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0023 - Wir faßten in ein Wespennest

0023 - Wir faßten in ein Wespennest

Titel: 0023 - Wir faßten in ein Wespennest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir faßten in ein Wespennest
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zu Mister High zu gehen und mit Bedauern zu erklären, dass wir das Mädchen leider nicht bei Nelly gefunden hatten. Schön, im Grunde konnten wir uns keinen-Vorwurf machen. Schließlich sind wir Kriminalbeamte, keine Hellseher.
    Aber trotzdem.
    Hunderte von Polizisten machten jetzt von West nach Ost eine Großrazzia durch New York. Wo - wann - wie würde man das Mädchen finden, wenn man es überhaupt fand? Auch erschossen getötet -wie Ben Lodgers?
    Vielleicht auch am Pier neunzehn?
    Im Frachthafen?
    Ich warf die Zigarette weg. Mit einem Sprung saß ich im Jaguar. Die Reifen radierten sich ab, als ich aus der Ausfahrt bog. Ich kümmerte mich den Teufel um Geschwindigkeitsbeschränkungen. Mit einem Jaguar fährt man sowieso erst richtig, wenn man über die zulässigen Geschwindigkeiten hinaus ist. Und mir war es zum Speien gleichgültig, wie viele Strafmandate mir aufgeschrieben wurden.
    Ich sah deutlich das blasse, schöne Kindergesicht des Mädchens vor mir. Die dunklen Augen, in denen eine bittere Wehmut stand, die Klage von Generationen einer Rasse, die wir edelmütigen Menschen seit zwei Jahrtausenden über den Erdball gehetzt haben mit Verfolgung und Mord und Progrom.
    Leise zitterte die Tachometernadel. Hoch und gleichmäßig sang der starke Motor. Pier neunzehn. Frachthafen. Zwischen den Kisten. Da hatte Ben Lodgers Leiche gelegen. Von dort war alles ausgegangen. Knapp zwei Stunden, nachdem ich zum letzten Male mit Ben Lodgers gesprochen hatte.
    Ein tapferer, mutiger Junge hatte einer Gangsterbande Trotz geboten. Sein unbestechliches Gefühl für Gerechtigkeit hatte ihn zum Anwalt von viertausend Zeitungsboys gemacht. Aus diesem Holze waren die Männer wie Lincoln geschnitzt worden. Die Männer die immer auf der Seite der Sklaven, der Unterdrückten, der imschuldig Verfolgten standen.
    Und jetzt war das Mädchen in den Kreis dieses erbarmungslosen Kampfes einbezogen worden. Mörder in Menschengestalt hatten ihre Hand, ihre verdammte blutbefleckte Hand auf das Mädchen gelegt.
    Ich trat auf die Bremse. Kreischend scheuerte der Jaguar über die Steine. Stand endlich.
    Ich stieg aus. Meine Lippen lagen hart aufeinander. Pier neunzehn lag vor mir. Pier neunzehn vom Frachthafen.
    Langsam ging ich der Stelle zu, wo sie Ben Lodgers gefunden hatten Alles an diesem Fall war so klar - nur der Täter, das Haupt der Gangster fehlte.
    Viertausend Zeitungsboys sollten monatlich je fünf Dollar an eine Gangsterbande zahlen. Damit die Jungen begriffen, in welcher Lage sie sich befanden, hatten diese Schweine davor zurückgeschreckt, ein paar von den kleinen Boys einzeln zu verprügeln. Arme, kleine, wehrlose Kinder waren von brutalen Männerfäusten misshandelt worden. Für ein paar dreckige Dollars. Dann kam Ben Lodgers und suchte Kontakt zur Polizei. Obgleich es ihm die Gangster verboten hatten. Sie beobachteten ihn. Sahen, dass er auf der Straße ein paar Worte mit mir wechselte. In der kurzen Zeit hatte er mir nicht viel erzählen können. Also musste er beseitigt werden, bevor er dazu kam, mehr auszupläudem. Man ermordete ihn. Man besuchte seine Beerdigung. Sah, dass ich mich um die Sache kümmerte. Sah mich in Gesellschaft des Mädchens. - Schon verschwindet die Kleine. Irgendwie erfahren die Gangster, dass mich die Boys zu ihrem abendlichen Geheimtreffen in der Großgarage bestellt haben. Sie schicken ein paar Gangster hin mit dem Auftrag, mich zu erledigen. Ich habe Glück, weil ich schnell reagiere. Ein unschuldiger Zeitungsboy muss es mit seinem Leben bezahlen.
    Und für all das ist ein Mann verantwortlich. Hooland. Hooland. Immer wieder: Hooland. Man kann sich diesen Namen nicht oft genug vorsagen: Hooland. Man muss diesen Namen sagen, wie man Krieg, wie man Gift, wie man Mord und unmenschliche Gemeinheit sagt: Hooland. Krieg. Hooland. Mord. Hooland. Hooland.
    Es war kein Wunder, dass ich stürzte.
    Ich hatte nicht auf den Weg geachtet. Die Gedanken hatten mich aus der Wirklichkeit gerissen. Und nun lag ich auf einmal mitten auf dem Pier neunzehn und fühlte, wie sich mein linker Fuß in etwas verfangen hatte. Ich richtete mich halb auf.
    Ich war in einer Taurolle hängen geblieben. Das starke Seil schlang sich wie eine Schlange um meinen Fuß. Ich entwirrte es. Plötzlich sah ich das Papier in der Taurolle. Es war schmutzig und zerknüllt. Aber ich griff doch danach. Es sah nicht aus, wie der Rest einer Zigarettenschachtel oder ähnlicher Abfall.
    Ich faltete es auseinander.
    »Wer auch immer diesen Zettel

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