0023 . Geheimschaltung X
war die ganze Zeit mit seinem Traggerät auf Empfang gewesen. Daher konnte er rechtzeitig seine Warnung an den General geben. Dem Alarmruf folgten sofort präzise Befehle. Tomisenkow ließ dazu erklären, daß es im Interesse jedes einzelnen liege, sich danach zu richten. Gruppenweise schlugen sich die Männer in die Deckung dichter Bäume. Die leichten und mittelschweren Infanteriewaffen wurden klargemacht. MGs wurden auf Dreibeine gestellt und zum Flugzeugbeschuß in Stellung gebracht.
Tomisenkow wachte mit Argusaugen über Thora.
„Machen Sie jetzt keine Schwierigkeiten, Madam", erklärte er hart. „Ich werde in den nächsten Minuten wenig Zeit haben, Ihnen jeden Schritt vorzuschreiben. Bleiben Sie einfach immer dicht an meiner Seite!"
Die kurze, kompromißlose Art schien den gewünschten Eindruck auf sie zu machen. Sie nickte verdrossen und ließ es erst gar nicht darauf ankommen, daß Tomisenkow sie wieder grob bei der Hand nahm, um sie nach seinen Wünschen durch das Dickicht zu dirigieren. Sie folgte ihm freiwillig. Der General begab sich zur Funkstelle.
„Geben Sie mir einen Kopfhörer, Feldwebel!"
„Zu Befehl!"
Tomisenkow hörte ein auf und ab schwingendes Pfeifen, während Kossygin die Schwebungslücke suchte. Dann hatte er plötzlich seine vertraute Muttersprache im Ohr.
„... Cäsar an Lucullus! Ausschwärmen nach Plan A! Ich wiederhole! - Keine Bombenabwürfe, bevor nicht Feindlage völlig geklärt ist. Stab Tomisenkow und vor allem diese Arkonidin müssen unversehrt in unsere Hand fallen. Cäsar erwartet Aufklärungsergebnisse! Ende!"
„Cäsar und Lucullus!" stöhnte Tomisenkow. „Höre sich einer den Vokabelschatz dieser Deserteure an! Bleiben Sie auf Empfang, Feldwebel!"
Kossygin nickte.
Die ersten Helikopter hatten die Südküste erreicht, wie aus den unverschlüsselten Positionsmeldungen hervorging. Kurz darauf wurden die ersten Motorengeräusche hörbar. In dem MG-Nest, das der Funkstelle am nächsten lag, hatte der kleine breitschultrige Alicharin das Kommando.
„Hallo, Ali! Warten Sie auf meinen Befehl. Schießen Sie auf keinen Fall vorher!"
„Zu Befehl, Herr General!"
Im Kopfhörer wurde wieder eine Stimme laut.
„Lucullus an Cäsar! - Tomisenkow hat alten Lagerplatz verlassen. Voraussichtliche Marschrichtung grob nördlich. Entfernung fünf bis zehn Kilometer, von der Küste!"
„Cäsar an Lucullus! - Für Bodenbeobachtung Ultra-Rot-Beobachter einschalten! Konzentration auf Zehnkilometerstreifen südlich Südküste!"
In diesem Moment donnerte die erste Maschine genau über Tomisenkows Truppe hinweg. Niemand schoß. Die Männer wollten aufatmen, als sich das Geräusch über dem Dschungel verlor. Doch dann kam die nächste Meldung.
„Lucullus an Cäsar! - Feind ausgemacht! Tomisenkow hat Marsch gestoppt. Es ist damit zu rechnen, daß er in Stellung gegangen ist. Ich gebe die Koordinaten ..."
„Cäsar an alle! Richten Sie sich nach Lucullus II a! Fliegen Sie nach Sicht! Landungskorps Octavian auf Küstenstreifen niedergehen und nach Süden ausschwärmen. Landungskorps Cicero Absprung nach Plan AB! Noch keine Feuerfreigabe ..."
Tomisenkow riß sich wütend den Hörer vom Kopf.
„Welcher Dummkopf ist da ohne jede Deckung herumgelaufen! Frage durchgeben! Der Mann soll sich sofort bei mir melden!"
Es meldete sich natürlich niemand.
„Beim nächsten Anflug Feuer eröffnen!" befahl Tomisenkow. Er schloß sekundenlang die Augen. Thora erkannte, daß er ernsthaft bemüht war, seine Fassung wiederzugewinnen. In einer solchen Situation war es nicht gut, wenn ein Amokläufer das Kommando führte.
Die Raskujanschen Truppen hatten sich jetzt mehr und mehr auf den Punkt konzentriert, für den der Beobachter Lucullus II a die Koordinaten gemeldet hatte. Minuten später jagten sechs Hubschrauber im Tiefflug über Tomisenkows Stellungen hinweg.
„Feuer!" brüllte der General in den Lärm der Flügelschrauben.
Alicharin las den Befehl mehr von seinen Lippen ab, als er ihn tatsächlich hörte. Im selben Moment jagte die erste Garbe aus dem luftgekühlten Lauf. Nur um Sekunden später setzten die entfernteren Maschinengewehre ein. Sie mischten sich mit wütendem, stoßweisen Gebell in das ruhige Dröhnen der Helikopter und Angreifer.
Es war offensichtlich, daß Oberst Raskujan die Feuerkraft seines Gegners weit unterschätzt hatte, denn sonst hätte er nie den Befehl zu einem so leichtsinnigen Tiefflug gegeben. Herumstrolchende Einzelgänger aus Wallerinskis Gruppe mochten
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