0023 . Geheimschaltung X
das Feuer. Der Hubschrauber ging sekundenschnell in Rot- und Weißglut über. Nur ein dumpfes Geräusch begleitete seine völlige Strukturveränderung. Ein paar losgerissene Trümmerstücke tropften wie Fackeln ins Wasser und erkalteten zischend. Der Rest schlug auf den Strand und verglühte. Sie schwammen an Land. Okura, der am weitesten draußen abgesprungen war, erreichte Rhodan nach wenigen Minuten. „Kann ich helfen, Sir? Sie sollten den rechten Arm nicht so sehr gebrauchen."
„Lassen Sie nur. Es geht schon. Sehen Sie, wir haben schon Grund und können jetzt gehen."
„Ich habe noch keinen", keuchte der Japaner, der es Rhodan hatte nachmachen wollen.
Der lachte.
„Für Ihre Körpergröße hat es noch etwas Zeit."
Kurz darauf spürte aber auch der Frequenzseher Boden unter den Füßen. Nach zehn Minuten stiegen sie an Land, wo Marshall sie bereits erwartete. Triefend vor Nässe beratschlagten die drei ihre nächsten Pläne.
„Zunächst müssen wir unsere Kleidung auf die Leine hängen. Sonst erkälten wir uns noch."
Sie zogen sich aus und breiteten ihre Sachen auf dem heißen Sand aus. Wenn man bedenkt, daß die mittlere Tagestemperatur auf der Venus 50 Grad Celsius beträgt, dann wird man verstehen, daß es auch am späten Nachmittag in den nördlichen Breiten immer noch heiß genug ist, um ein paar Kleider innerhalb weniger Minuten zu trocknen. Marshall betrachtete bei dieser Gelegenheit kritisch Rhodans Wunde.
„Sie haben wieder etwas geblutet, Sir." Während er das feststellte, riß er bereits einen Streifen von seinem Hemd ab und holte eine kleine bunte Packung aus der Tasche. Den ganzen restlichen Inhalt verstrich er auf dem Stoffstreifen. „So, das ist der letzte imprägnierte Verband, den ich Ihnen bieten kann. Und wehe, wenn Sie ihn sich jetzt nicht anlegen lassen! - Hallo, Son, helfen Sie mir!"
Rhodan ließ es sich gefallen. Dann zogen sie sich wieder an.
„Wenn die Dämmerung kommt, werde ich noch einmal nach den Robben rufen", sagte Marshall. „Bis dahin sollten wir uns ein wenig in Deckung begeben. Ich habe das Gefühl, daß auch Tomisenkow bald in dieser Gegend auftaucht."
„Der Kerl sollte vernünftig sein und sich mit uns verbünden", überlegte Okura.
„Wir können ihm das Angebot machen. Er gibt Thora heraus, und wir helfen ihm gegen Raskujan", sagte Rhodan.
„Wollen Sie sich einfach auf seine Seite schlagen?" fragte Marshall. „Wäre Raskujan nicht vielleicht ein besserer Verbündeter für uns? Er hat die Mittel, uns in wenigen Stunden zur Basis zu bringen."
„Die Mittel hat er, aber nicht den Willen, mein Junge. Nein, nein, Raskujan scheidet als Verbündeter aus. Wir werden uns auch nicht dadurch bluffen lassen, daß er über die bessere Ausrüstung verfügt und eine Truppe befehligt, die offenbar noch völlig intakt ist.
Raskujan schöpfte auch nach einem Jahr Venusaufenthalt noch aus dem vollen. Er hat praktisch noch keine Bewährungsprobe auf der Venus abgelegt. Ganz anders dagegen Tomisenkow, der sich mit primitiven Mitteln lange genug gegen die Venus und ihre Wildnis behauptet hat. Außerdem ist Raskujan im Unrecht."
„Sie sind also auch moralisch gegen ihn?" fragte Marshall.
„Selbstverständlich! Er ist einwandfrei ein Deserteur. Seine Befehle lauten dahingehend, sich dem General zur Verfügung zu stellen. Statt dessen spielt er hier den Kommandeur!"
Sie sprachen noch eine Weile über dieses Thema, während ihre Armbandfunkgeräte mit laufenden Frequenzsuchern auf Empfang standen. Ihr stiller Verdacht bestätigte sich sehr bald. Es waren weit mehr Hubschrauber unterwegs als die zwei, die inzwischen vernichtet worden waren. Die Verständigungsgespräche nahmen an Zahl ständig zu.
„Das sieht ja fast nach einer Großoffensive aus!"
Rhodan nickte. „Ich bin ganz Ihrer Meinung, Son. Aber wir werden uns da so weit wie möglich heraushalten."
8.
„Alarm!" ging die Durchsage durch Tomisenkows Marschkolonne. Nachdem durch das Auftauchen Raskujans die Verhältnisse auf der Venus so ziemlich durchschaubar waren, hielt es keine Gruppe mehr für notwendig, durch eine selbstauferlegte Funksperre den Geheimnisvollen zu spielen. Seit vielen Stunden herrschte Leben auf den ultrakurzen und kurzen Radiowellen. Sie konnten sich in unmittelbarer Nähe des Planeten ungehindert austoben, denn die Energiesperre des Positronengehirns verhinderte lediglich einen Funkverkehr nach außen hin. Innerhalb der Sperre war jeder Radioverkehr möglich.
Feldwebel Kossygin
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