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0022 - Thoras Flucht

0022 - Thoras Flucht

Titel: 0022 - Thoras Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Darlton
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hoch, hinauf zum Dach des Urwaldes.
    Okura blieb regungslos sitzen und versuchte, die Ursache des Geräusches zu erkennen. Und als er es erkannte, blieb er ebenso regungslos sitzen. Sein Herzschlag setzte für einen Augenblick aus, dann aber drängte das Blut zum Kopf und drohte, ihn zu zersprengen. Langsam schob sich das gelbe Etwas über die Astgabelung und kroch in regelmäßigen Wellen auf die drei Männer zu.
    Okura hatte noch nie in seinem Leben einen venusianischen Schneckenwurm gesehen. Es war sogar wahrscheinlich, daß nie ein Mensch zuvor dieses Tier erblickt hatte. Er lebte verborgen in den Tiefen der unermeßlichen Urwälder, verkroch sich bei Tage in die Höhlungen faulender Baumriesen und wagte sich nur bei Nacht hervor. Seine Nahrung waren alle organischen Stoffe - Pflanzen, weiches Holz - und Fleisch. Alles, was selbst langsam oder gar unbeweglich war, fiel ihm zum Opfer.
    Dabei konnte der Schneckenwurm nicht als Raubtier bezeichnet werden, wenn man sich darunter eine reißende Bestie vorstellte. Immerhin genügte sein bloßer Anblick, Okura so vor Schreck erstarren zu lassen, daß er keiner Bewegung mehr fähig war. Mit aufgerissenen Augen sah er dem unheimlichen Wesen entgegen, das langsam auf ihn zukroch.
    Es erinnerte in der Tat an eine Schnecke, wenigstens was den Kopf anging. Lange Fühler streckten sich vibrierend vor und suchten nach einem Hindernis. Auf den Fühlern, so erkannte Okura, saßen die kleinen Augen. Der andere Teil des Tieres war der Wurm. Ein langgestreckter und biegsamer Körper ohne sichtbare Beine. Die Bewegungen der einzelnen Ringglieder ließen den Schneckenwurm vorangleiten.
    Erschreckend war der gefräßige Mund mit den drei hintereinander liegenden Zahnreihen. Diese spitzen Freßwerkzeuge konnten so ziemlich alles zerkleinern, was zwischen sie geriet. Ganz bestimmt auch Knochen. Soweit war Okura mit seinen Überlegungen gekommen, als das Tier in seinen Bewegungen innehielt.
    Die langen Stielaugen richteten sich auf den Japaner, als könnten auch sie im Dunkeln sehen. Vielleicht konnten sie es sogar. Jedenfalls mußte es die Beute gewittert haben und überlegte nun, ob sie langsam genug war, ihm nicht mehr zu entwischen. Okura sah, daß der Wurm mindestens fünf Meter lang war. Er gelangte zu der Auffassung, daß sein Inneres Platz genug bot, ihn und noch mindestens einen der Kameraden in sich aufzunehmen, besonders dann, wenn zuvor ein ordentlicher Zerkleinerungsprozeß stattfand. Der unangenehme Gedanke, unter Umständen hier oben in aller Gemütsruhe verspeist zu werden, ließ seine Lebensgeister und seine Entschlußkraft zurückkehren. Mit einem schnellen Griff riß er seinen Strahler aus dem Gürtel und entsicherte ihn. Er überzeugte sich davon, daß die Kontrollampe aufleuchtete und wußte, daß die vorhandene Energie genügte, zehn von diesen gräßlichen Schlangenbiestern zu erledigen. Mit der Waffe in der Hand verschwand der letzte Rest von. Angst, die sich in Okuras Herz eingenistet hatte. Kein Lebewesen auf der Venus würde einem modernen Impulsstrahler der Arkoniden widerstehen können.
    Der Schneckenwurm schien entschieden zu haben, daß ein Versuch sich immerhin lohnen würde. Die Körperringe bewegten sich wieder, und das schleifende Geräusch, das Okura geweckt hatte, war erneut zu hören. Der Japaner warf einen besorgten Blick auf seine schlafenden Kameraden, dann zuckte er die Achseln. Sie würden wohl schon vor Schreck nicht gleich vom Baum fallen, wenn das Zischen der Entladung sie aus dem wohlverdienten Schlummer riß.
    Er nahm genaues Ziel, was bei der geringen Entfernung nicht schwer war, und drückte auf den Feuerknopf. Der feine Energiestrahl erwischte das seltsame, aber so gefährliche Geschöpf genau am Kopf. Die Fühler, die Augen, das gefräßige Maul und die obere Hälfte des gelben Körpers verschwanden in der aufzuckenden Energieflamme und vergasten augenblicklich. Der Rest des Schneckenwurms bäumte sich wild auf, rutschte dann seitwärts über den Ast ab und fiel in die Tiefe.
    Rhodan war auf der Stelle hellwach. Er richtete sich auf und sah, wie Okura mit dem Fuß die aufzüngelnden Flammen auslöschte, ehe sie auf vertrocknete Blätter und Schlingpflanzen übergreifen konnten.
    „Was ist passiert, Okura?"
    „Eine Art Schlange. Sie schlich sich heran, aber ich wurde rechtzeitig wach. Ich denke, es ist ohnehin Zeit an den Weitermarsch zu denken."
    Marshall drehte sich schwerfällig auf die andere Seite.
    „Was soll der Lärm?"

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