wer es zur Venus gebracht hatte. Es konnten genausogut Angehörige des Westblocks oder der Asiatischen Föderation sein. Aus der Sichtluke drang Licht. In ihm waren die Schatten von zwei Personen. Mehr war nicht zu erkennen. Dann sprang die Tür auf, und zwei Gestalten verließen das Schiff, oder das, was von ihm übriggeblieben war. Das Licht in der Zentrale ließen sie brennen.
    Sergeant Rabow gab seinen Leuten ein Zeichen. Die drei Männer umklammerten ihre Waffen und versuchten, die Dunkelheit mit ihren Augen zu durchdringen. Das Licht im Raumschiff gab ihnen einen Anhaltspunkt, aber von den beiden Männern, die es verlassen hätten, war nicht viel zu sehen. Sie mußten unter dem Schiff stehengeblieben sein, denn sie bewegten sich nicht mehr, sie verharrten reglos.
    R-17 wandte sich ohne jede Erregung an Thora: „Wir haben ungemeines Glück dort vorn sind Menschen. Ich kann sie deutlich erkennen. Vier bewaffnete Männer. Sie nähern sich uns. Wenn ich will, kann ich sie töten."
    Thora überwand ihre Überraschung ungemein schnell. „Nein, wozu? Sind es Feinde?"
    „Ihre Haltung läßt kaum auf friedliche Absichten schließen. Sie haben das Schiff abstürzen sehen und kommen, um sich die Beute zu holen. Vielleicht waren sogar sie es, die uns beschossen."
    „Du weißt genau, daß die Wachelektronik der Station uns abschoß", schüttelte Thora den Kopf. „Wer sind diese vier Männer? Kannst du sie erkennen?"
    „Sie sehen aus, als lebten sie schon Jahre im Dschungel."
    Die Erkenntnis durchzuckte Thora wie ein Blitz: die verschollenen Raumlandetruppen des Ostblocks. Das hieß: potentielle Feinde. Auch hier in den Dschungeln der Venus, wo einer auf den anderen angewiesen war?
    Sie zückte die Schultern. „Sie sind uns nicht freundlich gesonnen, R-17, aber wir wollen erst einmal wissen, was sie von uns wollen. Halte dich bereit, notfalls einzugreifen. Ich will mit ihnen sprechen. Lassen wir sie herankommen, sie wissen ja nicht, daß du sie siehst."
    Schweigend warteten der Roboter und die Frau, bis Rabow und seine Leute nur noch wenige Schritte entfernt waren. Dann sagte Thora in englischer Sprache, die ihr am geläufigsten war: „Was wollen Sie von uns?" Der Sergeant mußte sich so erschreckt haben, als plötzlich die weibliche Stimme aus der Dunkelheit zu ihm sprach, daß er völlig die Fassung verlor. Er stolperte und fiel der Länge nach hin. Krachend flog seine Waffe gegen die Felsen. Er gab einen blumenreichen russischen Fluch von sich.
    Immer noch liegend sagte Rabow: „Wir wollten Ihnen helfen. Wer sind Sie?"
    R-17, der den Sergeanten genau sehen konnte, antwortete: „Wir sind für jede Hilfe dankbar. Ich darf annehmen, daß Sie zu den Truppen des Generals Tomisenkow gehören."
    Rabow hatte sich langsam wieder aufgerappelt. Die Stimme des Mannes im Dunkel klang merkwürdig hart und mechanisch, wenn das Englisch auch einwandfrei war. Der Sergeant verstand Englisch sehr gut. Es waren also Leute des Westblocks, die abgeschossen worden waren.
    „Ja, wir gehören zu Tomisenkows Leuten. Wir sind im gleichen Boot."
    „Ich verstehe Sie nicht", stellte R-17 sachlich fest. Für idiomatische Ausdrücke war er nicht zuständig.
    Thora sagte schnell: Natürlich müssen wir zusammenhalten, wenn wir überleben wollen. Wie haben Sie uns so schnell gefunden?"
    Rabow war langsam nähergekommen und geriet in den Lichtschein, der aus der Kabine fiel. In seinem verwilderten Aufzug machte er nicht gerade einen sehr vertrauenerweckenden Eindruck. Thora dachte mit Schaudern daran, was alles geschehen könnte, wenn sie so rauhen Burschen in die Hände fiel. Aber R-17 war ja bei ihr, und der Roboter würde sie schon schützen. Rabow achtete im ersten Augenblick weniger auf die weißen

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